Datum der Zählung war der 11.01./12.01.2025. Insgesamt beteiligten sich 15 Mitglieder und Freunde der NABU - Regionalgruppe Usedom sowie zwei Ranger des Naturparkes Usedom an der Zählung, dazu im Peenetal und am Peenestrom einige externe Ornithologen als wichtige und hilfreiche Unterstützung. Der begonnene Generationswechsel wurde fortgeführt. Ihnen sei hiermit herzlich Danke gesagt für ihren Einsatz im Gelände sowie die überwiegend zeitnahe Übermittlung der Daten.
Allerdings erwiesen sich Organisation und Durchführung der Zählung in diesem Jahr unerwartet schwierig. Es gab einige kurzfristige Absagen, so dass improvisiert werden musste, um alle Zählgebiete abzusichern. Dazu kam schlecht vorhersagbares Wetter als weiterer Unsicherheitsfaktor. Ein Zähler übermittelte seine Daten sehr stark zeitverzögert (Peenetal), ein anderer trotz Teilnahme an der Zählung gar nicht (südlicher Peenestrom). Dadurch gerieten die vollständige Zusammenstellung der Datenübersicht sowie die zeitnahe Auswertung sehr ins Hintertreffen.
Ziel muss zukünftig in jedem Fall die Sinnhaftigkeit der Zählung sein. Bei ungünstigen äußeren Bedingungen (Sturm, Wellenschlag, schlechte Sicht) macht eine Erfassung an den großen Gewässern wenig Sinn, weil man quasi nur da ist, aber kein repräsentatives Ergebnis erzielen kann, was man im Prinzip auch schon vorher weiß. Dabei bleiben auch das Naturerlebnis und der Spaß an der Aufgabe auf der Strecke. Hier sollte zukünftig mehr zeitliche Flexibilität von den Zählern genutzt werden, denen es möglich ist. Nicht ganz synchron gezählt ist besser, als gar nicht gezählt und auch besser, als wenn die Bedingungen eine vernünftige Erfassung nicht zulassen.
Insgesamt sind es 16 Zählgebiete auf Usedom, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen. Alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet. Außerdem fand der dritte (von vier) nationale Zähltermin für Gänse statt, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind. Ebenso eine deutschlandweite Erfassung der Rastbestände des Zwergschwans, die für unsere Region weniger bedeutsam ist, da es hier kaum rastende oder überwinternde Zwergschwäne gibt.
Überwiegend wurden die Zählgebiete auch synchron am Wochenende bearbeitet. Die Menge der Zählgebiete und die daraus resultierenden hohen Streckenlängen sowie das extrem schlechte Wetter am Sonnabend brachten es jedoch mit sich, dass einzelne Gebiete bzw. Abschnitte auch in den Tagen um das Zählwochenende bearbeitet werden mussten.
Der gesamte Spätherbst und Frühwinter verlief unter dem Einfluss atlantischer Tiefausläufer mild, häufig war es windig und sehr regnerisch. Auch der Jahreswechsel verlief mild.
In der ersten Januarwoche trat jedoch ein Wetterwechsel ein. Nach Durchzug eines Sturmtiefs strömte kurzzeitig kältere Polarluft ein, es gab Frost bis -5°C und an einem Tag Schneefall bis 2 cm. Erste kleinere Gewässer froren zu. Danach wurde es jedoch schnell wieder milder, bevor zu Beginn der zweiten Januardekade erneut kältere Luft einströmte. Es gab wieder leichten Frost und auch etwas Schneefall.
Am Donnerstag vor dem Zählwochenende gab es beste Erfassungsbedingungen, leichte Plusgrade, klarer Himmel mit sehr guter Sicht und fast kein Wind. Wohl dem, der diesen Tag nutzen konnte.
Auch am Freitag waren die Bedingungen sehr gut. Morgens zogen letzte Schneeschauer ab, die Luft war klar mit bester Sicht und der Wind nur schwach bis mäßig aus West. Schön, dass diese beiden Tage von vielen Zählern genutzt werden konnten.
