Liebe Gäste, liebe Förderer unserer Arbeit, liebe Mitglieder unserer Regionalgruppe,
nun ist es endlich so weit: nach drei ganzen Jahren sitzen wir endlich wieder zu einer Weihnachtsfeier zusammen. Zwei Corona-Jahre haben uns den Spaß verdorben. Aber wenn ich es recht bedenke, ist das im Vergleich zu anderen Problemen anderswo Kleinkram. Trotzdem ist es schade.
Nun aber sind wir hier in großer Runde versammelt. So groß ist die Runde, dass wir nicht mehr in den gewohnten Raum im Naturschutzzentrum passen. Er ist zu klein für uns. Wie gut, dass wir die Räumlichkeiten der Europäischen Gesamtschule Ahlbeck als Ausweichquartier nutzen können, wenn sie auch nicht unser Zuhause sind. Vielen Dank dafür!
Drei Jahre sind eine lange Zeit. Habt keine Angst, ich werde hier jetzt nicht alles aufzählen, was wir in diesen drei Jahren so angestellt haben. Das würde den Rahmen unseres Abends sprengen.
Ist Euch beim Betrachten unserer Festtafel etwas aufgefallen? Ja, das Geschirr sieht recht zusammengewürfelt aus. Einen Preis für stylische Tischgestaltung werden wir ganz sicher nicht bekommen. Aber es ist in Ordnung so. Diese Teller erzählen uns etwas Wichtiges. Sie haben nämlich eine Gemeinsamkeit: Sie sind Teller, Teller, von denen man essen kann. Und das ist es, worauf es hier ankommt: man muss davon essen können.
Was den persönlichen Geschmack angeht, da gehen die Meinungen ja sowieso sehr auseinander. Manch einer mag es ja auch so bunt. Der Betrachter muss sich entscheiden: will er schimpfen, dass jemand die Dinge anders macht, als er es selbst täte oder will er sich aufs Wesentliche beschränken, in diesem Fall die Funktionsfähigkeit als Teller?
In unserer Naturschutz-Arbeit sind wir mit dieser Thematik mehr als genug konfrontiert. Das Streben nach Vielfalt in der Natur, man kann es auch wissenschaftlich Biodiversität nennen, ist ein wichtiger Leitfaden in dem, was wir tun. Ein leuchtend grüner Golfrasen in einem Garten weckt bei den meisten von uns keine Bewunderung, sondern eher den Kummer, dass auf dieser Fläche biologische Vielfalt verlorengegangen ist. Viele von uns würden bunte Wiesen vorziehen.
Wir kennen es alle, jeder von uns ist im Alltag mit diesen Konflikten konfrontiert, sei es die Entscheidung, wie der eigene Garten gestaltet werden soll oder der Kampf mit dem Laub des Nachbarn, der nicht alle Blätter seiner Bäume ordentlich eingesammelt hat: Die Blickwinkel sind unterschiedlich. Das sind die kleineren Beispiele. Im Großen übersteigt die Tragweite der Entscheidungen dann schnell den Rahmen, in dem ein Einzelner denken kann. Wir alle kennen die große Frage, ob der Klimaschutz mit dem Artenschutz vereinbar ist: Monotonie von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen contra vielfältig gestaltete Landschaften und freie Flugkorridore für die fliegenden Tiere! Oder ist die Erderwärmung doch nur auf diesem Wege zu stoppen?
Jede und jeder von uns wird da seine mehr oder weniger feste Meinung haben. Mit Sicherheit gehen unsere Meinungen teils weit auseinander, genauso, wie unsere Teller nicht gleich aussehen. Aber auch hier können wir uns entscheiden: Wir können darüber lamentieren, dass andere Menschen eine andere Meinung als die eigene -natürlich richtige - haben oder wir können das als Tatsache ansehen und nach Verbindendem suchen, um zusammenarbeiten zu können mit dem Ziel trotzdem gemeinsam Lösungen zu finden. Das sind grundsätzliche Prinzipien im menschlichen Miteinander, nicht nur bei den Tellern. Entsprechend sind wir damit auch bei unserer Arbeit in unserer Regionalgruppe konfrontiert.
Ein Großteil der Arbeit in unserer Gruppe besteht im Monitoring. Da sind die Arbeitsfelder sehr vielfältig. Das beginnt beim schlichten Beobachten und Notieren dessen, was uns so im Alltag begegnet, führt weiter über die Stunde der Wintervögel, die Stunde der Gartenvögel, auch die Erstankunftsdaten der Zugvögel werden notiert. Einige Mitglieder unserer Gruppe erfassen die Brutergebnisse der Weißstörche, die in diesem Jahr leider wieder sehr kläglich ausgefallen sind, betreuen die Storchenbeobachter vor Ort, erfassen Ringnummern bei Möwen, Gänsen und Schwänen und leiten diese weiter, erfassen die Kormoranbestände im Gebiet, die Brutbestände der Graureiher wie auch derjenigen der Uferschwalben, beteiligen sich an den nationalen Gänsezählterminen und an den monatlichen Wasservogelzählungen am Peenemünder Haken.
