Auswertung der Mittwintervogelzählung 2024

Eisente in der Ostsee bei Zinnowitz / copyright: Winfried Becker
Eisente in der Ostsee bei Zinnowitz / copyright: Winfried Becker

1. Zählgebiete und Zähler

Datum der Zählung war der 13.01./14.01.2024. Insgesamt beteiligten sich 21 Mitglieder und Freunde der NABU-Regionalgruppe Usedom an der Zählung, sowie im Peenetal und am Peenestrom einige externe Ornithologen als wichtige und hilfreiche Unterstützung. Der begonnene Generationswechsel wurde kontinuierlich fortgeführt. Ihnen sei hiermit herzlich Danke gesagt für ihren Einsatz im Gelände sowie die überwiegend zeitnahe Übermittlung der Daten.

 

Insgesamt sind es 16 Zählgebiete auf Usedom, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen. Alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet.

 

Außerdem fand der dritte (von vier) nationale Zähltermin für Gänse statt, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind. Überwiegend wurden die Zählgebiete auch synchron an diesen beiden Tagen bearbeitet. Die Menge der Zählgebiete und die daraus resultierenden hohen Streckenlängen brachten es jedoch mit sich, dass einzelne Gebiete bzw. Abschnitte auch in den Tagen um das Zählwochenende bearbeitet werden mussten. 

2. Wetterbedingungen

Zählgruppe am Strand Peenemünde / copyright Winfried Becker
Zählgruppe am Strand Peenemünde / copyright Winfried Becker

Bereits zur Monatswende November/Dezember kam es im vergangenen Jahr zu einer winterlichen Witterungsphase. Es fielen bis zu 20 cm Schnee, die Temperaturen lagen auch tagsüber im Dauerfrostbereich, nachts bis -10°C, so dass alle Binnengewässer, auch die Peenepolder, zufroren. Die inneren Küstengewässer blieben eisfrei.

Im Laufe des Dezembers setzte mit einer starken westlichen Strömung zügig Tauwetter ein. Schnee und Eis schmolzen. Die Temperaturen stiegen bis 10°C. Häufig war es windig und es gab sehr viel Regen. So blieb es auch um den Jahreswechsel.

 

Am ersten Januarwochenende kam es mit einer kräftigen nördlichen Strömung von Skandinavien her zu einem erneuten Kälteeinbruch. Nachts fielen die Temperaturen bis -6°C, im Binnenland sogar bis -14°C. Tagsüber blieben die Temperaturen im einstelligen Frostbereich. Das führte zum Vereisen der meisten Binnengewässer. Manchmal blieben kleine Wasserlöcher frei, auf denen sich Wasservögel sammelten. Die inneren Küstengewässer Achterwasser, Stettiner Haff und der nördliche Peenestrom blieben bis auf einige vereiste Randbuchten eisfrei, während sich auf dem südlichen Peenestrom bereits größere Eisflächen ausgebildet hatten.

 

Am Freitag des Zählwochenendes erschwerte sehr schlechte Sicht noch zusätzlich die Erfassungen. Am Sonnabend und Sonntag waren die Sichtverhältnisse wieder richtig gut. Allerdings gab es bei leichten Plusgraden wiederholt kurze Regen- oder Schneeregenschauer. Der Wind hatte auf West gedreht und nahm im Laufe des Tages deutlich zu.

 

Am Montag gab es morgens heftigen Schneefall und Glatteis, so dass die Strecke am Stettiner Haff eine ziemliche Rutschpartie wurde. Probleme mit Wind und stärkerem Wellenschlag gab es für die Zähler am Achterwasser und Stettiner Haff. 

3. Ergebnisse

Durch die Vereisung der meisten Binnengewässer um die Monatswende November/Dezember waren diese Gewässer für Wasservögel nicht mehr nutzbar. So kam es zu großräumigen Verschiebungen, da auch in Skandinavien und im Baltikum der Winter Einzug gehalten hatte. Es gibt dann oft sogenannten Überzug, d. h. ansässige Populationen ziehen in Richtung Westeuropa, während östliche und nördliche Populationen bei uns Station machen, insbesondere auf der Ostsee und den inneren Küstengewässern.

