Mittwintervogelzählung der Wasservögel vom 12./13.01. 2019

Bericht und Auswertung: Bernd Schirmeister

1. Zählgebiete, Zähler

 

- Datum der Zählung war der 12./13.01., überwiegend wurde am Sonnabend, den 12.01.

  gezählt, so dass Doppelzählungen und Überlagerungen weitestgehend ausgeschlossen

  werden konnten

 

- einzelne, meist kürzere Abschnitte (Schmollensee) wurden auch einen Tag vorher bzw. am  Sonntag (südöstliche Ostseeküste) gezählt

 

- Koordinierung der Zählung ist immer anspruchsvoll, da unter den Teilnehmern etliche ältere Kollegen sind und auch mehrere Neulinge, die Interesse zeigen und vielleicht eingearbeitet werden können, man muss aber auch oft auf persönliche Belange Rücksicht nehmen

 

- insgesamt sind es 15 Zählgebiete auf Usedom, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen

 

- alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet

 

- auf Usedom waren insgesamt 26 Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe im

  Einsatz, im nördlichen Peenestrom erhielten wir Unterstützung durch D. Sellin aus

  Greifswald, die Polder Murchin und Pinnow wurden durch K. Vegelin von der

  Landgesellschaft M-V gezählt

 

- Rückmeldung aller Daten erfolgte innerhalb von zwei Wochen, so dass die Endbearbeitung und Auswertung der Daten zügig abgeschlossen werden konnte

 

- außerdem dritter (von vier) nationaler Zähltermin für Gänse, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind

 

 

2. Wetterbedingungen

 

- drei Tage Regenwetter, weniger Regen hätte sich wohl jeder Zähler gewünscht

 

- Teilnehmer, Jacken und Hosen, die teure Technik, alles wurde nass

 

- manchmal kam der Regen als Sprühregen daher, zwar leicht, aber mit schlechter Sicht,

  am Sonntag regnete es auch kräftiger, dafür war dann die Sicht besser, alles Gute ist eben um diese Jahreszeit selten zusammen

 

- wir haben aber auch schon im Schneegestöber gezählt oder bei klirrender Kälte auf

  Eisflächen geschaut

 

- dazu kam ein kräftiger Wind, am Sonnabend aus Nordwest, am Sonntag aus Südwest,

  vor allem am Stettiner Haff und Peenestrom spielte Wellenschlag dann eine Rolle, zudem hatte es am Mittwoch das zweite Sturmhochwasser des neuen Jahres gegeben, so dass am Peenemünder Haken auf den Sandbänken noch weitestgehend landunter war

 

- aber alle Gebiete waren eisfrei, es war mild mit bis zu 6°C, auch im bisherigen Winter

  gab es keine Vereisungen (bis auf eine Nacht mit leichtem Frost, in der die Peenepolder

  kurzzeitig überfroren waren), so dass keinerlei Winterfluchten stattgefunden hatten

 

 

3. Ergebnisse

 

- trotz der suboptimalen Erfassungsbedingungen konnte natürlich jeder Zähle auf seinem

  Zählabschnitt mit Wasservögeln rechnen, irgendwelche auffälligen Winterfluchtbewegungenha tte es im Vorfeld der Zählung nicht gegeben

 

- einige Zähler hätten auf Grund der bis dahin durchgehend milden Witterung vielleicht sogar mit noch wesentlich mehr Wasservögeln gerechnet, das war jedoch nicht der Fall, da es auch in Südskandinavien und bis ins Baltikum ähnlich mild war, verblieben offenbar viele Vögel in diesen Regionen und zogen gar nicht bis zu uns, das zeigte sich z. B. bei den Tauchenten, einigen Gänsearten, Seeadlern oder Möwen.

 

- Jahr                          2017                           2018                           2019

 

Gesamtzahl                  47706                         53500                         40960

 

                                (Eiswinter)                 (Mildwinter)              (Mildwinter)

                     (Diese Angabe ist nicht im meteorologischen Sinn zu verstehen, sondern bezieht sich auf die Bedingungen zum Zeitpunkt der Zählung.)

 

 

Artenzahl                      48                               47                               45

 

Aber z. B. waren es 2013 nur 31 Arten. Viele Arten kamen nur in geringen Anzahlen zur Beobachtung, wenige Arten dagegen in hohen Konzentrationen, eigentlich ein typisches Winterbild.

