Mittwinterzählung der Wasservögel 2021

16. / 17. Januar 2021

Saatgans / Foto: Ingo Ludwichowski
Saatgans / Foto: Ingo Ludwichowski

1. Zählgebiete, Zähler

Datum der Zählung war der 16.01./17.01. 2021. Insgesamt beteiligten sich 17 Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe Usedom an der Zählung. Ihnen sei hiermit herzlich Danke gesagt für ihren Einsatz im Gelände sowie die überwiegend schnelle Übermittlung der Daten. Im nördlichen Peenestrom erhielten wir wieder Unterstützung von D. Sellin aus Greifswald. Die Polder Johanneshof und Pinnow wurden durch K. Vegelin und J. Kotlarz von der Landgesellschaft M-V gezählt.

Insgesamt sind es 15 Zählgebiete auf Usedom, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen. Alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet. 

 

Außerdem fand der dritte (von vier) nationale Zähltermin für Gänse statt, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind, in diesem Jahr noch ergänzt durch eine spezielle Erfassung der in M-V rastenden Waldsaatgänse.

 

Überwiegend wurden die Zählgebiete auch synchron an diesen Tagen bearbeitet. Allerdings ließ sich das nicht in jedem Fall realisieren. Es gab einzelne Ausfälle, einerseits krankheitsbedingt, aber auch pandemiebedingt, weil Zähler, die uns in den vergangenen Jahren unterstützt hatten, nun aus Risikogebieten nicht anreisen konnten. Zudem waren keine größeren Fahrgemeinschaften möglich, so dass einzelne Zähler auf eine Teilnahme verzichteten. Das führte dazu, dass Umbesetzungen notwendig wurden und auch nicht alle Zählstrecken vollständig synchron abgedeckt werden konnten, so dass einzelne Gebiete bzw. Abschnitte auch in den Tagen um das Zählwochenende bearbeitet werden mussten. 

 

Pandemiebedingt wurden alle Absprachen für die Zählung elektronisch bzw. telefonisch durchgeführt. Leider kam es in einzelnen Fällen zu Informationsverlusten und Missverständnissen, aus denen ebenfalls Lücken in der Gebietskulisse resultierten, die im Nachgang geschlossen werden mussten.

2. Wetterbedingungen

Der Winter nahm bis zum Zählwochenende erneut einen inzwischen fast schon gewohnten milden Verlauf ohne Schnee und Eis. In den Tagen vor der Zählung zog jedoch ein Sturmtief von Nordwesten durch, in dessen Nachfolge kältere Luft aus nordischen Breiten zu uns kam. Nicht gleich arktisch, aber deutlich kälter. Dadurch drohten zumindest die Binnengewässer quasi fünf Minuten vor der Zählung zu vereisen, zumal der Wind deutlich nachließ. Deshalb wurde im Peenetal schon vor dem Wochenende gezählt, ebenso auf einzelnen Teilstrecken auf Usedom, was aber nicht nur mit dem Wetter, sondern auch mit den oben genannten Besetzungsschwierigkeiten zusammenhing.

 

Am Zählwochenende selbst war es am Freitag und Sonnabend noch recht windig, am Sonntag fast windstill. Es gab Niederschlag als Schneeregen, später immer wieder Schneeschauer, so dass sich eine sehr dünne unvollständige Schneedecke ausbildete. Die vielen Wasserstellen auf den Wiesen, die Wasservögel sonst magisch anziehen, waren gefroren. Die ersten Gewässer wie die Peenepolder, der Gothensee und der Kachliner See waren zugefroren, größere Buchten vereisten.

 

Bedingt durch den einsetzenden  Frost kam es direkt am Zählwochenende zu einem schon jahrelang nicht mehr beobachteten Phänomen, einer recht ausgeprägten Winterflucht. V. a. an der Außenküste ließen sich am Sonnabend viele Trupps von Ost nach West küstenparallel durchziehender  Wasservögel beobachten, insbesondere Stockenten und andere Gründelenten, Singschwäne, aber auch Tauch- und Meeresenten und sogar Seetaucher. In einem auf der NABU-Homepage veröffentlichten Bericht ist dieses Phänomen genauer geschildert. Anhand dieses Ereignisses zeigte sich deutlich, dass noch viele Wasservögel in Baltikum oder in Polen ausgeharrt hatten und nun zum plötzlichen Weiterzug veranlasst wurden.