 

Da es bereits vor Weihnachten wieder durchgreifend milder wurde, tauten die Seen recht schnell wieder auf, was zur Wiederbesiedlung durch Wasservögel führte, in allerdings schwächerem Ausmaß als vor der Vereisung. Die Anfang Januar einsetzende Frostperiode führte kurz vor dem Zähltermin erneut zu Winterfluchtbewegungen, so dass große Unsicherheiten bzgl. der zu erwartenden Ergebnisse bestanden.

Jahr 2022 2023 2024
 Gesamtzahl 41582 49415 52861
  (Mildwinter (Mildwinter) (Mildwinter bzw. Übergangsphase)

Diese Angaben sind nicht im meteorologischen Sinn zu verstehen, sondern beziehen sich auf die Bedingungen zum Zeitpunkt der Zählung.

 

2019 gab es insgesamt 40960 Wasservögel auf den Zählstrecken, 2020 42639, so dass die Jahre 2019, 2020, 2022 und 2023 ähnliche Bestände aufwiesen. 2024 liegt etwas darüber, was in Anbetracht der Eisverhältnisse doch erstaunlich ist.

Jahr 2022 2023 2024
Artenzahl 55 55 55

Aber z. B. waren es 2013 nur 31 Arten. Der vorjährige Höchstwert wurde damit erneut erreicht. Wobei davon 25 Arten (2023: 24 Arten)  in Individuenzahlen von unter 50 vorkamen und davon wiederum 17 Arten (2023: 19 Arten) mit unter 10 Individuen. Aber gerade sie werten die Exkursion oft erheblich auf, sind das Salz in der Suppe der üblichen Verdächtigen.

Schwerpunktgebiete:

  • Stettiner Haff = 12744 Ind.
  • Achterwasser Süd = 7935 Ind.
  • Peenestrom Süd = 7418 Ind.

Unter den Spitzenreitern sind keine Gebiete an der Außenküste, da es dort v. a. Konzentrationen von Meeresenten gab, während an den inneren Küstengewässern Tauchenten und Säger in teils großen Ansammlungen dominierten und in der Agrarlandschaft erneut tausende Gänse. Die Verteilung auf den inneren Küstengewässern stellte sich sehr unterschiedlich dar. So gab es auf dem Stettiner Haff große Wasservogelkonzentrationen, während es auf dem Achterwasser wenig zu sehen gab.

 

 

Überraschend ist auch, dass trotz der Frostperiode kein Zählgebiet ohne Wasservögel war. Auf den großen Binnenseen gab es eisfreie Löcher und Rinnen, an denen sich eine Menge Wasservögel aufhielten, teilweise auch an den Peenepoldern.

Silbermöwe 3-jährig / copyright: Winfried Becker
Silbermöwe 3-jährig / copyright: Winfried Becker

Häufigste Arten

  2022 2023 2024
 Reiherente 4918 1524 7916

Eine enorm hohe Zahl rastender Reiherenten, die sich sehr stark im Haff konzentrierten, wo es für die Muschelfresser offenbar geeignete Nahrungsgründe gab. Aber auch schon 2021 gab es mit 8040 Reiherenten hohe Rastbestände.


  2022 2023 2024
Stockente 2750 4064 8685

Das sind natürlich keine realen Zunahmen von Populationen. Solche Schlussfolgerungen lassen sich allerhöchstens und sehr vorsichtig aus den Gesamtdatensätzen ableiten. Hier handelt es sich vermutlich um Winterfluchtbewegungen. Stockenten sind als Gründelenten auf flache eisfreie Gewässerteile angewiesen. Sie nutzen aber auch vorübergehend Grünland zum Nahrungserwerb und sogar Wälder, wenn Eicheln und Bucheckern reichlich zur Verfügung stehen. Andere Gründelenten kamen nur in geringer Zahl zur Beobachtung, da die für diese Arten wichtigen Peenepolder weitestgehend zugefroren waren.     


  2022 2023 2024
 Gänsesäger 2924 1914 3240

Diese Fisch fressende Art nutzt insbesondere die inneren Küstengewässer und weicht bei Vereisungen kaum auf die Ostsee aus, sondern zieht dann weiter nach Westeuropa. Häufig sieht man Gänsesäger in größeren Trupps weit draußen auf dem Wasser dem Nahrungserwerb nachgehen, Wind und Wellen trotzend, oft von kreisenden Möwen begleitet, die so erfolgreich Fische erbeuten.   


