Datum der Zählung war der 14.01./15.01.2023. Insgesamt beteiligten sich 18 Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe Usedom an der Zählung, sowie im Peenetal und am Peenestrom einige externe Ornithologen als wichtige und hilfreiche Unterstützung. Dazu kamen mehrere neue Interessenten, so dass damit der begonnene Generationswechsel kontinuierlich fortgeführt werden kann. Ihnen sei hiermit herzlich Danke gesagt für ihren Einsatz im Gelände sowie die überwiegend schnelle Übermittlung der Daten.
Insgesamt sind es 16 Zählgebiete auf Usedom, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen. Alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet.
Außerdem fand der dritte (von vier) nationale Zähltermin für Gänse statt, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind.
Überwiegend wurden die Zählgebiete auch synchron an diesen beiden Tagen bearbeitet. Die Menge der Zählgebiete und die daraus resultierenden hohen Streckenlängen brachten es jedoch mit sich, dass einzelne Gebiete bzw. Abschnitte auch in den Tagen um das Zählwochenende bearbeitet werden mussten.
Mitte Dezember 2022 kam es zu einem kurzen, jedoch heftigen Wintereinbruch mit Temperaturen von bis zu -10°C im Binnenland und Schnee bis 15 cm im östlichen Landesteil. Alle Binnengewässer froren zu und auch an den inneren Küstengewässern bildete sich Eis. Das führte zu einer ausgeprägten Winterflucht vieler Wasservögel und auch anderer Arten. Mit einer westlichen Strömung setzte jedoch bald wieder Tauwetter ein. Die Hoffnung auf weiße Weihnachten wie 2021 erfüllte sich nicht, noch vor den Feiertagen war der Schnee zur Gänze verschwunden. Die Gewässer tauten um die Feiertage wieder auf und eine recht zögerliche Wiederbesiedlung durch Wasservögel setzte ein. Das betraf v. a. Gänse, Singschwäne und Säger, weniger Tauchenten und in noch wesentlich geringerem Maße Gründelenten.
Diese milde und relativ regenreiche Witterung mit teils kräftigen West- und Südwestwinden hielt auch in der ersten Januardekade an.
Am Zählwochenende hielt der Freitag die besten Bedingungen bereit. Es war zeitweise sogar sonnig, mild, mit wenig Wind, sehr guter Sicht und ohne Regen. Aber auch der Sonnabend und Sonntag blieben niederschlagsfrei, meist bedeckt und kurzen sonnigen Abschnitten. Am Sonntagnachmittag nahm der bisher mäßige Wind nochmal deutlich zu, aber da dürften die meisten Zähler bereits wieder zu Hause gewesen sein. Nur an Küsten mit auflandigem Wind (Nordküste Achterwasser und Stettiner Haff) störte Wellenschlag die Erfassung.
Durch das milde Wetter gab es überall Wasservögel zu zählen und kein Zähler ging leer aus. Viele Zähler, die ihr Gebiet schon jahrelang bearbeiten, verfügen über gute Ortskenntnisse und Erfahrungen. Sie wissen z. B. wo Muschelbänke im Gewässer sind und mit Tauchenten zu rechnen ist oder wo sich bei ungünstigen Windverhältnissen die Enten in windgeschützte Buchten zurückziehen, auf welchen Bäumen die Seeadler gern ruhen usw.
Durch die vorhergehenden Vereisungen waren wie in den Vorjahren auch keine neuen Rekorde zu erwarten. Aber darum geht es ja auch nicht, sondern um die fortlaufende Kontinuität in der Erfassung der Zählgebiete, nun schon über Jahrzehnte.
Dazu gibt es jährliche landesweite Auswertungen durch das BIOM-Büro und aus dem Jahr 2020 auch eine umfassende internationale Auswertung der Daten längs des gesamten Ostatlantischen Zugweges von Nordeuropa bis Südafrika, so dass man nachlesen kann, welche Ergebnisse aus anderen Ländern vorliegen, wie die Zählungen dort organisiert sind und welche Probleme es dort für die rastenden Wasservögel gibt bzw. was für ihren Schutz getan wird.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 84483 | 41582 | 49415 |
Mildwinter bzw. Übergangs- phase |
Mildwinter |
Mildwinter |
Diese Angaben sind nicht im meteorologischen Sinn zu verstehen, sondern beziehen sich auf die Bedingungen zum Zeitpunkt der Zählung.