 

 

- Schwerpunktgebiete:

 

  Peenestrom Mitte    6878 Ind.

  Schmollensee           5126 Ind.

  Peenestrom Süd       5119 Ind.

 

Unter den Gebieten ist ähnlich wie im vorigen Jahr kein Zählgebiet, das Konzentrationen von über 10000 Wasservögeln aufwies, was sonst immer der Fall war. Zählgebiete an der Ostsee fehlen bei den wasservogelreichsten Strecken.

 

 - häufigste Arten

 

                                    2017                2018                2019

 

Stockente                     5297                11904              8671

                Die Art liegt jährlich in der Spitzengruppe, häufigste Gründelente.               Recht gleichmäßige Verteilung mit Konzentrationen am Schmollensee, südlichen Achterwasser und den Murchiner Wiesen.

 

Kormoran                     3976                4948                4298

                 Eigentlich gab es in keinem Zählgebiet größere Ansammlungen               fischender Kormorane, die hohe Zahl resultiert aus der Zählung am Schlafplatz Schmollensee

 

Gänsesäger                   6640                3060                3132

                   Ähnlicher Rastbestand wie im vorigen Jahr, wohl großräumigere    Verteilung des Winterbestandes

 

Zwergsäger                    297                  587                  2590

                    Ungewöhnlich hoher Rastbestand, Allzeithoch, nur je einmal wurden in     den letzten zehn Jahren Rastbestände von 1000 Ind. bzw. knapp 2000 Ind. erreicht, Konzentration am Stettiner Haff und südlichen Achterwasser, dort wurden in dichten Pulks windgeschützte Buchten zur Rast aufgesucht

 

Schellente                      4530                1350                2080

                    Mittelhoher Rastbestand, Konzentration auf dem südlichen Peenestrom

 

 

- häufige Arten

                                   2017                2018                2019

 

Hierzu zählen erneut die grauen Gänse, die auf Grund fehlenden Schnees und offener Gewässer günstige Nahrungsbedingungen und störungsarme Schlafplätze vorfanden

 

Graugans                      3923                4478                5479

                 Nochmals deutliche Steigerung des Rastbestandes im Vergleich zu den       Vorjahren, seit Jahren steigende Tendenz, inzwischen im Winter                              teilweise häufiger als die nordischen Arten

 

                                     2017                2018                2019

 

Blässgans                        2395                4478                2103

                 Bei dieser Art halten sich Mildwinter- und Eiswinterrastbestände die       Waage. In strengeren Wintern weichen viele Blässgänse in westlich gelegene Winterquartiere bis nach Holland aus. In milden Wintern kommen viele gar nicht bis zu uns und verbleiben östlich.

 

 

- deutlich mehr Vögel

 

Silberreiher                    6                      56                    143

                 Inzwischen zählt die Art zu den regelmäßigen Überwinterern in                  wechselnder Zahl, aber selbst in strengen Wintern verbleiben einige Ind., hohe Konzentrationen v. a. im Peenetal

 

Blässralle                       1575                774                  1099

               Die Art braucht offene Binnengewässer, um tauchend an Muscheln und        Wasserpflanzen zu kommen. Konzentration auf dem Haff und Peenestrom.

 

 

- gute Übereinstimmung

 

Haubentaucher                1874                487                  470

                     In den beiden milden Wintern gab es eine gute Übereinstimmung,  wobei z. B. Ende 2017 noch über 700 Ind. auf dem südlichen Achterwasser rasteten. Witterungsbedingt gibt es jedoch auch größere Schwankungen wie 2017 nach ausgeprägter Winterflucht hierher.

 

Graureiher                        110                  154                  174

                 Die Art ist stark von offenen Binnengewässern abhängig, kann in                     Kälteperioden im Gegensatz zu anderen Wasservögeln auch nicht auf die Ostsee ausweichen. Ähnlich wie der Silberreiher können sich Graureiher jedoch auf Mäusenahrung umstellen, wenn diese  ausreichend zur Verfügung stehen und die Wiesen schneefrei sind.

 

Weißwangengans              709                  1177                912

                              Die Art tritt selten in reinen Trupps auf, sondern eher vergesellschaftet mit Blässgänsen. Dabei wird Grünland bevorzugt. In den letzten Jahren gab es deutliche Zunahmen, was auf steigende Brutbestände in der russischen Arktis zurückzuführen ist.