Am Sonnabend, dem ja eigentlichen Zähltermin, ging gar nichts. Schon der von Norden einsetzende Sturm hätte genügt, um jegliches Zählen sinnlos zu machen, insbesondere an den großen Gewässern. Schon am Vormittag setzte jedoch zusätzlich noch starker Schneefall ein, der den ganzen Tag über anhielt. Sicht fast Null, alles verschwand alles hinter einer weißen Wand. Wohl dem, der an diesem Tag nicht zählen musste.
Am Sonntag war das Sturmtief abgezogen. Die Sonne schien zeitweise und es herrschten hervorragende Sichtbedingungen. Nur der Wind blies noch mäßig aus N, so dass an der Ostsee Wellenschlag störte.
Auch am Montag waren die Erfassungsbedingungen sehr gut. Es war zwar kalt (bis -5°C), aber sehr sonnig und kaum windig mit wieder sehr guter Sicht. Allerdings führte der Frost zum Zufrieren etlicher Binnengewässer, so dass es zumindest zu kleinräumigen Verlagerungen der Wasservogelrastbestände kam.
Jahr | 2023 | 2024 | 2025 |
Gesamtzahl |
49415 (Mildwinter) |
52861 (Mildwinter bzw. Übergangsphase) |
86264 (Mildwinter) |
Diese Angaben sind nicht im meteorologischen Sinn zu verstehen, sondern beziehen sich auf die Bedingungen zum Zeitpunkt der Zählung.
Eine solch enorm hohe Gesamtzahl wurde seit 1990 überhaupt erst einmal registriert, 2021 mit 84483 Wasservögeln, aber da waren allein 20000 Bergenten dabei. 2015 gab es 58338 Ind., ansonsten meist zwischen 40000 und 50000 Wasservögeln, in strengeren Wintern auch deutlich weniger.
Unter diesem Aspekt muss die Zahl auch gesehen werden. Die fast durchgängig milde Witterung veranlasste sehr viele Wasservögel zum Bleiben, Zuzügler richteten sich hier ebenfalls häuslich ein und verzichteten auf den Weiterflug.
Jahr | 2023 | 2024 | 2025 |
Artenzahl | 55 | 55 | 64 |
2013 waren es z.B. nur 31 Arten. Der vorjährige Höchstwert wurde damit nochmals überboten. Wobei davon 31 Arten (2024: 25 Arten) in Individuenzahlen von unter 50 vorkamen und davon wiederum 19 Arten (2024: 17 Arten) mit unter 10 Individuen. Aber gerade sie werten die Exkursion oft erheblich auf, sind das Salz in der Suppe der üblichen Verdächtigen. Dabei müssen es gar nicht mal Seltenheiten sein, wie z. B. Basstölpel oder Knutt und Zwergmöwe im Winter, sonst durchaus häufige Arten wie z. B. Rothals- oder Zwergtaucher werden im Winter nicht jährlich zur MWZ beobachtet.
Gothensee | 18460 Ind. |
Stettiner Haff | 15218 Ind. |
Schmollensee | 8037 Ind. |
Achterwasser Süd | 5916 Ind. |
Dabei dominiert oft eine Art das Geschehen. An den beiden Binnenseen waren es jeweils ca. 6000 Kormorane, auf dem Stettiner Haff über 8000 Reiherenten und in der Agrarlandschaft oft tausende Gänse.