2019 gab es insgesamt 40960 Wasservögel auf den Zählstrecken, 2020 42639, so dass die Jahre 2019, 2020, 2022 und 2023 ähnliche Bestände aufwiesen.
Nach einer doch so großen Anzahl sah es anfangs gar nicht aus, nachdem mehrere Zähler von eher geringeren Rastbeständen auf ihren Strecken berichtet hatten. Aber dann läpperte es sich doch noch tüchtig zusammen, v. a. die Meeresenten sorgten nochmal für eine Steigerung. Diese schon im Vorjahr formulierte Feststellung trifft erneut zu.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Artenzahl | 52 | 55 | 55 |
2013 waren es z.B. nur 31 Arten. Der vorjährige Höchstwert wurde damit erneut erreicht. Wobei davon 24 Arten (2022: 23 Arten) in Individuenzahlen von unter 50 vorkamen und davon wiederum 19 Arten (2022: 16 Arten) mit unter 10 Individuen. Aber gerade sie werten die Exkursion oft erheblich auf, sind das Salz in der Suppe der üblichen Verdächtigen.
Schwerpunktgebiete: (gab es in diesem Jahr fast gar nicht)
13 der 16 Gebiete wiesen recht ausgeglichene vierstellige Anzahlen an Wasservögeln auf, davon sieben Gebiete zwischen knapp 4000 und gut 6000 Ind.
Gothensee: 6423 Ind.
Peenestrom Nord: 5850 Ind.
Peenestrom Mitte: 5209 Ind.
Unter den Spitzenreitern sind keine Gebiete an der Außenküste und auch nicht das Stettiner Haff, wie es noch im Vorjahr der Fall war. Beim Haff lag es vermutlich am auflandigem Wind, dem die Wasservogelscharen ans gegenüberliegende Ufer oder in geschützte Buchten ausgewichen waren.
Damit liegen diese drei Gebiete zahlenmäßig recht dicht beieinander, wobei sich das Artenspektrum teils erheblich unterscheidet. Auffallend wenige Wasservögel hielten sich auf den Peenepoldern auf, was aber auch nicht verwundert, denn diese Gebiete waren Mitte Dezember zugefroren und im Januar wieder aufgetaut. Die Wiederbesiedlung durch Wasservögel verläuft dann im Mittwinter erfahrungsgemäß recht zögerlich.
Kormoran
Wieder der Spitzenplatz für den Fischfresser. Kein Absturz im vorigen Jahr, sondern Winterflucht. Die Art reagiert sehr flexibel auf die Witterung, weicht Vereisungen nach Westeuropa aus, verbleibt in Mildwintern in hoher Zahl bei uns. Wobei die überwinternden Kormorane zum großen Teil nicht der heimischen Brutpopulation angehören, sondern aus dem gesamten Baltikum kommen, wie man von Ringfunden und besenderten Kormoranen weiß.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 5518 | 1503 | 5041 |
Trauerente
Erheblich mehr als in den Vorjahren, bisheriges Allzeithoch. Dabei sind die Bestände aller Meeresentenarten stark rückläufig. Trauerenten rasten oft küstenfern, z. B. in der Pommerschen Bucht, wo sie in acht bis zehn Meter Tiefe nach Muscheln tauchen. Manchmal sind sie jedoch auch küstennäher zu beobachten wie in diesem Jahr.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 2638 | 2574 | 4156 |
Stockente
Ein mittleres Ergebnis. Einerseits gab es witterungsbedingte Winterflucht, andererseits waren die verbliebenen Enten relativ gleichmäßig verteilt, sieht man von der hohen Zahl im Polder Johanneshof ab. Stellenweise fehlten sie jedoch fast völlig, wie am Stettiner Haff oder am mittleren Peenestrom um Wolgast, was dort vielleicht auch am fehlenden Getreideumschlag (Nahrung) gelegen haben kann.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 7348 | 2750 | 4064 |
Eisente
Viele, aber weniger als in den Vorjahren. Für diese Meeresente gilt Ähnliches wie bei der Trauerente.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 5055 | 3038 | 2287 |
Höckerschwan
Wie bei der Trauerente bisheriges Allzeithoch. Bisher nie gekannte Rastbestände auf dem Gothensee. Dort hat sich in den letzten Jahren die Wasserqualität erheblich verbessert. Das Wasser ist wieder klar und sauber, der Lichteinfall sorgt für verstärktes Pflanzenwachstum, die Nahrungsgrundlage für die zahlreichen Höckerschwäne und auch viele Gründel- und Tauchenten. Ursache für diese erfreuliche Entwicklung ist das Ausbleiben negativer Stoffeinträge (Gülle, Haushaltsabwässer, Düngung umliegender Flächen aus der Luft), wie es bis vor über 30 Jahren gängige Praxis war. So lange hat es nun gedauert, bis sich der See erholen konnte und die Selbstreinigungskräfte des Gewässers wieder in Gang gekommen sind. Am Zählwochenende gab es zudem lebhaften Durchzug von Höckerschwänen von West nach Ost, offenbar bedingt durch die milde Witterung.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 798 | 1163 |
1906 |
Nun die Gänse. Diese Artengruppe bildet seit Jahren einen Schwerpunkt unter den überwinternden Wasservögeln. Um die Bestände bzw. Zu- oder Abnahmen und jährlichen Schwankungen noch genauer erfassen zu können, gibt es den Gänsezensus, bei dem jeweils Mitte September, November, Januar und März die Gänse an Rast-, Nahrungs- und/oder Schlafplätzen erfasst werden.