 

Höckerschwan                  311                  647                  748

                        Die jährlichen Schwankungen sind ebenfalls witterungsbedingt, wobei     die Art auch Rapsfelder zur Nahrungsaufnahme nutzt, ähnlich wie der Singschwan.

 

 

- deutlich weniger Vögel

 

Saatgans                          2723                1429                961

                 Wie schnell sich selbst kleinräumig im Winter bei den Gänsen die                Verhältnisse ändern können, zeigte sich in diesem Jahr bei der Saatgans. Noch zum Jahreswechsel rasteten in Südusedom über 2000 Ind., eine Woche vor der Zählung ebenfalls über 1500 Ind. an einem Platz. Die Vögel ziehen aber oft weiträumig in der Region umher und nutzen verschiedene Stellen mit günstigem Nahrungsangebot.              Andererseits verbleiben manche Trupps auch sehr ortsfest, wie sich an beringten Ind. zeigt. Hier muss man sich vor zu engen Interpretationen hüten. Bei den Vögeln handelt es sich ganz überwiegend um  Waldsaatgänse.

 

                                  2017                2018                2019

 

Reiherente                   705                  4257                1979

                Muscheln fressende Art, rastet v. a. auf den Muschelbänken des                      Peenestroms und Stettiner Haffs, stark schwankende Zahlen sind oft                 witterungsbedingt.

 

Bergente                      621                  8365                35

                 Bisher niedrigster Wert überhaupt. Die Art hat ihren Rastschwerpunkt             in der Peenemündung. Dort rasteten im Usedom nächstgelegenen Zählgebiet über 20000 Bergenten, eine Woche später schon doppelt so viele. Auch bei dieser Art muss man sich vor zu kleinräumigen Aussagen hüten.

 

Silbermöwe                1854                1535                922

                Ähnlich wie bei vielen Entenvögeln sind auch größere Mengen an                    Silbermöwen auf Grund der milden Witterung weiter ost- und  nordwärts verblieben.           

 

 

- Besonderheiten

 

Dazu zählen einige Gründelentenarten wie Schnatter-, Pfeif-, Spieß und Krickente, die in strengen Wintern abwandern. Manchmal verbleiben wenige Ind. zwischen den großen Stockentenansammlungen. Nur in den Flachwasserpoldern im Peenetal kommt es in milden Wintern zum Verbleiben größerer Trupps.

 

Schnatterente             978, davon 945 in den Murchiner Wiesen, sehr hoher Bestand an                                         Überwinterern           

 

Pfeifente                     55, davon 17 in den Murchiner Wiesen

 

Spießente                   7, nur Murchiner Wiesen

 

Löffelente                  4, Murchiner Wiesen, Winterbeobachtungen sind selten, da die Art                                    Zugvogel ist und in Südeuropa überwintert

 

Krickente                   116, davon 45 in den Murchiner Wiesen

 

Rohrdommel              1, in Mildwintern bleiben einige Rohrdommeln bei uns, die           Beobachtung dieses heimlichen Schilfbewohners gelingt jedoch eher zufällig

 

Wasserralle                8, neigt ebenfalls bei milder Witterung zum Ausharren, Nachweise                                    meist nur über kurze Rufaktivitäten

 

Auch von einigen Limicolenarten gelangen Beobachtungen zur Mittwinterzählung. Während der Große Brachvogel jährlich am Peenemünder Haken überwintert, sind Nachweise der anderen Arten nicht häufig.

 

Kiebitz                         1, Peenestrom Mitte, wohl ein früher Rückkehrer

 

Bekassine                   2, am Stettiner Haff, benötigt stocherfähigen Boden zur Nahrungssuche,  bei Frost wird das Gebiet geräumt

 

Pfuhlschnepfe            2, Peenestrom Nord

 

Auch von einigen Schilf bewohnenden Singvogelarten gelangen Winternachweise.

 

Bartmeise                   22, Beobachtungen kleiner Trupps auf insgesamt drei Strecken, wohl jährlich in Mildwintern verbleiben Bartmeisen in unseren großräumigen                   Schilfgebieten

 

Rohrammer                1, eigentlich Zugvogel nach Südeuropa, seltener Überwinter.

 

 

Detaillierte Zählergebenisse

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