  2022 2023 2024
 Kormoran 1503 5041 3200

Der nächste Fischfresser, auch wieder in hoher Zahl. Der Schlafplatz am Schmollensee war trotz wiederholter Vereisung durchgängig besetzt, eine erst seit wenigen Jahren zu beobachtende Entwicklung. In früheren Jahren wurde nach dem Zufrieren des Sees dieser umgehend verlassen.


Nun die Gänse. Diese Artengruppe bildet seit Jahren einen Schwerpunkt unter den überwinternden Wasservögeln. Um die Bestände bzw. Zu- oder Abnahmen und jährlichen Schwankungen noch genauer erfassen zu können, gibt es den Gänsezensus, bei dem jeweils Mitte September, November, Januar und März die Gänse an Rast-, Nahrungs- und/oder  Schlafplätzen erfasst werden. Mit 14844 Ind. bildeten die Gänse mehr als ein Drittel aller erfassten Wasservögel.

  2022 2023 2024
Graugans 3701 2813 3142

In ähnlichen Größenordnungen wie in den Vorjahren. Leider sterben die halsbandmarkierten Vögel nach und nach heraus, so dass über die Herkunft der Graugänse nur wenige Erkenntnisse vorliegen. Aber polnische und eine finnische Graugans konnten abgelesen werden.


  2022 2023 2024
Blässgans 1903 3505 2947

Schönes Beispiel für die jahrweise stark schwankenden Rastbestände, die nichts mit Zu- oder Abnahmen zu tun haben, sondern im Wesentlichen die Winterwitterung widerspiegeln. Diese Tatsache macht großräumige Synchronerfassungen unumgänglich, um belastbare Zahlen zu erhalten.


  2022 2023 2024
Saatgans 1045 2311 1685

Siehe Blässgans. Wobei hier Tundrasaatgans und Waldsaatgans zusammengefasst sind. Unter günstigen Umständen lassen sich beide Arten im Feld unterscheiden, was in diesem Jahr alle  Beobachter erfreulicherweise auch gemacht haben. Leider sind die Gesamtbestände der Waldsaatgans seit Jahren stark rückläufig, nicht zuletzt durch starke Bejagung auf den Zugwegen und den Zwischenrastplätzen, selbst im Frühjahr, wenn die Vögel schon verpaart sind. Fällt dann ein Partner aus, findet in dem Jahr auch keine Reproduktion mehr statt, was sich stark negativ auf die Nachwuchsrate auswirkt.


  2022 2023 2024
Weißwangengans 1702 6108 6693

Der eigentliche Spitzenreiter bei der Gesamtzahl, nach der Rekordzahl im vorigen Jahr erneutes Allzeithoch. Die Brutbestände haben in den letzten Jahren in der Arktis stark zugenommen. Zudem hat die Weißwangengans ihr Brutareal erheblich ausgedehnt und brütet nun bereits im Ostseeeinzugsgebiet, noch in geringer Zahl auch in Deutschland. Früher eher vergesellschaftet mit Blässgänsen, bildet sie nun häufig artreine Großtrupps oder Trupps mit beigemischten Blässgänsen. Die weitere Entwicklung ist trotzdem ungewiss, wenn man sich die tausende Totfunde in den letzten zwei Jahren an der Nordseeküste anschaut, verursacht durch die Vogelgrippe.

Weißwangengans / copyright: Klemens Karkow
Weißwangengans / copyright: Klemens Karkow

Deutlich mehr Vögel

 

 

Die Arten, die hier aufzuführen wären, sind alle bereits in den oben genannten Kategorien enthalten.


Gute Übereinstimmung

  2022 2023 2024
 Graureiher 184 141 149

Die Art braucht als Fischfresser offene Gewässer, bei starken Vereisungen gibt es manchmal hohe Winterverluste, wenn die Art nicht rechtzeitig ausweicht, was in Mildwintern kaum notwendig ist, bei plötzlichen Frosteinbrüchen aber verhängnisvoll wirkt. Teilweise können die Vögel dann im Grünland nach Mäusen jagen.


  2022 2023 2024
Mittelsäger 224 240 239

Der Säger des Meeres, nur selten auf den inneren Küstengewässern anzutreffen. Ausnahme bildet das Stettiner Haff, aber auch nur während des Frühjahrszuges. Die Zahlen deuten auf einen seit Jahren vergleichbaren und stabilen Winterbestand hin.


