Uferschwalbenkolonie am Weißen Berg

Das gute Wetter über das Pfingstwochenende konnte ich nutzen, um per Kanu die Uferschwalbenkolonie am "Weißen Berg" (Halbinsel Gnitz) zu besuchen. Bisher wurde dieser Bereich durch Wolfgang Nehls "beackert", da der Zugang allerdings sehr beschwerlich ist, ist ihm die jährliche Zählung leider nicht mehr möglich. Also heißt es nun für mich im wahrsten Sinne des Wortes: "Auf zu neuen Ufern". Es war die erste Zählung dieser Art für mich und ich war doch sehr erstaunt, wieviel Trubel an den Nisthöhlen herrschte. Zumal dies jährlich ganz unterschiedlich ausfallen kann, es gab wohl auch schon Jahre, in denen nur sehr wenige bis keine Uferschwalben in den Sandklippen genistet haben. 

 

Der "Weiße Berg" ist der einzige natürlich Brutplatz von Uferschwalben auf der Insel Usedom, alle anderen Kolonien findet man meist in Kiesgruben. Uferschwalben gehören zu den kleinsten europäischen Schwalben und bevorzugen  vegetationsfreie Bereiche an Steilhängen. Ab Mitte April kehren sie aus ihren Winterquartieren zurück und besiedeln entweder bereist vorhandene Bruthöhlen oder bauen sich neue Nisthöhlen, die sie am Ende auspolstern. 

am Fliederberg
am Fliederberg

Auf meiner Tour konnte ich sowohl unbewohnte als auch bewohnte Nisthöhlen entdecken. Die alle zu zählen, war gar nicht so einfach. Am Ende konnte ich am Weißen Berg insgesamt ca. 380 Nisthöhlen zählen, am benachbarten Fliederberg waren es ca. 35. Diese waren allerdings nicht bewohnt. 

 

Auch die Nisthöhlen am Weißen Berg wurden nicht alle angeflogen, in 2 von den insgesamt 4 Bereichen herrschte allerdings an gut 280 Höhlen reger Flugbetrieb. Die restlichen Höhlen waren offenbar noch aus den letzten Jahren und nicht bewohnt. 

Auffällig ist auch, wie weit die Steilküste inzwischen zum Teil bereits ausgespült und abgebrochen ist. Von oben ist dies teilweise nicht einzusehen, aber vom Wasser aus kann man gut erkennen wie abenteuerlich der Weg entlang der Steilküste teilweise schon ist. Aber selbst an sehr offensichtlichen Stellen scheut sich manch wagemutiger Wanderer nicht davor, noch einen Blick direkt über die Abbruchkante zu werfen. Einige besonders Mutige nehmen auch gern den direkten Weg nach unten, wie man auf dem nachfolgenden Foro erkennen kann. Ganz klar ist dort auch zu sehen, was solche Ausflüge bewirken. Vom eigenen Risiko des Absturzes ganz abgesehen (wir erinnern hier ungern an die zum Teil tödlichen Unfälle an Rügens Kreideklippen), werden durch derartige Aktionen leider auch wertvolle Lebensräume zerstört. Auf meinen Hinweis und meine Bitte, den Weg nach oben wieder aufzunehmen, stieß ich auf etwas Unverständnis und den Hinweis, dass es nirgendwo ein Schild gibt, auf dem vermerkt ist, dass das Klettern an dieser Stelle nicht erlaubt ist. Das lasse ich gern unkommentiert stehen. 

falsch abgebogen
falsch abgebogen

Bericht und Fotos: Jana Freitag

14.06.2022