3. Ergebnisse

Trotz dieser Bedingungen musste kein Zähler auf Eisflächen starren, gab es überall Wasservögel zu beobachten und zu zählen.

 

Viele Zähler, die ihr Gebiet schon jahrelang bearbeiten, verfügen über gute Ortskenntnis und Erfahrungen. Sie wissen z. B. wo Muschelbänke im Gewässer sind und mit Tauchenten zu rechnen ist oder wo sich bei ungünstigen Windverhältnissen die Enten in windgeschützte Buchten zurückziehen, auf welchen Bäumen die Seeadler gern ruhen usw. 

 

Am Schmollensee und Gothensee wurden bereits an den Abenden vor der Zählung Erfassungen an den dortigen Schlafplätzen der Kormorane durchgeführt, da sie am Tage an den Nahrungsgewässern schwieriger zu erfassen sind, wenn sie sich weiträumig oder außerhalb des Sichtbereichs (Ostsee) verteilen.

 

Durch die Winterflucht überlagerten sich nun Rast und Zug, noch verstärkt durch die hier einsetzende Vereisung der ersten Gewässer. Es war zwar vorerst nur ein kurzes Winterintermezzo, bevor es zum Monatsende richtig kalt und winterlich wurde, aber bei der Auswertung der Daten müssen diese Bedingungen natürlich berücksichtigt werden.

Jahr 2019 2020 2021
Gesamtzahl 40960 42639 84483
  Mildwinter* Mildwinter*

Mildwinter bzw.

Übergangsphase*

*Diese Angabe ist nicht im meteorologischen Sinn zu verstehen, sondern bezieht sich auf die Bedingungen zum Zeitpunkt der Zählung.

 

Eine solche gewaltige Menge an Wasservögeln gab es bei allen bisher durchgeführten Zählungen noch nie zuvor zu beobachten. Die bisherigen Spitzenwerte lagen 2006 mit 64974 und 2007 mit 55265 Wasservögeln. Vermutlich überlagerten sich in diesem Jahr noch vorhandene hohe Rastbestände vieler Arten mit der einsetzenden Winterflucht. Dazu kam noch ein großer Rastbestand von Bergenten.

Jahr 2019 2020 2021
Artenzahl 45 49 52

Aber z. B. waren es 2013 nur 31 Arten. Bisher höchste Artenzahl (mit 2007), wobei manche Arten nur in geringen Anzahlen zur Beobachtung kamen, wenige Arten dagegen in hohen Konzentrationen, bei einigen Arten wie z. B. den Gründelenten und Limicolen war das Auftreten dem bis dahin milden Winter und damit günstigen Bedingungen für Rast- und Überwinterung geschuldet.

Schwerpunktgebiete:

  • Peenemünder Haken = 28593 Ind.
  • Stettiner Haff = 7133 Ind.
  • Peenestrom Süd = 6952 Ind.

In weiteren vier Zählgebieten wurden Ansammlungen von über 5000 bzw. 6000 Wasservögeln registriert. Beim Spitzenreiter Peenemünder Haken zeigt sich einmal mehr die überregionale Bedeutung diese Gebietes für das Zuggeschehen bei den Wasservögeln, was schon Paul Robien in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannt war und Grund für die Unterschutzstellung des Gebietes 1925 war.

Häufigste Arten:

Jahr 2019 2020 2021
Bergente 35 492 19894

Davon rasteten allein 18150 Ind. am Peenemünder Haken. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr sehr stark, was an der Verteilung des großen Rastbestandes im Peenemündungsbereich liegt. Oft halten sich die Bergenten in anderen Zählgebieten westlich in der Spandowerhagener Wieck, am Struck oder weiter im Greifswalder Bodden Richtung Rügen oder Greifswalder Oie auf. Im Oktober 2020 waren im Gebiet beispielweise insgesamt 161000 Bergenten anwesend.