Graugans
Weniger, aber immer noch genug. Die Art hat stark zugenommen, brütet inzwischen selbst an kleinen Gewässern, wenn Schutz für das Nest vorhanden ist. In milden Wintern verbleiben viele Graugänse östlich und kommen gar nicht bis zu uns. Andererseits überwintern in den letzten Jahren verstärkt Graugänse aus dem hohen Norden Finnlands, vom äußersten Nordostende der Ostsee bei uns, wie wir von Ablesungen halsbandmarkierter Graugänse wissen. Aber dort gibt es ja auch noch richtige Winter.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 3658 | 3701 | 2813 |
Blässgans
Schönes Beispiel für die jahrweise stark schwankenden Rastbestände, die nichts mit Zu- oder Abnahmen zu tun haben, sondern im Wesentlichen die Winterwitterung widerspiegeln. Diese Tatsache macht großräumige Synchronerfassungen unumgänglich, um belastbare Zahlen zu erhalten.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 7128 | 1903 | 3505 |
Saatgans
Siehe Blässgans. Wobei hier Tundrasaatgans und Waldsaatgans zusammengefasst sind. Unter günstigen Umständen lassen sich beide Arten im Feld unterscheiden, was manche Beobachter erfreulicherweise auch gemacht haben, so dass die Aussagen wesentlich genauer sind. Die Waldsaatgans hat ihren Rastschwerpunkt im Norden Deutschlands. Leider sind die Gesamtbestände seit Jahren stark rückläufig, nicht zuletzt durch starke Bejagung auf den Zugwegen und den Zwischenrastplätzen, selbst im Frühjahr, wenn die Vögel schon verpaart sind. Fällt dann ein Partner aus, findet in dem Jahr auch keine Reproduktion mehr statt, was sich stark negativ auf die Nachwuchsrate auswirkt. Die niedrigeren Werte bei beiden Arten 2022 sind auf Winterflucht zurückzuführen.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 2866 | 1045 | 2311 |
Weißwangengans
Der eigentliche Spitzenreiter bei der Gesamtzahl, absolutes Allzeithoch. Die Brutbestände haben in den letzten Jahren in der Arktis stark zugenommen. Zudem hat die Weißwangengans ihr Brutareal erheblich ausgedehnt und brütet nun bereits im Ostseeeinzugsgebiet, noch in geringer Zahl auch in Deutschland. Früher eher vergesellschaftet mit Blässgänsen, bildet sie nun häufig artreine Großtrupps oder Trupps mit beigemischten Blässgänsen. Die weitere Entwicklung ist ungewiss, wenn man sich die tausende Totfunde im vergangenen Jahr an der Nordseeküste anschaut, verursacht durch die Vogelgrippe.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 4212 | 1702 | 6108 |
Die Arten, die hier aufzuführen wären, sind alle bereits in den oben genannten Kategorien enthalten.
Auch wenig zu finden. Es ist eben die großräumige Wetterlage sowie der bisherige Wetterverlauf des Winters bei uns, nebst den konkreten Bedingungen am Zählwochenende, die hier entscheidend wirken. Natürlich neben populationsdynamischen Faktoren, die sich jedoch immer erst aus den Gesamtzahlen und oft erst nach längeren Zeitreihen abzeichnen.