2023 | 2024 | 2025 | |
Kormoran | 5041 | 3200 | 13495 |
Ein Fischfresser als Spitzenreiter. Die beiden Schlafplätze am Gothensee und Schmollensee waren seit dem Herbst durchgängig besetzt, wie wiederholte Synchronzählungen zeigten. Im Herbst fliegen diese Kormorane ausschließlich auf die Ostsee zum Fischen, ganz überwiegend östlich in polnische Gewässer, was ganz sicher am Angebot liegt und nicht am Preis. Die Vögel vom Schlafplatz Schmollensee flogen mit Winterbeginn auch verstärkt auf das Achterwasser, so dass dort Tageszahlen nicht berücksichtigt wurden, um Doppelzählungen zu vermeiden. Dazu kommt noch der Schlafplatz Kölpinsee mit ca. 300 Kormoranen, wo am Zählwochenende morgens der Abflug ebenfalls beobachtet wurde. Diese Kormorane fressen natürlich erhebliche Mengen Fisch (ca. 300 g/Tag/Vogel), aber das Beutevorkommen bestimmt die Anzahl der Beutegreifer und nicht umgekehrt.
Ein schönes Beispiel dafür, was man alles erfahren kann, wenn man sich mal nur mit einer Art über einen längeren Zeitraum regional intensiver beschäftigt.
2023 | 2024 | 2025 | |
Reiherente | 1524 | 7916 | 11220 |
Eine enorm hohe Zahl rastender Reiherenten, die sich sehr stark im Haff konzentrierten, wo es für die Muschelfresser offenbar geeignete Nahrungsgründe gab. Aber auch schon 2021 gab es mit 8040 Reiherenten hohe Rastbestände. Auffallend wenige Reiherenten wurden auf dem Achterwasser und im Gegensatz zu früheren Jahren auch auf dem Peenestrom beobachtet, wofür vermutlich nahrungsökologische Gründe ausschlaggebend sind.
2023 | 2024 | 2025 | |
Stockente | 4064 | 8685 | 8161 |
Häufigste Gründelente, allgegenwärtig in diesem Jahr. Auch auf kleinen Gewässern wie dem Wolgastsee und dem Großen Krebssee gab es Ansammlungen von jeweils fast 1000 Ind.
2023 | 2024 | 2025 | |
Gänsesäger | 2924 | 1914 | 3240 |
Diese Fisch fressende Art nutzt insbesondere die inneren Küstengewässer und weicht bei Vereisungen kaum auf die Ostsee aus, sondern zieht dann weiter nach Westeuropa. Häufig sieht man Gänsesäger in größeren Trupps weit draußen auf dem Wasser dem Nahrungserwerb nachgehen, Wind und Wellen trotzend, oft von kreisenden Möwen begleitet, die so erfolgreich Fische erbeuten.
Nun die Gänse:
Diese Artengruppe bildet seit Jahren einen Schwerpunkt unter den überwinternden Wasservögeln. Um die Bestände bzw. Zu- oder Abnahmen und jährlichen Schwankungen noch genauer erfassen zu können, gibt es den Gänsezensus, bei dem jeweils Mitte September, November, Januar und März die Gänse an Rast-, Nahrungs- und/oder Schlafplätzen erfasst werden. Im vorigen Jahr waren es mit 14844 Ind. mehr als ein Drittel aller erfassten Wasservögel. In diesem Jahr lag dieser Wert mit allerdings 23004 Ind. ähnlich.
2023 | 2024 | 2025 | |
Graugänse | 2813 | 3143 | 3157 |
In ähnlichen Größenordnungen wie in den Vorjahren. Leider sterben die halsbandmarkierten Vögel nach und nach heraus, so dass über die Herkunft der Graugänse nur wenige Erkenntnisse vorliegen. Aber polnische und eine finnische Graugans konnten abgelesen werden.
2023 | 2024 | 2025 | |
Blässgans | 3505 | 2947 | 8913 |
Ein schönes Beispiel für die jahrweise stark schwankenden Rastbestände, die nichts mit Zu- oder Abnahmen zu tun haben, sondern im Wesentlichen die Winterwitterung widerspiegeln. Diese Tatsache macht großräumige Synchronerfassungen unumgänglich, um belastbare Zahlen zu erhalten.