Mitglieder unserer Gruppe betreuen ausgewählte Naturschutzgebiete und andere Flächen. Die Bestände der Orchideen auf den Orchideenwiesen in Ahlbeck, Bansin, Kölpinsee und Zempin sowie im NSG Südspitze Gnitz zählen wir, wie auch das Brut- und Rastvogelmonitoring in den Poldern des Peenetals, also Waschow, Klotzow, Pinnow und die Murchiner Wiesen zu unseren Arbeitsfeldern gehört. Zu guter Letzt nenne ich hier unseren Jahreshöhepunkt, die Mittwinter-Wasservogelzählung.
All diese Aufgaben haben unterschiedliche Schwerpunkte. Im Lauf der Jahre haben wir in der Gruppe gelernt, dass diese unterschiedlichen Aufgaben jede ihre Berechtigung haben. Das ist gut. Interne Konkurrenzkämpfe müssen wir nicht haben!
Spannend wird es bei der Besetzung unserer Arbeitsgruppen, um all das zu bewerkstelligen. Der Trend, den wir schon vor drei Jahren feststellten, dass wir alle nicht jünger werden, hält tatsächlich an, er lässt sich nicht aufhalten. Es wird immer schwieriger, diese Aufgaben zu erfüllen. Ein Gutes hat das Älterwerden aber auch: Es hat unserm Bernd Schirmeister beschert, dass er nun nicht mehr seine Tage in der Schule verbringen muss. Aber auch für ihn hat der Tag nur 24 Stunden.
Und irgendwann hat das Leben ein Ende. Im September verstarb Joachim Hellmuth. Wir vermissen ihn nicht nur, weil er stark beim Monitoring beteiligt war. Nein, er brachte immer Fröhlichkeit in die Gruppe, war mit Jutta, seiner Frau, ein wichtiger Bestandteil unserer Reihen. Jutta ist noch in Berlin. Sie lässt herzlich grüßen.
Auch Werner Scheibelt, jahrelang Leiter unserer Gruppe, ist heute Abend nicht hier. Er schafft es aus gesundheitlichen Gründen nicht. Und Ralf Wehner, der viele Jahre lang treu die Reihen gefüllt hat, zieht einfach nach Italien. Hm… Für uns ist das ein Verlust.
Doch es geht nicht nur rückwärts! Nein: in den letzten Jahren sind etliche Mitglieder zu unserer Gruppe dazugekommen. Viele sind „nur“ zahlende Mitglieder, aber einige möchten auch mitarbeiten. Ihr seht es selbst, dass sich das Gesicht unserer Gruppe verändert hat. Das freut uns natürlich sehr.
Gleichzeitig ist es auch eine Herausforderung für uns alle. Wir können neue Mitglieder nicht einfach in entstandene Lücken pressen. Gemeinsam wollen und müssen wir schauen, wie wir unsere Arbeit schaffen, die Neuen integrieren, wie es uns gelingt, Mitglieder zu schulen, so dass wir bald nicht mehr zwischen alten und neuen Mitgliedern unterscheiden, sondern eine Gruppe von unterschiedlichen Mitgliedern auf dem Weg sind. Das wird für uns alle eine Herausforderung. Ich bin zuversichtlich, dass wir das gemeinsam meistern werden. Dabei ist es immer wieder wichtig, dass wir uns darauf besinnen, dass wir ein gemeinsames Ziel haben.
Im Einzelnen sehen die Ziele vielleicht unterschiedlich aus, so wie unsere Teller. Aber wer nur Mitstreiter akzeptiert, welche die eigene Meinung teilen, wird bald ganz allein dastehen. Es ist besser, eine bunte Gruppe zu sein als gar keine Gruppe.
Das Jahr 2022 war ein besonderes Jahr: Wir konnten endlich wieder kontinuierlich zu unseren Arbeitsberatungen zusammenkommen. Es musste ja auch so manches beraten werden. Da sind die Dinge, die das Vereinsleben betrafen wie die Mitgliederversammlung im März oder die Teilnahme an der Landesvertreterversammlung in Güstrow. Verschiedenste Anfragen an unsere Gruppe oder auch Beteiligungsanfragen wegen unterschiedlicher Bauprojekte, die zum alltäglichen Verbandsleben gehören, können miteinander viel besser geklärt werden, als es in der Zeit zwischendurch möglich war. Da ging es um Bebauungen im Schilfgürtel in Balm, Baumfällungen im Bereich der Baustelle für die Ortsumgehung Wolgast und vieles mehr.
