Siedlung:
Wald:
Offenland:
Wie schon die vier vorangegangenen Winter begann auch dieser Winter im Dezember mit einer milden Periode, so dass man denken konnte, alles bleibt wie aus den letzten Jahren gewohnt. Aber weit gefehlt, es gab mal wieder einen richtigen Winter mit teils strengem Frost und gebietsweise sehr ergiebigem Schneefällen. Der Jahresbeginn ließ davon erst einmal noch wenig erahnen, so dass Zähler, die ihr Gebiet zur ersten der beiden Zählungen frühzeitig bearbeitet hatten, noch milde Bedingungen und grüne Landschaft vorfanden.
Ab Mitte Januar kam es nach Durchzug eines Sturmtiefs von Nordwesten zum Einfließen kälterer Luftmassen aus Skandinavien. Die Temperaturen fielen deutlich (nachts bis -6°C), auch tagsüber gab es nun Frost. Die ersten Gewässer vereisten. Es war allerdings nur ein kurzes Winterintermezzo. In der folgenden Woche stiegen die Temperaturen bis auf 10°C an, allerdings ebenfalls nur kurz. Die Gewässer tauten schnell wieder auf. Danach wurde es bis Ende Januar erneut kälter. Tagsüber gab es sehr niedrige einstellige Werte, nachts leichten Frost. Genau zum Monatsende fiel Schnee, so dass sich eine ca. 5 cm dicke geschlossene Schneedecke ausbildete. Die Temperaturen sanken nachts bis -5°C, in einigen Regionen des Landes sogar bis -15°C, tagsüber um den Gefrierpunkt. Dazu wehte ein eisiger Ostwind, der vorläufig das Leben weitestgehend erstarren ließ.
Einen solchen Winter hatte man sich ja fast schon abgewöhnt, General Winter aber ließ nicht locker, v. a. an der Küste gab es teils ergiebige Schneefälle durch den sogenannten Lake- Effekt, im Bereich des Inselnordens fielen z. B. ca. 10- 15 cm Schnee, ab Koserow östlich waren es jedoch bis 30 cm besten Pulverschnees, der unter Windeinfluss in ungeschützten Lagen stark verwehte. Die Landschaft war also wieder einmal tief verschneit, nicht alle Wege zugänglich, alle Gewässer bis hin zu den inneren Küstengewässern gefroren und selbst am Ostseestrand bildete sich ein breiter Eisgürtel. Nun gab es schöne sonnige Wintertage, die aber auch noch Mitte Februar für eisige Nachttemperaturen bis nahe -20°C und tagsüber Dauerfrost sorgten. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Vogelwelt sowohl hinsichtlich des Artenspektrums, ihrer Menge und Verteilung als auch ihrer Aktivität.
Insgesamt wurden 10658 Vögel erfasst (2020: 16877 Vögel, 2019: 10919 Vögel, 2018: 16630 Vögel), dabei wurden bei der ersten Zählung 6359 Vögel und bei der zweiten Zählung im Februar 4300 Vögel registriert. Dieses Ergebnis entspricht insgesamt etwa dem Vorjahr, aber nur in seiner Gesamtheit, denn bei vielen Arten zeigen sich deutliche Unterschiede. Vor allem die starke Abnahme bei der zweiten Zählung ist ein deutlicher Hinweis auf die sich verschlechternden Witterungsbedingungen, die mehrere Arten, z. B. Gänse zum teilweisen, andere Arten auch zum völligen Abwandern gezwungen hat. Insgesamt wurden 69 Arten registriert (2018: 68, 2019: 62, 2020: 64 Arten). Dabei fehlte keine der typischen Wintervogelarten, wobei sich einige Arten wie Erlenzeisig, Feldsperling oder Goldammer sehr rar machten. Das Gros der Vögel wurde erneut von wenigen Arten bzw. Artengruppen gebildet, das sind Krähenvögel, Meisen und Finken, z. T. auch Drosselvögel und im Offenland Gänse. Viele Arten kamen oft nur in kleinen Gruppen oder Einzelexemplaren zur Beobachtung, aber gerade diese auch zu entdecken, macht oft den Reiz einer solchen Zählung aus, spornt den Ehrgeiz des Beobachters an, nachdem man die üblichen Verdächtigen über die Jahre recht gut kennengelernt hat.
Die große Anzahl von Arten zeigt aber auch die Vielgestaltigkeit der untersuchten Lebensräume sowie deren Habitatqualität, v. a. im Offenland zeigen sich große Probleme für die Vögel durch die ausgeräumte Kulturlandschaft, die an vielen Stellen kaum noch Strukturen bietet, die den Vögeln Schutz, Deckung oder Nahrung bieten können. Wobei es dabei zu großen Unterschieden kommen kann und nicht jeder Zähler von jedem Beobachtungsgang beseelt nach Hause kommt. Manchmal ergeben sich jahrweise Unterschiede z. B. durch gefrorenen Boden, die Verfügbarkeit von Beerennahrung im Offenland, Störungen durch land- oder forstwirtschaftliche Arbeiten, Störungen durch Prädatoren, wenn z. B. jagende Seeadler gerade die Gänsemassen vertrieben haben.
Der Wald erwies sich mit 13 Arten erneut als artenärmster Lebensraum, was aber nicht verwundern darf, bietet er doch im Winter nicht so vielen Vogelarten geeignete Lebensbedingungen, dafür traten manche Arten wie Ringeltaube, Kohl- und Blaumeise oft in größeren Individuenzahlen auf, in diesem Jahr standen auch wieder Bucheckern als wichtige Nahrungsquelle für Kleinvögel in recht guter Menge zur Verfügung, allerdings regional sehr unterschiedlich verteilt. In den Siedlungen bot sich ein differenziertes Bild, es wurden 39 Arten beobachtet, es gab aber keine Massenvorkommen, auffällig waren die auf Grund des zuerst milden Wetters nur wenigen Futterstellen, so dass auch deshalb Konzentrationseffekte ausblieben. Im Offenland wurden 61 Arten gezählt, hier spielt natürlich die Habitatqualität eine entscheidende Rolle, ob ausgeräumte Agrarlandschaft oder strukturreiches Grünland ist für viele Arten der überlebenswichtige Unterschied, bei der vergleichsweise hohen Artenzahl spielen Überwinterungsversuche zunehmend eine Rolle wie z. B. bei Rotmilan, Kranich oder Kiebitz. Zur Darstellung weiterer Zusammenhänge sei hier ausdrücklich auf die ausführliche Auswertung der Wintervogelzählung 2016 verwiesen.