Jahr 2019 2020 2021
Reiherente 1979 2433 8040
Reiherente / Foto: Kathy Büscher, NABU Rinteln
Reiherente / Foto: Kathy Büscher, NABU Rinteln

Davon rasteten 4530 Ind. auf dem Stettiner Haff und 2163 im Peenestrom Süd. Die Art ist häufig über Muschelbänken, ihrer Hauptnahrung,  in größeren Schwärmen anzutreffen. Auf dem Stettiner Haff ist sie aufgrund der Weiträumigkeit des Gewässers bei unruhigem Wasser oder schlechter Sicht schwierig zu erfassen.

 

Jahr 2019 2020 2021
Stockente 8671 4022 7348

Jährlich in der Spitzengruppe. 2018 gab es auch schon mal 11904 Ind. In diesem Jahr war die Stockente  auffällig an der Winterflucht beteiligt, weil sie als Gründelente natürlich auf offenes und flaches Wasser angewiesen ist.

Jahr 2019 2020 2021
Kormoran  4298 6098 5518

Hoher, aber normaler Winterbestand für einen Mildwinter. Davon wurden 1470 am Gothensee und 1950 am Schmollensee an den Schlafplätzen bei jeweils abendlichen Zählungen erfasst. Die 605 Kormorane im nördlichen Peenestrom können vom Schlafplatz Peenemünder Haken oder Greifswalder Oie stammen.

Jahr 2019 2020 2021
Eisente 495 1121 5055

Diese Meeresente ist eher selten unter den Spitzenreitern zu finden. 2017 gab es aber einen ähnlich hohen Wert. Die großen Trupps rasten oft in der Pommerschen Bucht fern der Küste und werden dann nur bei den zusätzlichen Transektzählungen per Flugzeug oder Schiff (FTZ Büsum) erfasst. Im Inselnorden gibt es aber jährlich große Rastbestände, die dort und im Greifswalder Bodden auf den laichenden Hering warten, ihrer Hauptnahrung im Spätwinter und Frühjahr, bevor sie so mit guten Energiereserven in Richtung ihrer arktischen Brutgebiete abziehen.

Hohe Rastzahlen gab es erneut bei den Gänsen, sowohl bei unserer heimischen Graugans, als auch bei den nordischen Arten.

Jahr 2019 2020 2021
Graugans 5479 5482 3658

Es dürfen auch mal ein paar weniger sein. Trotzdem wurden Graugänse in allen Zählgebieten abseits der Küste angetroffen, teils noch in großen Schwärmen, manchmal aber auch schon paarweise an den Brutgewässern. Damit ist es bei der gegenwärtigen Wetterlage aber erst einmal vorbei.

Jahr 2019 2020 2021
Blässgans 2103 2889 7128

Rastgebiete sind die großen ehemaligen Niedermoorflächen wie das Thurbruch, entlang des Peenestroms und am Achterwasser. Als Schlafplätze werden meist umliegende Gewässer genutzt wie z. B. der Kachliner See.

Jahr 2019 2020 2021
Saatgans 961 2878 2866

Die Art ist oft mit Blässgänsen vergesellschaftet und nutzt oft die gleichen Nahrungsflächen. Nicht selten findet man aber weitestgehend artreine Trupps, wobei dann Maisstoppeln, Schwarzäcker, Wintergetreide und Raps genutzt werden. Der Nordosten von M-V ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet für die Tundrasaatgans, insbesondere aber für die Waldsaatgans, zu der in diesem Jahr eine gesonderte Erfassung lief. Ihre Bestände sind stark rückläufig. Eine Hauptursache ist hoher Jagddruck besonders an den russischen Rastplätzen, selbst im Frühjahr während des Heimzuges. 

Jahr 2019 2020 2021
Weißwangengans 912 1476 4212

Weißwangengänse werden bei uns überhaupt erst seit 2005 in nennenswerter und seitdem stark steigender Anzahl beobachtet. Grund ist die positive Bestandsentwicklung in den russischen Brutgebieten, aber auch die Erschließung neuer Brutareale im skandinavischen Raum. Oft findet man die Art vergesellschaftet mit Blässgänsen, manchmal aber auch in kopfstarken artreinen Trupps wie in diesem Jahr  auf dem Gnitz mit 2000 Ind.