  2022 2023 2024
Blässralle 777 1026 758

Die Art ist kälteempfindlich und bevorzugt geringe Tauchtiefen, wo sie nach Mollusken und Pflanzen taucht. Am Haff wurde sie truppweise in windgeschützten Buchten oft direkt an den Schilfkanten angetroffen.


  2022 2023 2024
Silbermöwe 1070 1153 1167

Silbermöwen halten sich oft bei anderen Fisch fressenden Arten wie Kormoranen und Gänsesägern auf, wo sie den auftauchenden Vögeln Fische abjagen oder aufgescheuchte Fische erbeuten. Nach Stürmen kommen sie an die Strände, um sich von den massenhaft angespülten Muscheln zu ernähren. Etwa die Hälfte der Silbermöwen hielt sich an der Außenküste auf, viele auch an den Eiskanten des Achterwassers.


  2022 2023 2024
Seeadler 61 88 97

Wenn es Eis gibt wie in diesem Jahr, dann sind auch die Seeadler bevorzugt dort. Am Schmollensee saßen acht Adler auf dem Eis, am südlichen Achterwasser 27. Dort stellen

 

sie erfolgreich auftauchenden oder rastenden Wasservögeln nach, wie bei der Zählung mehrfach beobachtet werden konnte. Vor allem Jungadler sitzen gern gruppenweise zusammen und lassen sich dann auch gut erfassen.


Schwankende Bestände

Die häufigste Kategorie, siehe oben.

  2022 2023 2024
Sterntaucher 58 7 36

Diese Art aus der Gruppe der Seetaucher ist nur auf dem Meer anzutreffen, so dass Sichtungen stark witterungsabhängig sind. Sterntaucher können tief und lange tauchen, halten sich oft küstenfern auf, so dass die Daten nicht den realen Winterbestand abbilden.


  2022 2023 2024
 Tafelente 397 2001 34

Die letzten drei Jahre zeigen ein typisches Bild bei dieser Tauchente. Die Spanne reicht in den letzten Jahren von einstellig bis über 2500 Ind. Die Art tritt oft zusammen mit Reiherenten auf, bevorzugt dabei die inneren Küstengewässer. Das Vorkommen ist damit stark abhängig vom Vereisungsgrad, aber v. a. vom ebenfalls schwankenden Nahrungsangebot, das überwiegend aus Mollusken besteht.


  2022 2023 2024
Singschwan 364 686 429

Bei dieser Art macht‘s nicht nur der Winter, sondern auch die Nahrung. Herrscht monoton quadratkilometerweit Wintergetreide vor, fehlt die Art, weil Rapspflanzen bevorzugt werden. Zwar auch Monokultur, aber süß schmeckend. Schwerpunktgebiete sind der Usedomer Süden und das Peenetal. Dort werden die Polder als Schlafgewässer genutzt, von wo es dann nicht weit zum Buffet beim Landwirt ist. 

Singschwan / copyright: Kathy Büscher, NABU Rinteln
Singschwan / copyright: Kathy Büscher, NABU Rinteln

Deutlich weniger Vögel

Eine ebenfalls gut gefüllte Kategorie.

  2022 2023 2024
Haubentaucher 673 460 315

Bei Vereisungen weichen Haubentaucher normalerweise auf die eisfreie Ostsee aus, wo sie problemlos Fische erbeuten können. Das ist in diesem Jahr in deutlich geringerem Umfang passiert. Ebenso gab es kaum Haubentaucher auf Haff und Achterwasser, so dass wohl von Winterflucht auszugehen ist.


  2022 2023 2024
Silberreiher 169 121 84

Nun wurde es dieser eigentlich südeuropäischen Art wohl doch zu winterlich. Aber Winter ganz ohne Silberreiher gibt es nicht mehr. Eigentlich schneeweiß und auffällig, können sich dieser großen Vögel manchmal jedoch der Beobachtung entziehen, wenn sie gut gedeckt im dichten Schilf ruhen. So stiegen am Zähltag plötzlich über 25 Silberreiher an der Zecheriner Brücke auf, die vorher nicht zu sehen waren.


  2022 2023 2024
Zwergsäger 2570 1505 879

Die Art weicht bei Vereisungen nicht auf die Ostsee aus, sondern verlässt unsere Region in Richtung Westeuropa, wo am holländischen Ijsselmeer ein wichtiges Rastgebiet besteht. Die Art fischt auch nicht wie oft der Gänsesäger im offenen Freiwasser, sondern bevorzugt geschützte Buchten mit flacherem Wasser. Oft wird direkt an den Schilfkanten oder an Böschungskanten getaucht, wo sich Kleinfische als ihre Hauptbeute konzentrieren.