Auch zu Exkursionen und Arbeitseinsätzen konnten wir uns nun wieder ungehindert treffen. Das haben wir auch weidlich ausgenutzt. In diesem Jahr sind wir zu sechs Exkursionen zusammengekommen. Den Anfang machte unser Besuch im „Nachbarrevier“, beim Greifswalder NABU. Sie führten uns durch das Karlsburger-Oldenburger Holz, ein wirklich eindrückliches Erlebnis. Im April hielten wir in den Karrendorfer Wiesen nach Kampfläufern und co. Ausschau. Die Botanik-Exkursion im Mai war von viel Regen begleitet, war aber trotzdem für die Beteiligten sehr interessant. Im Juni beglückten wir die vielen Mücken am Wolgastsee. Das hielt uns aber nicht davon ab, Zwergtaucher, Schellenten, Sumpfporst und Wollgras gebührend zu genießen. An einem der Regentage im August besuchten etliche von uns das Wisentgehege mit dem Eiszeitpark in Prätenow. Der Regen konnte die Stimmung nicht dämpfen. Fast ganz ohne Regen sind wir im Oktober auf dem Ruden davongekommen. Ich denke, dass auch hier die Mitfahrer beim Rückbesinnen ins Schwärmen geraten.
Ihr wisst, dass zu unserer Arbeit in der Gruppe nicht nur Lernen und Genießen gehören. Auch das Praktische ist uns wichtig. Im Februar trafen wir uns zum Arbeitseinsatz am Herrendamm. Fast schon traditionell beraubten wir die Kopfweiden um ihren Kopfschmuck. Es sah rabiat aus. Aber Ihr wisst, dass das nötig ist, damit die Bäume lange gesund leben. Auch an den Arbeitseinsätzen der UNB beteiligten wir uns. Im Frühjahr ging es um die Ausbringung von Pontons am Putzarer See, im Herbst fand ein Einsatz in den Peenewiesen statt. Bei diesen Arbeitseinsätzen hat die Zahl der Helfer aus unserer Gruppe durchaus noch Luft nach oben. Im kommenden Frühjahr gibt es ein Heimspiel im NSG „Südspitze Gnitz“. Da werden wir hoffentlich reichlich vertreten sein, und nicht nur da.
Mit einer drängenden Problematik haben wir seit vielen Jahren zu kämpfen. Das ist das Wasser, besser gesagt der niedrige Grundwasserspiegel. Ihr wisst, dass das nicht nur auf unserer Insel ein Problem ist, das gilt Deutschland-weit. Aber hier ist unser Arbeitsbereich und hier wollen wir alles uns Mögliche dafür tun, dass es in dieser Thematik zukünftig Entspannung gibt. Es geht ja nicht nur darum, dass all unsere Feriengäste auch in Zukunft genügend Wasser zum Duschen haben. Uns geht es vor allem um die Wasserknappheit in den Flächen, vor allem aber in den Feuchtgebieten und Seen. Wir können nicht dafür kämpfen, dass es mehr regnet. Aber es lohnt sich, den Kampf zu kämpfen, dass das verhältnismäßig wenige Wasser von oben in der Fläche bleiben darf, und nicht in rauen Mengen in die Ostsee gepumpt wird. Wir wollen dafür kämpfen, dass es ein vernünftiges Wassermanagement gibt, so dass kein Nutzer, einschließlich unserer Landschaft zu kurz kommt.
Hier komme ich zu einem wichtigen Bestandteil unserer Arbeit: Wir können unsere umfassenden Aufgaben nicht allein erfüllen. Wir brauchen Mitstreiter an unserer Seite. Seit vielen Jahren arbeiten wir vertrauensvoll mit den Vertretern des behördlichen Naturschutzes, der UNB und dem LUNG zusammen. Auch zu den Vertretern der Forst und zum Naturpark Insel Usedom besteht ein gutes Verhältnis. Natürlich geht nicht alles ohne Reibereien. Jeder arbeitet aus seinem Blickwinkel. Aber genauso wie die buntgemischte Tellersammlung vor allem Teller sind, arbeiten wir letztendlich gemeinsam auf ein Ziel hin: das Leben der Menschen hier auf der Insel und dem angrenzenden Festland soll so möglich sein, dass die Natur trotzdem leben kann.