2023 | 2024 | 2025 | |
Saatgans | 2311 | 1685 | 2453 |
Siehe Blässgans. Wobei hier Tundrasaatgans und Waldsaatgans zusammengefasst sind. Unter günstigen Umständen lassen sich beide Arten im Feld unterscheiden, was in diesem Jahr viele Beobachter erfreulicherweise auch gemacht haben, denn es wurden erfreuliche 1409 Ind. Waldsaatgänse differenziert. Leider sind die Gesamtbestände der Waldsaatgans seit Jahren stark rückläufig, nicht zuletzt durch starke Bejagung auf den Zugwegen und den Zwischenrastplätzen, selbst im Frühjahr, wenn die Vögel schon verpaart sind. Fällt dann ein Partner aus, findet in dem Jahr auch keine Reproduktion mehr statt, was sich stark negativ auf die Nachwuchsrate auswirkt
2023 | 2024 | 2025 | |
Weißwangengans | 6108 | 6693 | 9171 |
Ein Spitzenreiter bei der Gesamtzahl, nach der Rekordzahl im vorigen Jahr erneutes Allzeithoch. Diese Entwicklung setzte erst ab 2010 ein. Vorher wurde die Art in manchen Jahren nur in einstelligen Zahlen gelegentlich in den großen Trupps der Blässgänse beobachtet. Heute bildet sie oft große, artreine Schwärme, deren hundeartig kläffende Rufe die Akustik in manchen Wiesenniederungen bestimmen. Ihre Brutbestände haben in den letzten Jahren in der Arktis stark zugenommen, einerseits auf Grund besseren Schutzes. Zudem hat die Weißwangengans ihr Brutareal erheblich ausgedehnt und brütet nun bereits im Ostseeeinzugsgebiet, noch in geringer Zahl auch in Deutschland. Allerdings gab es in den letzten Jahren v. a. an der Nordsee enorm hohe Verluste durch die Vogelgrippe.
2023 | 2024 | 2025 | |
Silberreiher | 121 | 84 | 245 |
Inzwischen an den Gewässern oft häufiger als der Graureiher. Ganzjährig anwesend, in zunehmender Zahl nun auch im Winter, zumindest bei milder Witterung.
Die Art ist sehr mobil. So wurden wenige Tage vor der Zählung am südlichen Achterwasser ca. 300 Silberreiher beobachtet, am Zähltag „nur“ 60. Am Schmollensee waren es 7, während sich in der zweiten Januarhälfte dort hohe zweistellige Ansammlungen aufhalten.
Wenn die auffälligen weißen Silberreiher im hohen Schilf ruhen oder vor den Schilfkanten fischen, sind sie oft nur von exponierten Punkten zu entdecken. Oder man selbst oder ein vorbeifliegender Seeadler wird als Störung wahrgenommen, so dass sie kurz hochfliegen, um gleich darauf wieder in der Deckung zu verschwinden.
2023 | 2024 | 2025 | |
Blässralle | 1026 | 758 | 2797 |
Die Art ist kälteempfindlich und bevorzugt geringe Tauchtiefen, wo sie nach Mollusken und Pflanzen taucht. Auffällig große Rastansammlungen gab es erneut am Stettiner Haff, hier insbesondere an der Kehle, der Verbindung zwischen Haff und Usedomer See, wohin sich die Rallen nach dem vorangegangenen Sturm windgeschützt zurückgezogen hatten.
Am Gothensee halten sich bereits längere Zeit kopfstarke Trupps auf, ein gutes Indiz für die verbesserte Wasserqualität, die nun wieder die Entwicklung submerser Vegetation ermöglicht.
2023 | 2024 | 2025 | |
Silbermöwe | 1153 | 1167 | 2271 |
Der Sturm hatte sie in Mengen angelockt. Bereits am Freitag konnten an der Ostsee im Raum Karlshagen größere Ansammlungen am Strand beobachtet werden, wo es reichlich Muschelanwurf als Nahrungsgrundlage gab. Am Strand nahe der polnischen Grenze waren es dann jedoch fast 1000 Silbermöwen, die sich dort um die Muscheln balgten, vorwiegend die großen sättigenden Sandklaffmuscheln. Ringablesungen v. a. polnischer Silbermöwen zeigten, dass dann auch Vögel an die Strände gelockt werden, die sonst eher scheu sind und die auch im Winter menschenvollen Strände meiden.