  2022 2023 2024
Höckerschwan 1163 1906 608

Mit meistens nur dreistelligen Winterbeständen gab es in den beiden Vorjahren deutlich mehr Höckerschwäne, vermutlich infolge der durchgehend milden Witterung. Die Frosteinbrüche und Vereisungen haben nun viele zum Weiterzug gezwungen, da sie Flachwasser zum Gründeln benötigen. Die Art ist in geringerer Zahl als Singschwäne auf Raps- oder Maisäckern in der Agrarlandschaft anzutreffen.


Besonderheiten

Wo hier nun anfangen, es gab erneut etliche, die die Beobachter erfreuten und oftmals das Salz in der Beobachtungssuppe darstellen.

 

Zuerst sei hier die Rothalsgans genannt, da sie bei uns ein nur seltener Wintergast ist. Diese wunderschöne kleine Gänseart brütet weit östlich in Sibirien ab der Taimyrhalbinsel und zieht zum Überwintern nach Rumänien und Bulgarien in die Schwarzmeerregion. Jährlich werden jedoch einzelne Ind., meist Jungvögel, von den Schwärmen der westwärts ziehenden Weißwangengänse mitgerissen und kommen so zu uns. Es gehört Glück und Ausdauer beim Suchen dazu, sie in den großen Schwärmen der schwarz- weißen Weißwangengänse zu entdecken. Eine Sichtung gehört zweifellos zu den Höhepunkten eines Beobachtungstages. Diese Rothalsgans wurde am 02.01. im Thurbruch entdeckt, am 14.01. dann bei Papendorf nahe Lassan und am 23.01. wieder im Thurbruch, jedes Mal zwischen knapp 3500 Weißwangengänsen. Dieses Beispiel zeigt nachvollziehbar, wie die großen Gänseschwärme in der Region umherziehen und die Agrarlandschaft nutzen.

 

So weit im Osten stellen Winterbeobachtungen von Rotmilanen (noch) etwas Besonderes dar, wenngleich die Beobachtungen zunehmen. Die Art zieht im Winter eigentlich nach Südeuropa bis Spanien. Im atlantischer geprägten Westen des Landes gibt es jährlich einzelne Überwinterungsversuche, in Süddeutschland bereits kopfstarke Schlafplatzgesellschaften. In diesem Jahr waren es bei uns fünf Ind.

 

Beobachtungen von Limicolen sind zu jeder Jahreszeit faszinierend. In milden Wintern hat man sich an Große Brachvögel und Kiebitze fast schon gewöhnt. Auch in diesem gab Jahr es am Peenemünder Haken 181 Brachvögel. Kiebitze waren es nur 7 im Thurbruch. Sogar 6 Austernfischer am Ostseestrand von Peenemünde und Karlshagen fanden offenbar genug Muscheln zum Überleben. 22 Sanderlinge oszillierten bei Karlshagen immer mit dem Wellenschlag am Strand entlang. Ständig am Picken, war nicht auszumachen, was für kleine Nahrungsbestandteile sie dort erbeuteten. Erstaunlich sind die 180 Alpenstrandläufer am Peenemünder Haken. Eigentlich waren die für die Nahrungssuche notwendigen Sandbänke und Windwatten mit stocherfähigem Boden in diesem Winter schon mal hart gefroren. Die Vögel weichen aber auch an den offenen Ostseestrand aus und kommen dort mit Störungen durch Strandspaziergänger zurecht.

 

In der Tabelle sind sicher noch mehr interessante Arten zu finden wie Teichrallen, die im Winter selten sind und sich oft nur durch Rufe am Gewässer  nachweisen lassen. Oder Greifvögel wie Raufußbussard, Kornweihe und Wanderfalke, die zu den regelmäßigen Wintergästen gehören, die aber auch nicht dasitzen und mal nebenbei abgeholt werden können. Oder auch manche Singvögel wie Bartmeisen, auf die man eher durch die charakteristischen Rufe aus dem Schilf aufmerksam wird. Einzelne Wiesenpieper oder Raubwürger übersieht man ebenfalls schnell, aber auch sie vervollständigen das diesjährige Artenspektrum. 

Bericht: Bernd Schirmeister

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Auswertung der Mittwintervogelzählung 2024
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