1. Zählgebiete, Zähler
- Datum der Zählung war der 12./13.01., überwiegend wurde am Sonnabend, den 12.01.
gezählt, so dass Doppelzählungen und Überlagerungen weitestgehend ausgeschlossen
werden konnten
- einzelne, meist kürzere Abschnitte (Schmollensee) wurden auch einen Tag vorher bzw. am Sonntag (südöstliche Ostseeküste) gezählt
- Koordinierung der Zählung ist immer anspruchsvoll, da unter den Teilnehmern etliche ältere Kollegen sind und auch mehrere Neulinge, die Interesse zeigen und vielleicht eingearbeitet werden können, man muss aber auch oft auf persönliche Belange Rücksicht nehmen
- insgesamt sind es 15 Zählgebiete auf Usedom, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen
- alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet
- auf Usedom waren insgesamt 26 Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe im
Einsatz, im nördlichen Peenestrom erhielten wir Unterstützung durch D. Sellin aus
Greifswald, die Polder Murchin und Pinnow wurden durch K. Vegelin von der
Landgesellschaft M-V gezählt
- Rückmeldung aller Daten erfolgte innerhalb von zwei Wochen, so dass die Endbearbeitung und Auswertung der Daten zügig abgeschlossen werden konnte
- außerdem dritter (von vier) nationaler Zähltermin für Gänse, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind
2. Wetterbedingungen
- drei Tage Regenwetter, weniger Regen hätte sich wohl jeder Zähler gewünscht
- Teilnehmer, Jacken und Hosen, die teure Technik, alles wurde nass
- manchmal kam der Regen als Sprühregen daher, zwar leicht, aber mit schlechter Sicht,
am Sonntag regnete es auch kräftiger, dafür war dann die Sicht besser, alles Gute ist eben um diese Jahreszeit selten zusammen
- wir haben aber auch schon im Schneegestöber gezählt oder bei klirrender Kälte auf
Eisflächen geschaut
- dazu kam ein kräftiger Wind, am Sonnabend aus Nordwest, am Sonntag aus Südwest,
vor allem am Stettiner Haff und Peenestrom spielte Wellenschlag dann eine Rolle, zudem hatte es am Mittwoch das zweite Sturmhochwasser des neuen Jahres gegeben, so dass am Peenemünder Haken auf den Sandbänken noch weitestgehend landunter war
- aber alle Gebiete waren eisfrei, es war mild mit bis zu 6°C, auch im bisherigen Winter
gab es keine Vereisungen (bis auf eine Nacht mit leichtem Frost, in der die Peenepolder
kurzzeitig überfroren waren), so dass keinerlei Winterfluchten stattgefunden hatten
3. Ergebnisse
- trotz der suboptimalen Erfassungsbedingungen konnte natürlich jeder Zähle auf seinem
Zählabschnitt mit Wasservögeln rechnen, irgendwelche auffälligen Winterfluchtbewegungenha tte es im Vorfeld der Zählung nicht gegeben
- einige Zähler hätten auf Grund der bis dahin durchgehend milden Witterung vielleicht sogar mit noch wesentlich mehr Wasservögeln gerechnet, das war jedoch nicht der Fall, da es auch in Südskandinavien und bis ins Baltikum ähnlich mild war, verblieben offenbar viele Vögel in diesen Regionen und zogen gar nicht bis zu uns, das zeigte sich z. B. bei den Tauchenten, einigen Gänsearten, Seeadlern oder Möwen.
- Jahr 2017 2018 2019
Gesamtzahl 47706 53500 40960
(Eiswinter) (Mildwinter) (Mildwinter)
(Diese Angabe ist nicht im meteorologischen Sinn zu verstehen, sondern bezieht sich auf die Bedingungen zum Zeitpunkt der Zählung.)
Artenzahl 48 47 45
Aber z. B. waren es 2013 nur 31 Arten. Viele Arten kamen nur in geringen Anzahlen zur Beobachtung, wenige Arten dagegen in hohen Konzentrationen, eigentlich ein typisches Winterbild.