2023 | 2024 | 2025 | |
Zwergsäger | 1505 | 879 | 3031 |
Für Winterflucht ins holländische Ijsselmeer gab es in diesem Jahr keine Veranlassung. Damit stellt unsere Region unter diesen Bedingungen ein bedeutendes Rastgebiet an der südlichen Ostseeküste dar. Verbreitungsschwerpunkte waren Haff und Achterwasser, aber auch der Gothensee, so dass dort Kleinfisch als Nahrungsgrundlage in ausreichender Menge vorhanden sein muss.
Die Art fischt auch nicht wie oft der Gänsesäger im offenen Freiwasser, sondern bevorzugt geschützte Buchten mit flacherem Wasser. Oft wird direkt an den Schilfkanten oder an Böschungskanten getaucht, wo sich Kleinfische als ihre Hauptbeute konzentrieren.
2023 | 2024 | 2025 | |
Sterntaucher | 7 | 36 | 36 |
Das waren natürlich nicht dieselben wie im Vorjahr. Diese Art aus der Gruppe der Seetaucher ist nur auf dem Meer anzutreffen, so dass Sichtungen stark witterungsabhängig sind. Sterntaucher können tief und lange tauchen, halten sich oft küstenfern auf, so dass die Daten nicht den realen Winterbestand abbilden. Am Freitag gab es interessanterweise im Inselnorden immer wieder Sterntaucher, die gerichtet nach Westen zogen.
2023 | 2024 | 2025 | |
Graureiher | 141 | 149 | 201 |
Naja, ein paar mehr waren es schon, aber auch 2022 z. B. 184. Die Art braucht als Fischfresser offene Gewässer, bei starken Vereisungen gibt es manchmal hohe Winterverluste, wenn die Art nicht rechtzeitig ausweicht, was in Mildwintern kaum notwendig ist, bei plötzlichen Frosteinbrüchen aber verhängnisvoll wirkt. Teilweise können die Vögel dann im Grünland nach Mäusen jagen.
2023 | 2024 | 2025 | |
Mittelsäger | 240 | 238 | 256 |
Der Säger des Meeres, nur selten auf den inneren Küstengewässern anzutreffen. Ausnahme bildet das Stettiner Haff, überwiegend während des Frühjahrszuges, aber überraschenderweise nun auch im Winter. Die Zahlen deuten auf einen seit Jahren vergleichbaren und stabilen Winterbestand hin.
2023 | 2024 | 2025 | |
Seeadler | 88 | 97 | 115 |
Naja, ein paar mehr waren es schon. Aber wenn sie satt und gut gedeckt in den Erlenbrüchen ruhen, übersieht man sie auch gern.
Auffällig in diesem Jahr ist die ungleiche Verteilung an den inneren Küstengewässern. Die Reviervögel verbleiben dabei überwiegend in den Brutgebieten.
Ringablesungen durch Olaf Wenzel belegen aber einen weiten Einzugsbereich v.a. von jungen Adlern aus ganz M-V, Brandenburg, Polen und selbst Skandinavien.
2023 | 2024 | 2025 | |
Haubentaucher | 460 | 315 | 639 |
Davon hielten sich allein auf dem Schmollensee 242 Ind. auf, eine dort zu dieser Zeit noch nie beobachtete Ansammlung. Die Taucher schwammen dabei in größeren Gruppen und fischten intensiv, was schon bei den Kormoranen aufgefallen war, die sonst den See nur zum Ruhen und Schlafen nutzen.
Auf der Ostsee, wo sie problemlos Fische erbeuten können, gab es nur im Norden nennenswerte Ansammlungen. Ebenso gab es wenig Haubentaucher auf Haff und Achterwasser.
