Auswertung der Mittwinterzählung vom 16/17.01.2016
1. Zählgebiete, Zähler
- Datum 16. und 17.01., gezählt wurde überwiegend am Sonnabend, den 16.01., so dass
Doppelzählungen und Überlagerungen weitgehend ausgeschlossen werden konnten,
einzelne meist kürzere Teilabschnitte wurden am Donnertags, Freitag und Sonntag erfasst
- insgesamt 14 Zählgebiete auf der Insel, dem angrenzenden Festland am Peenestrom und im Peenetal, die international festgelegt sind und eine sitecode- Nummer tragen
- alle Zählgebiete wurden vollständig bearbeitet
- auf Usedom waren insgesamt 18 Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe
beteiligt, Dank an alle Zähler für Mühe und Einsatzbereitschaft unter teils widrigen
Bedingungen sowie für die gute Arbeit im Gelände
- Rückmeldung der Daten erfolgte innerhalb von knapp zwei Wochen, so dass die
Endbearbeitung und Auswertung zügig abgeschlossen werden konnte
- außerdem dritter (von vier) nationaler Zähltermin für Gänse, für die gesonderte Zählbögen auszufüllen sind
- dazu zwei Sonderberichte, die Daten zum Bruterfolg des Zwergschwans sowie zum
Geschlechtsverhältnis in Rasttrupps der Tafelente umfasste
2. Wetterbedingungen
- nach zwei milden Wintern mit eisfreien Gewässern an der Küste und im Binnenland gab es nach erneut mildem Winterbeginn nach Weihnachten einen Kaltlufteinbruch mit Frost bis zu - 12°C
- der Dauerfrost führte zum schnellen Zufrieren der Binnengewässer zu Jahresbeginn, auch auf den inneren Küstengewässern bildete sich eine geschlossene und dicke Eisdecke, nur die Ostsee blieb eisfrei
- Schnee fiel nur wenig (unterbrochene Schneedecke von 1- 3 cm Höhe)
- am Zählwochenende waren die Wetterbedingungen von Tag zu Tag sehr unterschiedlich,
am Freitag war es sehr neblig, so dass die Sicht stark eingeschränkt war, am Sonnabend, dem Hauptzähltag, war es jedoch sonnig mit hervorragender Sicht, am Sonntag dagegen gab es wieder dichte Wolken und ebenfalls Dunst mit Sichtbehinderungen, Wind und Wellenbewegungen auf der Ostsee waren dieses Mal jedoch kein Thema
3. Ergebnisse
- alle Zähler, die Strecken im Binnenland zu bearbeiten, wussten natürlich schon vorher, dass die großen Rastzahlen der beiden letzten Winter nicht wieder erreichbar waren, das Eis hatte große Mengen an Wasservögeln zum Abwandern gezwungen
- trotzdem suchte jeder sein bekanntes Gebiet auf und überall gab es auch etwas zu zählen,
- im Binnenland waren es vor allem Gänse und auch Schwäne, die landwirtschaftliche
Flächen zum Äsen nutzten
- allerdings waren kurzfristig eine Reihe von Wiesen und Feldern, auf denen sich an den
Tagen und Wochen vor der Zählung große Scharen an Gänsen aufgehalten hatten, von
diesen auf Grund der anhaltenden Kälte doch noch geräumt und in Richtung Westen
verlassen worden
- eine überraschend große Anzahl Wasservögel war aber auch auf die nahe Ostseeküste
ausgewichen, so gab es dort z B. große Trupps von Haubentauchern, die küstennah auf
Fischfang gingen oder Schellenten, die zwischen den Buhnen nach Muscheln tauchten.
Jahr 2016 2015 2014
Gesamtzahl 25656 58338 41112
(Eiswinter) (Mildwinter) (Mildwinter)
vergleichbare Zahlen gab es letztmalig 2010 mit 27000 Wasservögeln
Artenzahl 41 49 47
Aber 2013 z. B. nur 31 Arten, viele Arten kamen nur in sehr geringen Anzahlen zur
Beobachtung, wenige Arten dagegen in sehr hohen Konzentrationen
- Schwerpunktgebiete
Östlicher Abschnitt der Ostseeküste: 11940 Ind.