Für diese Zusammenarbeit sind wir von Herzen dankbar. Die Kalender sollen ein Ausdruck dieses Dankes sein.
D. Weier, Ph. Riel, U. Wigger, U. Schreiber, L. Rieseweber, F. Adolphi
Auch zur Jägerschaft haben wir Verbindungen: wenn sie derzeit auch selten aktiv sind, bestehen sie doch. Für diese Treue bedanke ich mich bei Frau Dr. Muschkowitz.
Wir arbeiten aber auch mit anderen Naturschutzorganisationen zusammen. Hier soll der BUND genannt sein, nun seit Jahren aber auch der Verein Jordsand, für uns in Gestalt von Samuel Knoblauch, der im Naturschutzzentrum gute Arbeit zum Weiterbestehen dieses Hauses leistet.
Auch mit dem THW und dem Verein Rewilding Oder Delta ist eine Zusammenarbeit entstanden.
Und es gibt noch die Kämpfer „dazwischen“, die nicht zu Vereinen oder Behörden gehören: Torsten Lauth engagiert sich seit vielen Jahren im Greifvogelschutz bei der Horstbetreuung und Beringung der Jungvögel.
Mehrere unserer Mitglieder arbeiten parallel zur NABU-Arbeit noch an anderen Projekten. So sind wir erst durch einen Zeitungsartikel auf eine große Ehrung für Werner Schnapp aufmerksam geworden. Er hat über vierzig Jahre lang phänologische Beobachtungen an den Deutschen Wetterdienst übermittelt. Dafür bekam er den Vaterländischen Verdienstorden. Hut ab!
Vieles läuft im Stillen ab und ist doch so wichtig! Jana Freitag betreut nun schon seit etlichen Jahren unsere Homepage. Vielen Dank dafür! Wer Tipps, Fotos, Beiträge dafür hat, immer her damit! Auch Jana freut sich über Hilfe! Marisa kümmert sich treu und redlich um unsere Kasse. Dankeschön!
In diesem Jahr hat es nicht geklappt, dass wir uns zu einem Sommerfest treffen. Das war schade. Umso schöner ist es, dass wir heute wieder miteinander feiern können. Aber ein besonderes entspanntes Zusammensein konnten einige von uns doch genießen: Im November trafen wir uns in Bugewitz zum Treffen der ehrenamtlichen Naturschützer, das die UNB organisiert hat. Das tat gut! Danke für Euer Engagement!
Zu Jahresbeginn fegten zwei heftige Sturmtiefs über das Land und wüteten mancherorts. Sie brachten auch kräftiges Hochwasser. Seit Monaten ist es nun ruhig, was die Stürme betrifft, für den Herbst war das ungewöhnlich.
Auch die Arbeit in unserer Regionalgruppe ist nicht immer gleichförmig. Wie vielfältig sie im Lauf des Jahres ist, das versuchte ich Euch vor Augen zu malen. Was für mich aber kontinuierlich ist, dass ist das Wissen, dass ich eine Gruppe leiten darf, zu der viele tolle Menschen gehören. Alle sind sie unterschiedlich, aber gemeinsam versuchen wir, die anliegende Arbeit zu erledigen. Beim Vorbereiten dieses Abends habt Ihr es wieder gezeigt. Die Mitarbeit war sehr unterschiedlich, so wie ein jeder kann und wie es gebraucht wird. So lief es auch mit unserer Naturschutzarbeit in diesem Jahr. Und so will ich mich für Eure Mitarbeit bei Euch bedanken. Heute habe ich einmal die Reihenfolge Eures Eintritts in den NABU gewählt:
Günter Meier-Hilbers
Werner Scheibelt
Olaf Wenzel
Thomas Eschenauer
Bernd Schirmeister
Wolfgang Nehls
Werner Schnapp
Dirk Weichbrodt
Harald Jürgens
Kathrin Räsch
Jürgen Räsch
Marisa Kaster
Edeltraud Schmurr
Brigitte Arnold
Jana Freitag
Christiana Nowak
Susanne Nowak
Sabine Gronwald
Jan Kruse
Cornelius Friedrich
Sandra Rath
Christina Bomke
Ute Gellendin
Auch Karl-Heinz Loist und Klaus Behn als Ehren-Mitglieder sind immer wieder aktiv dabei.
Ein jeder von Euch hat auf seine Weise etwas zum Gelingen der Arbeit in diesem Jahr beigetragen. Habt vielen Dank dafür!
Bevor wir als bunt gemixte Truppe nun von unseren bunt gemixten Tellern essen, möchte ich allen danken, die etwas zum Gelingen beigetragen haben. Vielen Dank für alles!