Weißwangengans / Foto: Klemens Karkow
Weißwangengans / Foto: Klemens Karkow

Häufige Arten:

Jahr 2019 2020 2021
Tafelente 302 1100 2689

Der hohe Rastbestand resultiert aus zwei artreinen Ansammlungen von 1254 Ind. im Achterwasser Süd und 1300 Ind. im Achterwasser Nord. In anderen Regionen scheint es noch einigermaßen gute Bestände zu geben, während die Tafelente in Deutschland als Brutvogel seit Jahren stark rückläufig ist.

Jahr 2019 2020 2021
Gänsesäger 3132 3184 2650

Weniger als in den Vorjahren, was daran gelegen haben kann, dass sie schon ein paar Tage vorher ihre Winterflucht angetreten haben mag, die sie dann ans holländische Ijsselmeer führt oder es befanden sich noch größere Populationsanteile im polnischen Großen Haff, ihrem hiesigen Hauptüberwinterungsgebiet.

Jahr 2019 2020 2021
Trauerente 325 183 2650

Die zweite Meeresente mit hohem Rastaufkommen, davon 1480 am Peenemünder Haken. Die Art nutzt als Muschelfresser meist ähnliche küstenferne Rasthabitate wie die Eisente, wo sie vom Ufer nicht erfassbar ist, kommt aber im Bereich des Inselnordens auch in den Schwenkbereich der Spektive.

Gänsesäger / Foto: Dagmar Jelinek
Gänsesäger / Foto: Dagmar Jelinek

Deutlich mehr Arten:

Jahr 2019 2020 2021
Samtente 2 11 102

Die dritte Meeresentenart. Neue Höchstzahl bei der Mittwinterzählung, ganz überwiegend ziehende Trupps. Die Samtenten zogen am Sonnabend bei Kölpinsee während der Beobachtung der Winterfluchtbewegungen nach Westen. Die Art rastet ansonsten im Winter fernab der Küste in der Pommerschen Bucht, in größerer Zahl auch in den Gewässern um die Insel Greifswalder Oie.

Jahr 2019 2020 2021
Krickente 116 50 345

Als Gründelente ist die Krickente auf offenes flaches Wasser angewiesen, um an Nahrung zu kommen. Das trifft sonst ganz überwiegend auf in den Polder des Peenetals zu. In diesem Jahr wurden Krickenten jedoch auch in anderen Usedomer Zählgebieten in größerer Zahl beobachtet.

Jahr 2019 2020 2021
Singschwan  646 221 761

Die Zahlen schwanken stark. In den beiden traditionellen Rastgebieten im Lassaner Winkel und auf der Halbinsel Wolgaster Ort gab es nur bei Waschow einen größeren, schon länger verweilenden Rasttrupp. Die Nutzung dieser Bereiche ist abhängig von den angebauten landwirtschaftlichen Kulturen. Sind Rapsfelder als stark bevorzugter Nahrungspflanze vorhanden, stellen sich dort auch Singschwäne in größerer Zahl ein. Gibt es hingegen quadratkilometerweise nur Wintergetreide, fehlt die Art und zieht weiter. Überraschenderweise gab es bei Stagnieß am Achterwasser über längere Zeit eine größere Rastansammlung. Diese Singschwäne nutzten das Grünland zur Ernährung, vermutlich weil es teilweise überschwemmt war, so dass die Vögel dort auch trinken, schwimmen und Komfortverhalten durchführen konnten.

Singschwan / Foto: RP
Singschwan / Foto: RP

Gute Übereinstimmung:

Jahr 2019 2020 2021
Haubentaucher 470 634 427

Die Art rastet im Winter ganz überwiegend an der Außenküste, wo es dann auch mal ein paar mehr sein können wie 2020. Die Art war am Sonnabend auch an der Winterflucht beteiligt. Die inneren Küstengewässer wie das Haff oder der Peenestrom werden kaum aufgesucht. Im  südlichen Achterwasser gibt es im Herbst größere Rastansammlungen von mehreren Hundert Haubentauchern, von denen einige bis in den Winter hinein verbleiben.

Jahr 2019 2020 2021
Graureiher 174 209 195

Graureiher sind in milden Wintern mit Ausnahme der Ostseeküste recht gleichmäßig über die Zählgebiete verteilt. Gibt es Mäuse in den Wiesen, nutzen sie auch diese Nahrungsquelle, insbesondere, wenn Gewässer zufrieren. In härteren Wintern kommt es jedoch auch zu größeren Verlusten.

