Exkursion zur Insel Ruden

02. Oktober 2022

Blick auf die Insel Ruden / copyright: NABU Insel Usedom, Marisa Kaster
Blick auf die Insel Ruden / copyright: NABU Insel Usedom, Marisa Kaster

Am Sonntag, den 02.10.22, führte uns unsere Herbstexkursion in die Peenemündung auf die Insel Ruden - nein, nicht gerudert, sondern traditionell mit dem Motorschiff. Auf der Hintour hieß es Nordland, auf der Rücktour Seeadler. Es waren aber zwei verschiedene Schiffe und das lag am Wetter.

Gut gelaunt bei bestem Herbstwetter (Temperaturen im mittleren Zehnerbereich, Wolken und Sonne  wechselten sich ab, Regenschauer gab es nur einen einzigen, beständig zunehmend war aber der SW- Wind), enterten 23 NABU-Mitglieder, Familien-mitglieder, Freunde und Förderer an Bord und dann ging es auch schon los.  Bis zum kurzen Zwischenstopp in Freest kamen schon Seeadler, Rohrweihe und diverse Möwen zur Beobachtung. Danach wurde der Peenestrom breiter und die Wellen höher, was für schaukelnde Bewegungen des Schiffes und der Passagiere, besonders beim Laufen, sorgte. Große Gruppen fischender Kormorane sorgten für Ablenkung. Man sah sie schon von weitem anhand der über ihnen kreisenden Möwen, die sich hochgescheuchte Beute erhofften.

Für allgemeines Entzücken sorgte eine auf einem Stein an einem Seezeichen ruhende Kegelrobbe. Eine zweite steckte nur den Kopf aus dem Wasser. Dann war die Insel auch schon erreicht. Wir separierten uns von den mitgereisten Touristen, die gleich von dem Ehepaar, das als Inselbetreuer auf dem Eiland wohnt, empfangen und geführt wurden.

 

Wir wurden von Ringo Behn empfangen, der im Auftrag der Naturschutzgesellschaft Vorpommern auf der Insel naturschutzfachliche Aufgaben wahrnimmt, schließlich gehört der Ruden zum ältesten Naturschutzgebiet in Vorpommern. An der alten Hafenmauer hatte sich ein buntes Völkchen verschiedener Singvögel versammelt, die sich dort vom anstrengenden Flug über das Meer aus Richtung Skandinavien ausruhten. Schon unterwegs waren uns immer wieder ziehende Trupps oder Einzelvögel aufgefallen, die wegen der kräftigen Windes niedrig übers Wasser nach Westen bis Süden zogen.

An einer alten Finnhütte, einst sicher ein begehrtes Quartier, bekamen wir von Ringo einige detailliertere Informationen über die Insel und Verhaltensregeln für unterwegs, aus denen die Exklusivität unserer heutigen Exkursion deutlich hervorging, sowohl die Wegstrecke betreffend, als auch den zur Verfügung stehenden Zeitfonds.

Zuerst ging es Richtung Norden, immer entlang der alten, aber sehr stabilen Steinmauer, die die Insel vor Sturmhochwässern zuverlässig schützt. So wanderten wir an dem herrlichen Kiefernwald entlang. Den Bäumen sieht man ihr hohes Alter nur bedingt an, aber windzersaust und sturmgebeugt wächst es sich als Baum auch schwer. Viele heißen deshalb Windflüchter, erfüllen aber trotzdem wichtige Aufgaben im Küsten- und Naturschutz.

 

Auch im Wald gab es Interessantes zu sehen. Ausgedehnte Ebereschensukzessionen, Buchen, Mehlbeeren, Wildrosen voller Hagebutten, Wacholder, Tüpfelfarne, Flechten und weiche Moose und als besonderen Höhepunkt das Kriechende Netzblatt, eine sehr seltene immergrüne Orchidee. Besonders beeindruckend waren auch die großen Zitterpappeln im Süden der Insel.

