Auswertung der Wintervogelzählung 2014 auf der Insel Usedom
1. Teilnahme/Zählstrecken der Usedomer NABU- Regionalgruppe
- von den sieben Zählstrecken des vergangenen Jahres wurden sechs erneut bearbeitet,
eine Strecke (Wolgastsee) konnte umzugsbedingt nicht wieder besetzt werden
- damit sind sechs Zählstrecken seit 2009 Bestandteil des Monitorings, so dass nun bereits
längere Datenreihen vorliegen
- die wichtigen Lebensraumtypen Wald, Offenland und Siedlung wurden durch die Zählung
abgedeckt
- insgesamt waren sieben Mitglieder und Freunde der NABU- Regionalgruppe an der durch
die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft des Landes organisierten Wintervogelzählung
beteiligt
- Siedlung: Heringsdorf (K.- H. Loist, M. Kaster)
Bansin (B. Schirmeister)
Wald: zwischen Kölpinsee und Ückeritz (K. Räsch)
Offenland: zwischen Zinnowitz und Krummin (A. und K. Knapp)
auf dem Gnitz (W. Nehls)
2. Methodik
- nach der vorgegebenen Anleitung waren je eine Zählung in den Monaten Januar bzw.
Februar in etwa vierwöchigem Abstand durchzuführen
- die zu wählende Route sollte zwischen 3 und 5 km lang sein, dabei sollte möglichst nur
ein Lebensraumtyp kartiert werden
- auf dieser Route waren alle Vögel zu erfassen, die eine Beziehung zum untersuchten Gebiet
haben
- das Zählgebiet sollte dabei kartenmäßig innerhalb einen Messtischblattquadranten liegen,
um spätere Auswertungen zu erleichtern
3. Erfassungsbedingungen
- der Winter 2013/14 war insgesamt äußerst mild
- bis Mitte Januar war es fast durchgängig frostfrei
- danach setzte eine kurze, aber recht heftige Kälteperiode ein, die zum Vereisen der
Binnengewässer und der inneren Küstengewässer führte, es bildete sich eine dünne
Schneedecke aus
- bald setzte jedoch wieder Tauwetter ein und die andauernde Mildwitterung gewann
erneut die Oberhand, nach der ersten Februarwoche war der Schnee verschwunden,
zwei Wochen später auch alle Gewässer wieder eisfrei
- unter Hochdruckeinfluss schien oft die Sonne, Niederschläge fielen selten und nur in
geringem Umfang
- dadurch waren fast durchgängig gute Erfassungsbedingungen während der Kartierperiode
gegeben
4. Ergebnisse
- der milde Witterungsverlauf ließ interessante Ergebnisse erwarten
- insgesamt wurden 10107 Vögel erfasst, davon 6308 Ind. bei der ersten und 3799 Ind. bei
der zweiten Zählung (2012: 9093- 4658/4435, 2013: 6132- 3311/2821)
- die festgestellte Gesamtzahl ist die höchste im Untersuchungszeitraum
- der große Unterschied zwischen beiden Zählungen ist v. a. durch die Gänse begründet, die
durch den Wintereinbruch Mitte Januar teilweise abgewandert waren
- insgesamt wurden 63 Arten registriert, auch das ist eine sehr hohe Zahl (2012: 67, 2013: 57)
- das Gros der Vögel wurde erneut durch wenige Arten gebildet, besonders zahlreich waren
Gänse (Grau,- Saat- und Blässgans sowie Weißwangengans) mit 2692 Ind. bei der ersten
und 87 bei der zweiten Zählung
- viele Arten kamen oft nur in kleinen Gruppen oder sogar nur Einzelexemplaren vor
4.1. Wasservögel
- das Gewässer einen nur kleinen Teil der Zählstrecken ausmachen, sind sie in entsprechend
geringer Artenzahl vertreten
- Gänse und zum Teil auch Schwäne rasten jedoch in den großen Wiesenniederungen wie
dem Thurbruch, Stockenten und Graureiher trifft man auch an den Gräben an
- auffällig war die massive Abwanderung der Gänse (v. a. Blässgänse) nach Frosteinbruch,
die dann ihre eigentlichen Winterquartiere v. a. in Holland aufsuchen
- zum Teil zogen die Gänse aber auch kleinräumig umher auf der Suche nach den besten
Nahrungsflächen, was durch Beobachtungen von anderen Orten bestätigt wurde
- eine Überraschung stellten die 11 bei Krummin beobachteten Silberreiher dar, die sich aber
in die landesweite Tendenz zur verstärkten Überwinterung dieser Art in M-V einordnen
- Möwen waren wieder auffällige Gäste in den Seebädern, wo sie auf den Dächern der großen
Hotels rasten und oft lautstark auf sich aufmerksam machen
4.2. Greifvögel
- insgesamt kamen sieben Greifvogelarten zur Beobachtung, darunter auch seltenere Arten
wie Kornweihe und Wanderfalke
- häufigste Art war der Mäusebussard mit 24 Ind. (8/16), Ursache für diesen nur geringen
Winterbestand ist das weitgehende Fehlen von Mäusen als wichtiger Nahrungsquelle
- allerdings war der Bestand in den letzten beiden Jahren mit 17 bzw. 19 Ind. auch nicht