- Schwerpunktgebiete:
Peenestrom Mitte 6878 Ind.
Schmollensee 5126 Ind.
Peenestrom Süd 5119 Ind.
Unter den Gebieten ist ähnlich wie im vorigen Jahr kein Zählgebiet, das Konzentrationen von über 10000 Wasservögeln aufwies, was sonst immer der Fall war. Zählgebiete an der Ostsee fehlen bei den wasservogelreichsten Strecken.
- häufigste Arten
2017 2018 2019
Stockente 5297 11904 8671
Die Art liegt jährlich in der Spitzengruppe, häufigste Gründelente. Recht gleichmäßige Verteilung mit Konzentrationen am Schmollensee, südlichen Achterwasser und den Murchiner Wiesen.
Kormoran 3976 4948 4298
Eigentlich gab es in keinem Zählgebiet größere Ansammlungen fischender Kormorane, die hohe Zahl resultiert aus der Zählung am Schlafplatz Schmollensee
Gänsesäger 6640 3060 3132
Ähnlicher Rastbestand wie im vorigen Jahr, wohl großräumigere Verteilung des Winterbestandes
Zwergsäger 297 587 2590
Ungewöhnlich hoher Rastbestand, Allzeithoch, nur je einmal wurden in den letzten zehn Jahren Rastbestände von 1000 Ind. bzw. knapp 2000 Ind. erreicht, Konzentration am Stettiner Haff und südlichen Achterwasser, dort wurden in dichten Pulks windgeschützte Buchten zur Rast aufgesucht
Schellente 4530 1350 2080
Mittelhoher Rastbestand, Konzentration auf dem südlichen Peenestrom
- häufige Arten
2017 2018 2019
Hierzu zählen erneut die grauen Gänse, die auf Grund fehlenden Schnees und offener Gewässer günstige Nahrungsbedingungen und störungsarme Schlafplätze vorfanden
Graugans 3923 4478 5479
Nochmals deutliche Steigerung des Rastbestandes im Vergleich zu den Vorjahren, seit Jahren steigende Tendenz, inzwischen im Winter teilweise häufiger als die nordischen Arten
2017 2018 2019
Blässgans 2395 4478 2103
Bei dieser Art halten sich Mildwinter- und Eiswinterrastbestände die Waage. In strengeren Wintern weichen viele Blässgänse in westlich gelegene Winterquartiere bis nach Holland aus. In milden Wintern kommen viele gar nicht bis zu uns und verbleiben östlich.
- deutlich mehr Vögel
Silberreiher 6 56 143
Inzwischen zählt die Art zu den regelmäßigen Überwinterern in wechselnder Zahl, aber selbst in strengen Wintern verbleiben einige Ind., hohe Konzentrationen v. a. im Peenetal
Blässralle 1575 774 1099
Die Art braucht offene Binnengewässer, um tauchend an Muscheln und Wasserpflanzen zu kommen. Konzentration auf dem Haff und Peenestrom.
- gute Übereinstimmung
Haubentaucher 1874 487 470
In den beiden milden Wintern gab es eine gute Übereinstimmung, wobei z. B. Ende 2017 noch über 700 Ind. auf dem südlichen Achterwasser rasteten. Witterungsbedingt gibt es jedoch auch größere Schwankungen wie 2017 nach ausgeprägter Winterflucht hierher.
Graureiher 110 154 174
Die Art ist stark von offenen Binnengewässern abhängig, kann in Kälteperioden im Gegensatz zu anderen Wasservögeln auch nicht auf die Ostsee ausweichen. Ähnlich wie der Silberreiher können sich Graureiher jedoch auf Mäusenahrung umstellen, wenn diese ausreichend zur Verfügung stehen und die Wiesen schneefrei sind.
Weißwangengans 709 1177 912
Die Art tritt selten in reinen Trupps auf, sondern eher vergesellschaftet mit Blässgänsen. Dabei wird Grünland bevorzugt. In den letzten Jahren gab es deutliche Zunahmen, was auf steigende Brutbestände in der russischen Arktis zurückzuführen ist.