Frühstück, Mittag, Picknick Kaffee.../ copyright: NABU Insel Usedom, Bernd Schirmeister
Frühstück, Mittag, Picknick Kaffee.../ copyright: NABU Insel Usedom, Bernd Schirmeister

Auch auf dem hier windgeschützt ruhigen Wasser gab es allerhand zu sehen, Höckerschwäne, Gänsesäger, Trauerenten und zigtausende Bergenten aus dem hohen Norden, die immer wieder in großen Schwärmen aufflogen. 

Irgendwie hatten wir die an der Finnhütte zurückgelassenen Rucksäcke (wegen der Marscherleichterung) doch vermisst, denn da war das Essen drin. Auf die Uhr hatten wir irgendwie auch kaum geschaut (außer Ringo), aber das war bei dem Ambiente auch kein Wunder. Nun also spätes Essen, aber dafür alles zusammen: Frühstück, Mittag, Picknick, Kaffee. An der Galerie der beiden Künstler gab es auch sehr kräutrigen Kräutertee und Kaffee. Genug getafelt.

Auf dem Weg zum Lotsenturm / copyright: NABU Insel Usedom, Marisa Kaster
Auf dem Weg zum Lotsenturm / copyright: NABU Insel Usedom, Marisa Kaster

Vorbei an viel Geschichte und Besiedlungskultur (ehemaliges Lotsenhaus, alter Lotsenturm, neuer Funkturm, diversen Nebengebäuden, Schienen der alten Rettungsstation, NVA- Kaserne, Flakstellung der Wehrmacht) ging es nun zur Südspitze der Insel auf den großen Turm, der uns bei der Anfahrt schon von weitem aufgefallen war. Er wurde von der Wehrmacht errichtet und diente im zweiten Weltkrieg als Beobachtungs- und Messturm für die Raketenabschüsse von der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Auch die Nationale Volksarmee nutzte später den Turm zur Observierung der umliegenden Grenzräume, um Republikfluchten zu verhindern. Danach hatte der Verein Jordsand dort eine Ausstellung installiert mit wichtigen Themen wie Küstenschutz, Lotsenwesen und Naturschutz, die es leider nicht mehr gibt.

 

Der Turm kann aber erstiegen werden und das lohnte sich richtig. Prächtiger Himmel, fantastische Sicht und tolle Ausblicke in jede Richtung. Das beeindruckende Panorama der Insel Rügen mit dem Mönchgut, den Steilküsten Südperd, Thiessow und Zickersches Höft, das Seebad Göhren bis hin zur Inselhauptstadt Bergen, natürlich die Insel Usedom mit den Windwattflächen des Peenemünder Hakens, den ausgedehnten Küstenwäldern, das Seebad Zinnowitz bis hin nach Swinemünde kamen ins Blickfeld. Auf der Insel Greifswalder Oie ließen sich viele Einzelheiten erkennen, wie die Beringungsstation Inselhof des Jordsand, die Rettungsstation, der  hinter der Steinmole im Hafen liegende Seenotrettungskreuzer und natürlich der Leuchtturm. Auf dem Festland schweifte der Blick von Wolgast die Küste entlang bis ins ferne Greifswald mit seinen Kirchen.

Interessant war auch der Blick auf die Steinpackungen des Südhakens mit seinen Massen an Vögeln, in allererster Linie wieder tausende Kormorane, die dort einen Tagesruheplatz haben. Am Südhaken haben Wellen und Strömungen leider viel Sand abgetragen, so dass es Überlegungen gibt, anfallendes baggergut, dass oft nur vor der Küste verklappt wird, hier aufzuspülen. Es wäre ein Beitrag zum Küstenschutz, aber auch zum Naturschutz und würde für etliche Arten, z. B. den bestandsbedrohten Sandregenpfeifer Brut- und Rastmöglichkeiten schaffen. Dabei spielt der Schutz vor Bodenraubfeinden, die im Winter regelmäßig über das Eis auf die Insel kommen, eine entscheidende Rolle. Deshalb wird die Insel jagdlich überwacht, auch Fallen gestellt, denn junge Füchse und junge Sandregenpfeifer sind nicht nebeneinander zu bekommen.

