Nach der von der OAMV vorgegebenen Anleitung waren je eine Zählung in den Monaten Januar und Februar in etwa vierwöchigem Abstand durchzuführen. Geachtet werden sollte auf möglichst günstige meteorologische Bedingungen, z. B. wenig Wind und kein Niederschlag, weil dadurch natürlich die Aktivität der Vögel und damit ihre Erfassbarkeit beeinflusst wird. Die zu wählende Route sollte 3 bis 5 km lang sein, dabei sollte möglichst nur einer der oben genannten Lebensraumtypen erfasst werden. Das lässt sich in der Praxis nicht immer ganz genau einhalten, da es gerade auf Usedom noch abwechslungsreiche und eng miteinander verzahnte
Lebensräume gibt. Auf dieser Route waren alle Vögel zu erfassen, die eine Beziehung zum untersuchten Gebiet haben, d. h. überfliegende Vögel wurden u. U. nicht mitgezählt. Das Zählgebiet sollte
dabei kartenmäßig innerhalb eines Messtischblattes liegen, um spätere überregionale Auswertungen zu erleichtern.
Wie schon die vier vorangegangenen Winter begann auch dieser Winter im Dezember mit einer langen milden Periode, die bis in den Januar und Februar hinein anhielt. Temperaturen um den Gefrierpunkt gab es nur ganz vereinzelt und dann auch nur nachts. Ansonsten lagen die Temperaturen immer im positiven Bereich, oft sogar mit zweistelligen Werten, häufig war es mit westlichen Strömungen regnerisch und windig, manchmal auch stürmisch. Das sehr milde Winterwetter hatte natürlich Auswirkungen auf die Anwesenheit und das Verhalten der Vögel, überall hielten sich noch größere Scharen von Wasservögeln auf, viele Kranichpaare hatten ihre Reviere gar nicht verlassen, auch Rasttrupps bevölkerten die Landschaft, bei den Singvögeln kam es in M-V zu Überwinterungen von Singdrosseln, Hausrotschwänzen, Mönchsgrasmücken, Bachstelzen u. a. Arten.
Insgesamt wurden 16877 Vögel erfasst (2018: 16630 Vögel, 2019: 10919). Dabei wurden bei der ersten Zählung im Januar 8385 Vögel und bei der zweiten Zählung im Februar 8492 Vögel registriert. Ein zahlenmäßig ähnliches Ergebnis wie 2018, aber ein wesentlich höheres Ergebnis als im Vorjahr, trotz vergleichbarer milder Witterungsbedingungen. Die fast gleichmäßige Verteilung der Vögel auf die beiden Zählungen ist andererseits ein guter Hinweis auf den recht gleichförmigen Witterungsverlauf über den gesamten Winter, das zeigt sich v.a. bei den Zahlen für Greifvögel, einige Krähenvögel Drosseln und Meisen. Andererseits gab es bei einigen Arten auch noch stärkere Verschiebungen, z. B. bei den Gänsen und Finken. Insgesamt wurden 62 Arten registriert (2019: 64, 2018: 68), dabei fehlte keine der typischen Wintervogelarten. Das Gros der Vögel wurde wieder von wenigen Arten bzw. Artengruppen gebildet, das sind Krähenvögel, Meisen und Finken, z. T. auch Drosselvögel und im Offenland Gänse. Viele Arten kamen oft nur in kleinen Gruppen oder Einzelexemplaren zur Beobachtung, aber gerade diese auch zu entdecken, macht oft den Reiz einer solchen Zählung aus, spornt den Ehrgeiz des Beobachters an, nachdem man die üblichen Verdächtigen über die Jahre recht gut kennengelernt hat. Die große Anzahl von Arten zeigt aber auch die Vielgestaltigkeit der untersuchten Lebensräume sowie deren Habitatqualität. Wobei es dabei zu großen Unterschieden kommen kann und nicht jeder Zähler von jedem Beobachtungsgang beseelt nach Hause kommt. Vor allem die Agrarlandschaft, speziell Ackerfluren, machen im Winter oft einen ausgeräumten, ja fast vogelleeren Eindruck. Manchmal ergeben sich jahrweise oder auch monatsweise Unterschiede z. B. durch gefrorenen Boden, die Verfügbarkeit von Beerennahrung im Offenland, Störungen durch land- oder forstwirtschaftliche Arbeiten, Störungen durch Prädatoren, wenn z. B. jagende Seeadler gerade die Gänsemassen vertrieben haben usw. Der Wald erwies sich erneut als artenärmster Lebensraum, was aber nicht verwundern darf, bietet er doch im Winter nicht so vielen Vogelarten geeignete Lebensbedingungen. Dafür traten manche Arten wie Ringeltaube, Kohl- und Blaumeise, Buch- und Bergfink oft in größeren Individuenzahlen auf, denn in diesem Jahr gab es wie 2018 reichlich Bucheckern, die über Wochen eine verlässliche Nahrungsquelle für diese Arten bot. Allerdings schienen die Vorräte im Februar langsam zur Neige zu gehen, wie man an den abnehmenden Zahlen bei der zweiten Zählung erkennen konnte. In den Siedlungen zeigte sich ein differenziertes Bild: es wurden viele Arten beobachtet, es gab aber keine Massenvorkommen. Auffällig waren die auf Grund des milden Wetters erneut nur wenigen Futterstellen, so dass auch deshalb Konzentrationseffekte ausblieben. Im Offenland wurden 49 Arten gezählt, hier spielt natürlich die Habitatqualität eine entscheidende Rolle. Ob ausgeräumte Agrarlandschaft oder strukturreiches Grünland ist für viele Arten der überlebenswichtige Unterschied. Zur Darstellung weiterer Zusammenhänge sei hier ausdrücklich auf die ausführliche Auswertung der Wintervogelzählung 2016 verwiesen.
1. Wasservögel
2. Greifvögel
3. Tauben und Spechte
4. Krähenvögel
5. Singvögel
verbleiben Einzelvögel in Trupps von Wacholderdrosseln