größer, sicher bedingt durch die strengeren Winter und damit verbundene Abwanderung
- überwinternde Turmfalken wurden nicht angetroffen
4.3. Krähenvögel
- erneut wurden sechs Arten registriert (Kolkrabe, Nebel- und Saatkrähe, Dohle, Elster und
Eichelhäher)
- Krähenvögel wurden in allen untersuchten Lebensraumtypen angetroffen und sind im
Winter bei uns durch ihr oft schwarmweises und lautstarkes Auftreten eine auffällige
Erscheinung
- die hohen Zahlen kamen wieder durch Schlafplätze zustande, Schwerpunkt war dabei
Bansin, in einem Buchenpark bestand während des gesamten Winters ein Schlafplatz der
Nebelkrähe mit konstant 120- 125 Ind., in den übrigen Gebieten wurden weitere 129/76
Ind gezählt
- der Bansiner Schlafplatz der Saatkrähen und Dohlen war nicht durchgängig den ganzen
Winter über besetzt, Beobachtungen aus der weiteren Umgebung zeigten aber, dass unweit
Ausweichplätze existieren
- die Vögel verteilen sich während des Tages weiträumig über die Insel, nutzen v. a. die
Agrarlandschaft zur Nahrungssuche, wie Beobachtungen bei Usedom, Neppermin und
Morgenitz zeigten
- auffällig ist die hohe Zahl von 26 Elstern bei der zweiten Zählung in Heringsdorf, doppelt
sovielen wie bei der ersten, vermutlich ebenfalls aus einem zeitweise bestehenden
Schlafplatz resultierend
4.4. Tauben, Spechte
- mit 244 Ind. (130/114) war die Ringeltaube deutlich häufiger als 2013 mit nur 70 Ind.,
Ursache ist sicher der mildere Witterungsverlauf, höhere Zahlen wurden durch die
ungünstige Nahrungssituation verhindert, die z. B. bei einer Buchenvollmast 2012
insgesamt 657 Ind. erbrachte
- eine Überraschung waren 11 Hohltauben im Thurbruch, die normalerweise hier nicht
überwintern
- Spechte wurden drei Arten festgestellt, darunter erfreulicherweise auch wieder je ein
Grünspecht in Heringsdorf und auf dem Gnitz, was auf Bruten im Frühjahr hoffen lässt
und die winterlichen Verluste der letzten Jahre vielleicht wieder etwas ausgleicht
- auffällig war auch die hohe Zahl von 11 Buntspechten im Wald bei Kölpinsee, wobei
es sich zumindest zum Teil um umherstreifende Vögel gehandelt haben dürfte
4.5. Singvögel
- diese Vogelgruppe stellt mit 32 Arten (ohne Krähenvögel) erneut die Hälfte aller Arten
- vor allem in den Ortschaften sind sie mit verschiedenen Meisen oder Finken eine
auffällige winterliche Erscheinung, zumal wenn sie sich an den zahlreich vorhandenen
Futterhäusern einstellen und gut beobachten lassen
- diese sichere Nahrungsquelle lockt natürlich auch viele Singvögel in die Siedlungen, die
dann attraktiver sind als Wald- und Offenlandbiotope
- häufigste Art war die Kohlmeise mit 580 Ind. (315/265), aber auch Tannen-, Hauben-,
Sumpf- und Weidenmeisen wurden beobachtet, allerdings wie in den Vorjahren nur in
geringen Stückzahlen, häufiger war noch die Blaumeise mit 158 Ind. (70/88)
- ebenso häufig wie die Kohlmeise war die Wacholderdrossel mit 580 Ind., diese Zahl
setzte sich v. a. aus großen Ansammlungen im Offenland zusammen, so im Thurbruch
76/362 und auf dem Gnitz 120/15 Ind. zusammen, auffällig war aber auch, dass nach dem
kurzen Wintereinbruch sofort Trupps von Wacholderdrosseln in den Ortschaften erschienen,
um die noch zahlreich vorhandenen Äpfel in den Obstgärten zu ernten
- trotz milden Wetters war die Zahl der überwinternden Rotkehlchen mit 33 Ind. nicht
höher als 2012 mit 30, 2013 wurden allerdings nur 14 Ind. registriert
- häufigste Finkenart war der Erlenzeisig mit 451 Ind. (162/289), die sich in diesem Jahr auch
verstärkt an Futterstellen blicken ließen, 2013 wurden 653 Erlenzeisige gezählt, die sich
vor allem am Rand von Gehölzen des Offenlandes aufhielten
- auch für den Grünfink ist ein häufiger Singvogel in den Ortschaften, weil er von Fütterungen
profitiert, von den 255 Grünfinken wurden allein 178 in Bansin und Heringsdorf beobachtet
- größere Finkenansammlungen z. B. aus Buch- und Bergfinken fehlten ansonsten, da es
keine Bucheckern, ihre winterliche Hauptnahrung, gab
- Bergfinken wurden allerdings in der zweiten Winterhälfte in geringen Zahlen an den
Futterstellen beobachtet
- erneut nur seltene Gäste waren Seidenschwänze mit insgesamt 5 Ind., was aber
deutschlandweit der Fall war, offenbar gab es im hohen Norden ausreichend Beerennahrung,
so dass sie nicht zu weiten Zugwegen gezwungen waren
- auch Raubwürger traten nur in Einzelexemplaren auf, weil Mäuse fehlten