Seeadler
Schwerpunktgebiete waren das südliche Achterwasser, das Peenetal und der südliche Peenestrom, wohin sie ihren Beutetieren, die überwiegend aus Wasservögeln, bevorzugt Gänsen, bestehen. Sind sie satt, ruhen sie auch gern in Deckung, wo sie auch gern vom Zähler übersehen werden.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 87 | 61 | 88 |
Die häufigste Kategorie, siehe oben.
Haubentaucher
Sonst eher oft auf der Ostsee und den inneren Küstengewässern rastend, überwinterten in diesem Jahr auch Haubentaucher auf den Binnenseen.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 427 | 673 | 460 |
Singschwan
Bei dieser Art macht‘s nicht nur der Winter, sondern auch die Nahrung. Herrscht monoton quadratkilometerweit Wintergetreide vor, fehlt die Art, weil Rapspflanzen bevorzugt werden. Zwar auch Monokultur, aber süß schmeckend. Schwerpunktgebiete sind der Usedomer Süden und das Peenetal. Dort werden die Polder als Schlafgewässer genutzt, von wo es dann nicht weit zum Buffet beim Landwirt ist.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 761 | 364 | 686 |
Zwergsäger
Bis auf die Außenküste, die auch nicht zur Rastgebietskulisse der Art gehört, fast überall anzutreffen, allerdings kaum größere Konzentrationen. Schwerpunktgebiete waren das Achterwasser und der Peenestrom.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 1167 | 2570 | 1505 |
Mittelsäger
Im Gegensatz zur vorigen Art im Winter fast ausschließlich auf die Außenküste beschränkt, wo sie bei küstenfernerem Aufenthalt der Erfassung entgeht. Während des Frühjahrszuges rasten Mittelsäger auch in beachtlichen Zahlen auf dem Stettiner Haff, oft am Rand von Ansammlungen von Berg- und Reiherenten.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 410 | 224 | 240 |
Blässralle
Sehr kälteempfindliche Art, die bei Frost schnell mit großräumigem Abzug reagiert. Blässrallen können nicht tief tauchen, so dass sie pflanzenreiche Flachgewässer zum Überleben benötigen.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 583 | 1026 | 777 |
Ebenfalls eine gut gefüllte Kategorie.
Graureiher
Die Fischnahrung muss erlangbar bleiben, sonst ist Abzug die bessere Überlebensstrategie.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 195 | 184 | 141 |
Silberreiher
Siehe Graureiher. Wobei sich Silberreiher stärker auf Alternativnahrung, z. B. Mäuse auf Wiesen umstellen können. Ein beeindruckendes Beispiel für Erfassungsschwierigkeiten zeigte sich am Schmollensee, wo neben einem Steg beim Betreten plötzlich 21 Silberreiher aus der Deckung im Schilf aufflogen, die sonst nicht zu sehen gewesen wären. Ein Stück weiter standen sieben Silberreiher an der Schilfkante. Als ein Seeadler vorbeiflog, waren es plötzlich 15 Silberreiher. Das mag auch als Hinweis dienen, die ermittelten Zahlen überzubewerten oder als absolut anzusehen.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 167 | 169 | 121 |
Bergente
Die Art rastet fast ausschließlich im Bereich der Peenemündung, dort jedoch in großer Zahl. Die Spandowerhagener Wiek dient dabei als Tagesschlafplatz, während nachts im Greifswalder Bodden und auch im nördlichen Peenestrom nach Muscheln getaucht wird. In diesem Jahr hielten sich die Bergenten mit ca. 30000 Ind. überwiegend westlicher auf und entgingen so unserer Statistik
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 19894 | 2496 | 2665 |
Reiherente
Diese geringe Zahl ist wirklich ungewöhnlich und kaum erklärbar. Es gab nur eine größere Konzentration im mittleren Peenestrom.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 8040 | 4918 | 1524 |
Schellente
Ähnlich wie bei der Reiherente. Viele sonst gut genutzte Gewässer wiesen kaum Schellenten auf, auf dem Achterwasser fehlte sie völlig, größere Konzentrationen gab es gar nicht.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 1948 | 1839 | 1263 |
Gänsesäger