2023 | 2024 | 2025 | |
Tafelente | 2001 | 34 | 5055 |
Die letzten drei Jahre zeigen ein typisches Bild bei dieser Tauchente. Die Spanne reicht dabei von ein- bis vierstelligen Ind.- zahlen.
Aber dieses Jahr bedeutet ein Allzeithoch, wobei ein artreiner Riesentrupp von 4300 Tafelenten im Twelen bei Netzelkow besonders bedeutsam ist.
Die Art bevorzugt dabei die inneren Küstengewässer und tritt oft zusammen mit Reiherenten auf, was in diesem Jahr weniger zu beobachten war. Das Vorkommen ist stark abhängig vom Vereisungsgrad, aber v. a. vom ebenfalls schwankenden Nahrungsangebot, das überwiegend aus Mollusken besteht.
2023 | 2024 | 2025 | |
Gänsesäger | 1914 | 3240 | 2634 |
Manche Zähler haben sie regelrecht vermisst, auch wenn es doch noch eine ganze Menge geworden sind. Eigentlich waren fast überall welche, aber nirgendwo auffällig viele. Ursache könnte hier die milde Witterung sein, die Gänsesäger verstärkt weiter östlich überwintern ließ.
2023 | 2024 | 2025 | |
Höckerschwan | 1906 | 608 | 1228 |
Mit meistens nur dreistelligen Winterbeständen gab es in den letzten Jahren deutlich mehr Höckerschwäne, vermutlich infolge der durchgehend milden Witterung.
Neben den schon immer hohen Winterbeständen am Peenemünder Haken hat sich auch der Gothensee als wichtiges Rastgewässer etabliert, wo vom Sommer an hohe Zahlen durchgängig bestehen, so dass die Schwäne ähnlich wie dort die Blässrallen das üppige Pflanzenangebot für sich nutzen können.
Die Art ist in geringerer Zahl als Singschwäne auch auf Raps- oder Maisäckern in der Agrarlandschaft anzutreffen.
2023 | 2024 | 2025 | |
Singschwan | 686 | 429 | 566 |
Bei dieser Art macht‘s nicht nur der Winter, sondern auch die Nahrung. Herrscht monoton quadratkilometerweit Wintergetreide vor, fehlt die Art, weil Rapspflanzen bevorzugt werden. Zwar auch Monokultur, aber süß schmeckend. In der Nähe der Nahrungsflächen müssen geeignete Schlafgewässer vorhanden sein (Peenestrom, Polder Klotzow), auf die sie abends einfliegen. Am Peenemünder Haken müssen sie das nicht, sondern schlafen gleich am Buffet.
Im Zählzeitraum gab es dazu in diesem Jahr immer wieder von Nordosten aus dem Baltikum einfliegende Trupps, was in den letzten Jahren typisch geworden ist. Sie kommen oft erst sehr spät und bleiben nicht lange. Oft sind viele im Februar bereits wieder in Lettland (Ringablesungen).
Für diese Kategorie musste ich ganz schön nach passenden Arten suchen.
2023 | 2024 | 2025 | |
Schellente | 1263 | 1615 | 1163 |
Keine Abnahme, die Schellenten waren einfach woanders. Schon auf der Südseite des Haffs gibt es große traditionelle Rastplätze, Nahrungsvorkommen schwanken und dann mag es durch den Sturm am Sonnabend auch noch zu Verlagerungen gekommen sein.
2023 | 2024 | 2025 | |
Eisente | 2287 | 1686 | 1001 |
Ebenfalls nicht unbedingt Abnahme, die Eisente ist eine Meeresente, die sich häufig fern der Küste aufhält, z. B. in der Pommerschen Bucht.
Im Inselnorden gibt es bei guter Sicht auch gute Beobachtungsmöglichkeiten, weil sich dort und um die Insel Greifswalder Oie vom Winter bis ins Frühjahr hinein große Rastbestände aufhalten.
