Das ist eine Frage, über die ich tatsächlich vor ein paar Tagen gestolpert bin. Nun habe ich dazugelernt:
Das Ganze hat auch mit dem Deutschen Wetterdienst zu tun. Dass der Deutsche Wetterdienst, wie weltweit viele andere Wetterdienste, seit 70 Jahren sämtliche Wetterdaten sammelt und dadurch im Lauf der Jahrzehnte belastbare Aussagen über die Entwicklung des Wetters und damit auch des Klimas in bestimmten kleinräumigen Regionen, in größeren Landstrichen, aber auch überregional treffen kann, das ist den meisten Bürgern klar. Dafür werden jedoch nicht nur Wetterdaten erhoben, sondern auch „Naturdaten“, sogenannte „Phänologische Beobachtungen“, wie: Wann beginnt die Haselnuss zu blühen? Wann öffnen die Schneeglöckchen ihre Blüten? Oder: Wann sind die ersten Früchte der Kastanien reif?
Aus dem Vergleich dieser Daten, die über einen langen Zeitraum an einem bestimmten Ort gesammelt werden, können wichtige Rückschlüsse über die Entwicklung von Beginn und Ende von Vegetationsphasen, beginnend mit dem Vorfrühling bis in den Spätherbst hinein gezogen werden. Diese Daten ergänzen wesentlich die eigentlichen Wetterdaten.
All diese natürlichen Phänomene, denen der etwas sperrige Titel „Phänologische Betrachtungen“ seinen Namen verdankt und zu denen natürlich auch die Ankunfts- und Wegzugzeiten der heimischen Zugvögel gehören, begleiten einen jeden von uns im Laufe eines Jahres. Manch einer nimmt sie intensiv wahr, ein anderer stört sich gar nicht daran. Die Palette ist groß.
Und dann gibt es noch Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, solche phänologischen Beobachtungen systematisch zu erfassen und regelmäßig dem Deutschen Wetterdienst zu melden. Dieser baut in seinen Erfassungen auf die Zuarbeit vieler Ehrenamtler, die ihm diese Daten liefern. Unser Gruppenmitglied Werner Schnapp ist einer von ihnen.
Wir kennen Werner alle als rührigen Botaniker und treues Mitglied unserer Gruppe seit ihrer Gründung. Nur wenige Gruppenmitglieder hatten Kenntnis von dieser Arbeit für den Deutschen Wetterdienst. Dass kaum einer davon wusste, liegt nicht nur daran, dass es eine der vielen „stillen“ Arbeiten ist, die er tut. Es liegt auch daran, dass Werner, bescheiden, wie er ist, kaum einmal davon erzählt hat.
Aber es gibt ja noch die „Ostseezeitung“. Anfang Januar 2022 erschien dort ein Artikel über Werner Schnapp und seine Phänologischen Beobachtungen.
Diese Arbeit allein wäre ja schon einen Artikel wert. Aber bei so viel Bescheidenheit sammeln sich über die Jahre hinweg gute Gründe an, noch mehr zu schreiben. Werners ehrenamtliche Tätigkeit für den Deutschen Wetterdienst währte nun schon über vierzig Jahren. Das war der Anlass, dass Werner Schnapp eine eigenhändig vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier unterschriebene Urkunde mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat.
Werner ist dieser Aufwand um seine Person sichtlich unangenehm. Er weiß, dass es viele, viele Weggefährten gibt, die so wie er schlicht und einfach das tun, was dran ist, ohne nach dem Lohn zu fragen. Ehrenamt hat viele Gesichter.
Für uns als Gruppe ist das ein guter Grund, uns mit Werner mitzufreuen. Und wir konnten wieder so manches dazulernen.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Auszeichnung!
Werner Schnapp war so freundlich, uns für die Homepage folgendes Kreisdiagramm zur Verfügung zu stellen. Es ist ein Geschenk des Deutschen Wetterdienstes an ihn.
Bericht: Kathrin Räsch / 28.01.2022