Peenestrom Nord: 4118 Ind.
Peenestrom Mitte: 2451 Ind.
- häufigste Arten
2016 2015 2014
Stockente 4127 9106 7174
Konzentration am Peenestrom in Wolgast, am südlichen Peenestrom und an der Außenküste (Nahrung)
Eisente 3947 1460 502
Meeresente, oft offshore und dann von Land nicht erfassbar
Haubentaucher 2026 756 530
Offenbar Zuzug durch großräumige Winterfluchtbewegungen auf die Ostsee
Alle anderen Arten kamen auf Grund von Winterflucht in deutlich geringerer Zahl als in den Vorjahren zur Beobachtung.
- häufige Arten
Kormoran 1737 3159 3619, aber 2013 nur 300
Offenbar nach den Mildwintern wieder verstärkte Tendenz zur
Überwinterung, nachdem es nach großen Verlusten in mehreren
aufeinanderfolgenden Wintern zu verstärktem Zugverhalten gekommen war
Graugans 1727 3794 3321, aber 2013 auch nur 2091
Nach noch großen Rastbeständen um Weihnachten erfolgte doch noch
großräumiger Abzug, Ansammlungen nur am südlichen Achterwasser
sowie am nördlichen Peenestrom
Saatgans 1473 3396 2067, aber 2013 nur 577
Ähnlich wie Graugans, Konzentrationen nur am Stettiner Haff sowie
am südlichen Peenestrom
- deutlich mehr Vögel
Sterntaucher 58 6 9
Seetaucher, oft offshore und nicht erfassbar, Häufigkeit vielleicht
nahrungsbedingt (s. Haubentaucher)
Mittelsäger 802 371 69
Größere Häufigkeit vielleicht ebenfalls nahrungsökologisch bedingt
Keine einzige weitere Art lässt sich in diesem Jahr dieser Kategorie zuordnen.
- gute Übereinstimmung
2016 2015 2014
Zwergsäger 802 890 1771, aber 2013 878
Uneinheitliches Bild, sicher durch Winterflucht geprägt
Singschwan 401 467 264
Auf Grund geringer Schneehöhe waren die Nahrungsflächen (Raps)
weiterhin zugänglich, im Peenetal gab es jedoch auch Abwanderungen
nach Süden und Westen (Ringablesungen)
Seeadler 68 78 57
Hohe Konzentrationen am Peenemünder Haken und im nördlichen
Peenestrom, aber auch an der Außenküste tauchten Seeadler auf der
Suche nach Nahrung auf
- Schwankende Bestände
Blässralle 181 2120 650
Silbermöwe 786 1281 940, aber 2013 2116
- Deutlich weniger Vögel
Hier ließen sich in diesem Jahr auf Grund von Winterflucht wegen fehlender Nahrungsgrundlage viele Arten einordnen, beispielhaft seien genannt:
Graureiher 84 222 194
Blässgans 1473 4381 4063
Bergente 767 2035 2050
Aber am Struck ca. 11000 rastend
Reiherente 959 8106 1689
Gänsesäger 1456 4441 3840
Bei Vereisung der inneren Küstengewässer Abzug nach Holland (Ijsselmeer)
- Besonderheiten
Prachttaucher:1, Seetaucher, oft weitab der Küste
Silberreiher: 2, am nördlichen Peenestrom, sonst schon eine gewohnte und häufige Art auch im Winter, in diesem Jahr fast vollständige Abwanderung
Mandarinente: 2, eigentlich asiatische Art, offenbar Gefangenschaftsflüchtlinge
Kiebitz:1, überraschend bei Dewichow, nachdem bis Weihnachten überall noch Kiebitze
gerastet hatten
Großer Brachvogel: 86, am Peenemünder Haken, trotz teilweiser Vereisung des Windwatts
Alpenstrandläufer: 39, ebenfalls am Peenemünder Haken, Überwinterungsversuch
Eisvogel: 5, trotz des Frostes an mehreren noch offenen Wasserstellen, z. B. Sackkanal
Bartmeise. 11, mehrere kleine Trupps in Schilfflächen, oft nur durch Rufe wahrnehmbar
Rohrammer: 1, nicht alljährlich überwinternd
Detaillierte Tabelle der Ergebnisse