 

Zum Schluss wirbelte der stark zunehmende Wind unseren Zeitplan etwas durcheinander. Die Nordwind konnte trotz den Namens wegen des kräftigen Windes nicht mehr im Hafen anlegen. Das musste nun die altgediente Seeadler übernehmen. Unterwegs wurde lustig geschunkelt, was nun auch ohne Unterhaken funktionierte. Nur die Fische gingen leer aus, niemand hat sie gefüttert. Einige Passagiere hielten den Kopf in den Wind und inhalierten die reichlich anwehenden Aerosole. Wellenness nach Usedomer Art eben.

 

Im Hafen angekommen bedankten wir uns bei Ringo Behn für die sachkundige Führung. Der Kontakt zur Naturschutzgesellschaft sollte nicht abreißen.

 

Bericht: Bernd Schirmeister

Fotos: Bernd Schirmeister, Marisa Kaster, Jana Freitag

 

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Informationen zur Insel Ruden
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Berichte von Teilnehmern

Wir freuen uns auch immer wieder, wenn wir von Teilnehmern ein Feedback zu unseren Exkursionen bekommen. Frau Rebecca Kessler war zum ersten Mal dabei und ließ uns ihren Bericht zukommen:

 

"Für mich war die Exkursion zur Insel Ruden ein sehr gelungener Tag. Bereits auf der Fährfahrt zur Insel hat mich der riesige Kormoran – Schwarm beeindruckt, der auf den Küstenschutzanlagen der Insel zu sehen war. Auch die zwei Kegelrobben, die die Gruppe auf dem Boot vom Wasser aus grüßten, sollten für mich ein Highlight bleiben. An Land angekommen, führte uns Ruden - Referent Ringo, nach einer kurzen Vorstellungsrunde, entlang der Mole einmal um die Insel. Es war toll zu beobachten, wie die ganze Gruppe... mit Spektiven bewaffnet nach Vögeln auf der Ostsee Ausschau hielten. Vor allem die großen Schwärme an Bergenten sind mir im Gedächtnis geblieben, die sehr eindrucksvoll in der Herbstsonne über dem Wasser zu sehen waren. Auch der Seeadler und seinen Horst, den Teilnehmer im angrenzenden Wald entdeckten, fand ich sehr beeindruckend.

 

Weiter führte der Rundweg durch den lockeren Kiefernwald der Insel. Auf einer kleinen Lichtung konnte ich die Rentierflechte kennen lernen. Diese auffällige weiße Flechte, umgeben von Strandhafer und mit Blick auf die Ostsee durch die Kiefernbestände, formte ein sehr eigentümliches Landschaftsbild mit einem, finde ich, sehr schönen Charakter. Im späteren Verlauf der Wanderung stellte Ringo das kriechende Netzblatt als seltene Orchideenart und Besonderheit für die Insel Ruden vor.

 

Abgerundet wurde die Exkursion durch den herzlichen Empfang der beiden Inselbewohner Kerstin und Christian, die bereits mit Tee & Kuchen auf die Gruppe warteten. Es war sehr schön bei Sonne und guter Atmosphäre, sich über das Gesehene austauschen zu können.

 

Zum Abschluss führte unsere Wanderung auf den Aussichtsturm der Insel, von wo aus man einen tollen Blick über Ruden sowie auch auf die Inseln Rügen, Greifswalder Oie und Usedom hatte. Hier ergab sich noch einmal die Gelegenheit die Kormorane näher mit dem Spektiv zu beobachten.

 

Mir hat insgesamt gut gefallen, soviel Zeit auf der Insel gehabt zu haben und in Ruhe alles erkunden zu können. Auch die Hilfsbereitschaft innerhalb der Gruppe, wo bereitwillig Ferngläser und Spektive geteilt wurden, hat für mich die Exkursion zu einem schönen Erlebnis gemacht."

Beobachtung der Wasservögel / copyright: NABU Insel Usedom, Marisa Kaster
Beobachtung der Wasservögel / copyright: NABU Insel Usedom, Marisa Kaster