Höckerschwan 311 647 748
Die jährlichen Schwankungen sind ebenfalls witterungsbedingt, wobei die Art auch Rapsfelder zur Nahrungsaufnahme nutzt, ähnlich wie der Singschwan.
- deutlich weniger Vögel
Saatgans 2723 1429 961
Wie schnell sich selbst kleinräumig im Winter bei den Gänsen die Verhältnisse ändern können, zeigte sich in diesem Jahr bei der Saatgans. Noch zum Jahreswechsel rasteten in Südusedom über 2000 Ind., eine Woche vor der Zählung ebenfalls über 1500 Ind. an einem Platz. Die Vögel ziehen aber oft weiträumig in der Region umher und nutzen verschiedene Stellen mit günstigem Nahrungsangebot. Andererseits verbleiben manche Trupps auch sehr ortsfest, wie sich an beringten Ind. zeigt. Hier muss man sich vor zu engen Interpretationen hüten. Bei den Vögeln handelt es sich ganz überwiegend um Waldsaatgänse.
2017 2018 2019
Reiherente 705 4257 1979
Muscheln fressende Art, rastet v. a. auf den Muschelbänken des Peenestroms und Stettiner Haffs, stark schwankende Zahlen sind oft witterungsbedingt.
Bergente 621 8365 35
Bisher niedrigster Wert überhaupt. Die Art hat ihren Rastschwerpunkt in der Peenemündung. Dort rasteten im Usedom nächstgelegenen Zählgebiet über 20000 Bergenten, eine Woche später schon doppelt so viele. Auch bei dieser Art muss man sich vor zu kleinräumigen Aussagen hüten.
Silbermöwe 1854 1535 922
Ähnlich wie bei vielen Entenvögeln sind auch größere Mengen an Silbermöwen auf Grund der milden Witterung weiter ost- und nordwärts verblieben.
- Besonderheiten
Dazu zählen einige Gründelentenarten wie Schnatter-, Pfeif-, Spieß und Krickente, die in strengen Wintern abwandern. Manchmal verbleiben wenige Ind. zwischen den großen Stockentenansammlungen. Nur in den Flachwasserpoldern im Peenetal kommt es in milden Wintern zum Verbleiben größerer Trupps.
Schnatterente 978, davon 945 in den Murchiner Wiesen, sehr hoher Bestand an Überwinterern
Pfeifente 55, davon 17 in den Murchiner Wiesen
Spießente 7, nur Murchiner Wiesen
Löffelente 4, Murchiner Wiesen, Winterbeobachtungen sind selten, da die Art Zugvogel ist und in Südeuropa überwintert
Krickente 116, davon 45 in den Murchiner Wiesen
Rohrdommel 1, in Mildwintern bleiben einige Rohrdommeln bei uns, die Beobachtung dieses heimlichen Schilfbewohners gelingt jedoch eher zufällig
Wasserralle 8, neigt ebenfalls bei milder Witterung zum Ausharren, Nachweise meist nur über kurze Rufaktivitäten
Auch von einigen Limicolenarten gelangen Beobachtungen zur Mittwinterzählung. Während der Große Brachvogel jährlich am Peenemünder Haken überwintert, sind Nachweise der anderen Arten nicht häufig.
Kiebitz 1, Peenestrom Mitte, wohl ein früher Rückkehrer
Bekassine 2, am Stettiner Haff, benötigt stocherfähigen Boden zur Nahrungssuche, bei Frost wird das Gebiet geräumt
Pfuhlschnepfe 2, Peenestrom Nord
Auch von einigen Schilf bewohnenden Singvogelarten gelangen Winternachweise.
Bartmeise 22, Beobachtungen kleiner Trupps auf insgesamt drei Strecken, wohl jährlich in Mildwintern verbleiben Bartmeisen in unseren großräumigen Schilfgebieten
Rohrammer 1, eigentlich Zugvogel nach Südeuropa, seltener Überwinter.