Die Gesamtzählergebnisse der letzten Jahre deuten jedoch tatsächlich auf eine starke Abnahme der Art hin, so dass sie stärker in den Fokus des Artenschutzes rückt.
2023 | 2024 | 2025 | |
Mantelmöwe | 103 | 87 | 63 |
Keine Abnahme, die Art ernährt sich offshore, kommt auch bei gutem Nahrungsangebot nicht wie die Silbermöwe verstärkt an die Küste. Viele Mantelmöwen mögen auch im Baltikum verblieben sein.
Wieder zahlreich, sowohl das Artenspektrum als auch manche Anzahlen betreffend.
Basstölpel:
Was für ein Anblick, ein ruhig auf seinen langen Schwingen vorbeiziehender Basstölpel. Jana und ich hatten das Glück am Freitag an der Ostsee (ad.), mein Bruder und seine Tochter am Sonntag bei Heringsdorf (vorj.), also zwei verschiedene Ind. Letzterer mag vom Sturm am Sonnabend verdriftet worden sein. Aber schon an den Nordküsten von Rügen und Hiddensee gehören Basstölpel inzwischen in Winter zu normalen Erscheinungen, teils sogar in niedrigen zweistelligen Zahlen.
Hybrid Weißwangengans x Ringelgans:
Auch Tiere gehen fremd und dann staunt man manchmal, was dort plötzlich steht. Solche Mischverpaarungen kommen häufig an Rändern von Verbreitungsgebieten vor, wenn es an arteigenen Partnern fehlt. Oder auch in Gefangenschaft. Oder vielleicht auch aus Spaß. Allermeist haben diese Hybriden von beiden Elternteilen Merkmale mitbekommen, so dass eine Bestimmung möglich ist.
Nilgans:
Kein Exot, sondern inzwischen in Deutschland heimisch. Bei uns noch selten, als Brutvogel oder Wintergast, während es im Westen des Landes bereits größere Brutbestände gibt.
Die Art gilt als problematischer Neozoen, weil sie sehr konkurrenzstark ist und andere heimische Arten wie z. B. die Graugans aus ihren Lebensräumen verdrängt.
Rotmilan:
Noch vor wenigen Jahren waren Beobachtungen von Rotmilanen im Winter etwas ganz Besonderes. In den letzten Jahren wurden häufiger einzelne Ind. gesehen. Aber noch niemals 17 Rotmilane bei der WVZ. Mehrfach wurden zwei Rotmilane gesehen, so dass vermutlich sogar einige Paare hier überwintert haben. Finden sie genug Nahrung, bedeutet das natürlich einen Vorteil bei der Revierbesetzung im Frühjahr.
Kranich:
Auch bei dieser Art kommt es immer häufiger zur Überwinterung von Revierpaaren, die gleich an Ort und Stelle verbleiben. Im klimatisch stärker atlantisch geprägten Westen des Landes sind Überwinterungen größerer Trupps fast schon normal. Sie finden in der Agrarlandschaft überständige Maisflächen und anderes, so dass sie gut überleben können. Diese Tendenz scheint sich nun auch hier auszubreiten. Aber 220 Kraniche gab es noch nie bei einer MWZ.
Wasserralle:
Die Art ist eigentlich nur durch ihre Rufe nachweisbar, weil sie sich meist im Schilf des ufernahen Flachwassers verborgen hält. Einzelne Rufnachweise gab es fast jährlich, aber 19 Ind. sind unglaublich viele. Die Rufaktivität ist dabei stark von den Witterungsbedingungen abhängig. Der Donnerstag am Zählwochenende war einer der im Winter seltenen, fast windstillen Tage. Es war überraschend, wie positiv sich das auf die Aktivität der Rallen auswirkte. Allein am Schmollensee konnte ich an diesem Tag zehn Wasserrallen nachweisen, wobei sich manche gegenseitig mit den Rufen provozierten, so dass die Zahl der Nachweise selbst bei dieser Punkt- Stopp- Zählung beständig anstieg. Wie viele Wasserrallen mögen sich dazwischen noch im Schilf verborgen gehalten haben. Am Sonntag hatten wir mit den Rangern des NP sogar das Glück, eine bei Ostklüne am Schilf entlang laufende Wasserralle zu beobachten, worauf noch zwei weitere riefen.