Schwerpunkte waren das Achterwasser und der Peenestrom sowie der Schmollensee, wobei auch bei dieser Art eine eher gleichmäßige Verteilung zu beobachten war, während größere Trupps fehlten. Frieren Rastgewässer zu, weicht der Gänsesäger als Fischfresser nicht an die Außenküste aus, sondern zieht westwärts ab zu den Hauptrastgebieten am holländischen Ijsselmeer.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 2650 | 2924 | 1914 |
Möwen
Bei allen Arten fällt auf, dass es in manchen Jahren gut Übereinstimmungen der Rastbestände gibt, während in anderen Jahren deutliche Unterschiede zu sehen sind. Das hat überwiegend nahrungsökologische Gründe. Alle Arten fressen Fisch und können sehr flexibel auf Angebote reagieren. So war einige Tage vor der Zählung z. B. der Loddiner Hafen voller Möwen, weil dort jede Menge Fisch, v. a. Kaulbarsche standen, die leicht zu erbeuten waren. Am Zähltag selbst war das nicht der Fall. Sturmmöwen ernähren sich auch terrestrisch, z. B. auf überschwemmten Wiesen von ertrunkenen Regenwürmern, was in diesem Januar durch die mal wieder etwas reichlicheren Niederschläge der Fall war. Fehlt die passende erlangbare Nahrung, fehlen auch die Möwen, wandern ab oder entziehen sich küstenfern der Beobachtung.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Mantelmöwe | 202 | 145 | 103 |
Silbermöwe | 2340 | 1070 | 1153 |
Sturmmöwe | 493 | 963 | 920 |
Lachmöwe | 690 | 1092 | 1075 |
Kranich
Bei dieser Art hat die Frostperiode im Dezember doch zu größerem Abzug geführt. So war z. B. im Thurbruch im Gegensatz zu den Vorjahren kein einziges Revierpaar verblieben. Weit können sie jedoch nicht gewesen sein, denn zur Zählung waren die ersten bereits wieder da. Auch östlich gerichteter Durchzug kleinerer Trupps wurde beobachtet.
Jahr | 2021 | 2022 | 2023 |
Gesamtzahl | 202 | 117 | 41 |
Wo hier nun anfangen, es gab erneut etliche, die die Beobachter erfreuten und oftmals das Salz in der Beobachtungssuppe darstellen.
So weit im Osten stellen Winterbeobachtungen von Rotmilanen (noch) etwas Besonderes dar, wenngleich die Beobachtungen zunehmen. Die Art zieht im Winter eigentlich nach Südeuropa bis Spanien. Im atlantischer geprägten Westen des Landes gibt es jährlich einzelne Überwinterungsversuche, in Süddeutschland bereits kopfstarke Schlafplatzgesellschaften. In diesem Jahr waren es bei uns zwei Ind.
Beobachtungen von Limikolen sind zu jeder Jahreszeit faszinierend. In milden Wintern hat man sich an Große Brachvögel und Kiebitze fast schon gewöhnt. Auch in diesem gab Jahr es am Peenemünder Haken 122 Brachvögel. Kiebitze waren es nur 12 im Thurbruch und 7 im Peenetal. Sogar 6 Austernfischer am Ostseestrand am Peenemünder Haken fanden offenbar genug Muscheln zum Überleben. 2 Bekassinen am Stettiner Haff sind nicht viel, zeigen aber, dass die Art überwintern kann und wohl häufiger übersehen wird. 18 Sanderlinge oszillierten bei Karlshagen immer mit dem Wellenschlag am Strand entlang. Ständig am Picken, war nicht auszumachen, was für kleine Nahrungsbestandteile sie dort erbeuteten.
Wieder nur ein Eisvogel, wie im Vorjahr, im Gegensatz zu 14 im Jahr 2021 zeigt, dass sich die Art immer noch nicht von den vergangenen kurzen, aber heftigen Frostperioden erholt hat. Da sie kaum ziehen, wird es als Fischjäger bei Nahrungsknappheit schnell eng für sie.
In der Tabelle sind sicher noch mehr interessante Arten zu finden wie Teich- und Wasserrallen, die im Winter selten sind und sich oft nur durch Rufe am Gewässer nachweisen lassen.
Oder Greifvögel wie Wanderfalke und Raufußbussard, die zu den regelmäßigen Wintergästen gehören, die aber auch nicht dasitzen und mal nebenbei abgeholt werden können.
Oder auch manche Singvögel wie Bartmeisen, auf die man eher durch die charakteristischen Rufe aus dem Schilf aufmerksam wird. Einzelne Wiesen- und Bergpieper oder Raubwürger übersieht man ebenfalls schnell, aber auch sie vervollständigen das diesjährige Artenspektrum.
Bericht und Auswertung: Bernd Schirmeister