Jahr 2019 220 2021
Silberreiher 143 143 167

Erneut eine hohe Anzahl an Silberreihern. Schwerpunkte der Verbreitung bildeten das südliche Achterwasser sowie der südliche Peenestrom, aber auch in allen anderen Zählgebieten mit Ausnahme der Außenküste wurden Silberreiher beobachtet. Die Tendenz geht also eindeutig zu gleichmäßigerer Verteilung, während in früheren Jahren das Peenetal eindeutig den Verbreitungsschwerpunkt bildete. Die Ruhe- und Schlafplätze sind manchmal schwer zu entdecken, so dass es durchaus eine gewisse Dunkelziffer geben kann. So flogen während der Zählung aus dem Schilf am Steinort am südlichen Achterwasser plötzlich 20 Silberreiher hoch, die vorher absolut nicht zu sehen waren. Es war nicht erkennbar, was sie aufgeschreckt hatte, jedenfalls drehten sie ein paar Runden, um an gleicher Stelle wieder einzufallen- weg waren sie. Im Polder Pinnow gibt es einen ebenfalls gut versteckten Schlafplatz im Erlenbruch. Silberreiher nutzen in noch stärkerem Maße als Graureiher Wühlmäuse als Winternahrung.

Silberreiher / Foto: Dorothea Bellmer
Silberreiher / Foto: Dorothea Bellmer

Deutlich weniger Arten:

Jahr 2019 2020 2021
Lachmöwe 1099 1283 690

Das weitgehende Fehlen der Lachmöwen war nicht nur an der Außenküste auffällig. Ob sie den kommenden Kälteeinbruch geahnt haben? Auch andere Möwenarten machten sich in vielen Zählgebieten rarer als sonst. Das wurde aber durch einen Konzentrationseffekt an der Außenküste ausgeglichen. Bei Ahlbeck und Karlshagen gab es jeweils starken Muschelanwurf am Strand. Diese ergiebige Nahrungsquelle war vielen Möwen natürlich nicht verborgen geblieben.

Schwankende Zahlen:

Jahr 2019 2020 2021
Schellente 2080 1495 1948

Die Art bevorzugt die inneren Küstengewässer, insbesondere das Haff. Sie hält sich dort aber auch in den zentralen Bereichen auf, wo sie nur ungenügend erfassbar ist. Bei Vereisung weicht sie teilweise auf die Ostsee aus. Größere Populationsanteile verlassen dann aber auch unsere Region.

Jahr 2019 2020 2021
Seeadler 80 176 87

Die diesjährige Zahl ordnet sich recht gut in den üblichen Winterbestand ein, der um 80 Seeadler liegt. Ausnahmejahre waren 2020 mit 176 Ind. und 2018 mit 143 Adlern.

Jahr 2019 2020 2021
Kranich 4 43 205

Die Tendenz zu verstärkter Überwinterung gibt es in westlichen Landesteilen von M-V schon seit einigen Jahren. Die Winter sind oft mild und Nahrung steht auf nicht weiter bearbeiteten Maisstoppelfeldern ausreichend zur Verfügung. Nun halten sich auch bei uns vermehrt Kraniche auf. Zum Teil sind es Revierpaare, die ihren Brutplatz gar nicht verlassen haben. An günstigen Stellen, v. a. entlang des Peenestroms, sind jedoch sogar größere Rasttrupps verblieben.

Jahr 2019 2020 2021
Sturmmöwe 533 1459 493

Mal so, mal so. Die Sturmmöwe nutzt stärker als andere Möwenarten im Winter terrestrische Habitate wie Ackerflächen und ganz bevorzugt nasse Wiesen, auf denen sie Regenwürmer erbeutet. Bei reichlichen Niederschlägen steht diese Nahrungsquelle auch reichlich zur Verfügung, so dass dann hohe Sturmmöwenzahlen registriert werden. Bei Trockenheit oder Frost fallen Regenwürmer aus und damit auch weitestgehend die Sturmmöwen.