Zwergmöwe:
Die Art überwintert häufig offshore auf der Nordsee, in geringen Zahlen auch küstenfern auf der Ostsee. Die drei Ind. sind vermutlich sturmbedingt an die Küsten gedrückt worden. Eine ad. Zwergmöwe fiel am Sonntag bei Ahlbeck sofort durch ihre schwarzen Unterflügel auf, als sie in der nach dem Sturm vom Vortag noch kräftigen Brandung zusammen mit zahlreichen Lachmöwen Nahrung von der Wasseroberfläche aufpickte.
Beobachtungen von Limicolen sind zu jeder Jahreszeit faszinierend. In milden Wintern hat man sich an Große Brachvögel und Kiebitze fast schon gewöhnt. Auch in diesem gab Jahr es am Peenemünder Haken 242 Brachvögel, aber auch in der Agrarlandschaft hielten sich Überwinterer auf, wobei zu deren Entdeckung schon etwas Glück gehört. Kiebitze waren es insgesamt 319, ein absoluter Höchstwert, davon allein im Thurbruch 248 Ind.
Sogar 14 Austernfischer am Ostseestrand von Peenemünde und Karlshagen fanden offenbar genug Muscheln zum Überleben (die jeweils sieben sind keine Doppelzählung).
Sanderlinge hatte Jana an den Vortagen der Zählung am Strand von Karlshagen leider vergeblich gesucht. Aber nun konnte Samuel die Art zumindest mit 6 Ind. am Peenemünder Haken nachweisen.
Erstaunlich sind 127 Alpenstrandläufer am Peenemünder Haken, denn nach dem Sturm am Sonnabend waren auch am Sonntag kaum Sandbänke vorhanden, so dass sie sich auf einem winzigen Stück Strand zusammendrängten.
Die größte Überraschung aber waren zwei Knutts im Inselnorden, eine Art, die im Winter zwar auch an der Nordseeküste in geringen Zahlen vorkommt, ansonsten die kalte Jahreszeit aber in Afrika verbringt.
Eisvogel:
Die Art erleidet in kalten Wintern oft hohe Verluste, da für sie an den zugefrorenen Gewässern ihre Fischbeute nicht mehr erreichbar ist und Eisvögel oft nicht wegziehen. Durch die milden Winter hat sich die regionale Population offenbar recht gut erholt. 13 Eisvögel hatten wir noch bei keiner MWZ. So gibt es hoffentlich auch wieder erfolgreiche Bruten, die den Bestand weiter stabilisieren.
Bachstelze:
Auch diese Art sollte eigentlich im Winterquartier in Südeuropa sein. Aber einige wagen es. Nach der Beobachtung eines Altvogels, der bereits mauserte, wurde im Thurbruch sogar ein Trupp von vier Bachstelzen beobachtet, Jungvögel oder Altvögel, noch im Ruhekleid.
Greifvögel wie Raufußbussard, Kornweihe und Wanderfalke, die zu den regelmäßigen Wintergästen gehören, sitzen aber auch nicht unbedingt abholbereit da.
Oder auch manche Singvögel wie Bartmeisen, auf die man eher durch die charakteristischen Rufe aus dem Schilf aufmerksam wird. Wiesenpieper fallen am ehesten durch ihre Rufe auf. Raubwürger übersieht man ebenfalls schnell, aber auch sie vervollständigen das diesjährige Artenspektrum.
Jeder mag nun selbst anhand der Liste noch weitere für ihn interessante Arten heraussuchen. Beschäftigungs- und Vergleichsmöglichkeiten gibt es noch genug.
Bericht: Bernd Schirmeister
Fotos (wenn nicht anders beschriftet): Bernd Schirmeister, Jana Freitag