Jahr 2019 2020 2021
Silbermöwe 922 1516 2340

Die hohen Rastzahlen resultieren aus den schon erwähnten Ansammlungen am Muschelschill der Außenküste. Aber auch am Peenemünder Haken hielten sich viele Silbermöwen auf.

Kraniche / Foto: Dorothea Bellmer
Kraniche / Foto: Dorothea Bellmer

Besonderheiten:

Wo hier nun anfangen, es gab erneut etliche, die die Beobachter erfreuten und oftmals das Salz in der Beobachtungssuppe darstellen.

 

Besonders sind sicher die 32 Sterntaucher an der Außenküste, wobei der überwiegende Teil aus ziehenden Ind. bestand. Die Art wird bei unruhigem Wasser und den großen Entfernungen wohl auch oft übersehen.

 

Auch Löffelenten sind im Winter als Zugvögel, die in Südeuropa überwintern, etwas Besonderes, Tendenz steigend. Die 12 Ind. im Peenetal sind eigentlich nur ein geringer verbliebener Teil des weit höheren Rastbestandes vom Dezember.

 

Ein Zwergschwan ist nicht viel, aber der Beobachter hat ihn unter den vielen anderen Schwänen auf dem Acker entdeckt und damit seine Bestimmungsqualitäten unter Beweis gestellt.

 

In Mildwintern sind einzelne Brandgänse am Peenemünder Haken gelegentliche Vorboten des Frühjahrszuges. Aber gleich 76 Ind. sind wirklich besonders viele zu diesem frühen Zeitpunkt.

 

Der mit Abstand Besondere unter den Besonderen ist eine Rohrweihe, ein vorjähriger Jungvogel. Die Art ist strenger Zugvogel, der in Afrika überwintert und erst im April, selten schon Ende März  zurückkehrt. Überwinternde Rohrweihen sind so selten hierzulande, dass jede Beobachtung bei der Seltenheitenkomission des Landes M-V dokumentiert werden muss, um anerkannt zu werden. Diese Rohrweihe hält sich bereits länger im Gebiet auf und wurde glücklicherweise schon einige Male zuverlässig beobachtet (Gummlin, Zecherin, Peenetal bei Murchin und Bargischow).

 

So weit im Osten stellen Winterbeobachtungen von Rotmilanen auch etwas Besonderes dar. Die Art zieht im Winter eigentlich nach Südeuropa bis Spanien. Im atlantischer geprägten Westen des Landes gibt es jährlich einzelne Überwinterungsversuche. Aber gleich drei Rotmilane zur Mittwinterzählung bei uns sind viel.

 

Beobachtungen von Limicolen sind zu jeder Jahreszeit faszinierend. In milden Wintern hat man sich an große Brachvögel und Kiebitze fast schon gewöhnt. Aber 384 Brachvögel, davon 301 am Peenemünder Haken und 230 Kiebitze sind schon sehr viel mitten im Winter. Am Peenemünder Haken gibt es fast jährlich Trupps, die versuchen, dort auszuharren. Interessant ist nun die Tendenz, dass sich auch in anderen Zählgebieten (Stettiner Haff, Peenetal, Lieper Winkel) solche Traditionen entwickeln. 672 Alpenstrandläufer, davon 670 am Peenemünder Haken stellen einen neuen Höchstwert dar. Solange es stocherfähigen Boden für ihre langen Schnäbel gibt, bleiben auch mal einzelne Bekassinen hier. 2 waren es in diesem Jahr. Im Westen des Landes wurden sogar größere Trupps beobachtet. Durch die nun anhaltende Kälte werden die Limicolen wohl nun zum Abwandern gezwungen sein, da die Nahrungssuche erschwert bis unmöglich geworden ist.

 

Die Zahl von 14 Eisvögeln entspricht exakt dem Vorjahr, beides die bisherigen Höchstwerte. Die Art hat als Standvogel erfreulich von den milden Wintern der letzten Jahre profitiert. Damit ist nun leider Schluss. Ein erstes Opfer wurde bereits kurz nach der Zählung gefunden, eingeschlossen im Eis des Lassaner Vorfluters.

Bericht und Auswertung: Bernd Schirmeister


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Der komplette Bericht im PDF-Format
Auswertung der Mittwinterzählung 2021.do
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Die Auswertung der einzelnen Zählgebiete in Tabellenform
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