1. Zählgebiete, Zähler
- Datum 11./12.01., überwiegend wurde am Sonnabend, 11.01. gezählt, so dass
Doppelzählungen und Überlagerungen weitestgehend ausgeschlossen werden können,
einige Teilabschnitte wurden auch schon am Freitag bzw. am Sonntag erfasst
- insgesamt 14 Zählgebiete auf der Insel und im Peenetal
- insgesamt 26 Mitglieder der NABU- Regionalgruppe und Freunde waren beteiligt, Dank an
alle Zähler für Mühe und Einsatzbereitschaft sowie gute Arbeit im Gelände
- erfreulich viel Neulinge und Interessenten, die aktiv beteiligt waren und für die Zukunft der
Zählung hoffen lassen
- Rückmeldung der Daten erfolgte innerhalb von zwei Wochen, so dass anschließend mit der
Auswertung begonnen werden konnte
- außerdem nationaler Gänsezähltermin im Rahmen des Monitorings der nordischen Arten,
der eine getrennte Zusammenstellung der Daten auf gesonderten Zählbögen erfordert
2. Wetterbedingungen
- bis Mitte Januar herrschte fast ungewohnte, durchgehend milde Witterung, mit zum Teil
zweistelligen Plusgraden
- es gab nur wenige Male leichten Nachtfrost
- diese Großwetterlage erstreckte sich bis nach Skandinavien und in das südliche
Baltikum und war sehr stabil
- auf Grund der durchgehend milden Witterung gab es vorher auch keine großräumigen
Winterfluchtbewegungen
- alle Gewässer waren am Zählwochenende offen, so dass jeder Zähler Wasser und auch
Wasservögel vorfand
- die Erfassungsbedingungen waren fast optimal, bis 6°C bei bedecktem Himmel
- kleine Wermutstropfen waren der recht lebhafte Wind, der sich vor allem an den Küsten
mit auflandigem Wind durch Wellenschlag störend bemerkbar machte und die durch Dunst
(aber kein Nebel, wie am darauf folgenden Wochenende) etwas eingeschränkte Sicht
3. Ergebnisse
- die langfristig günstigen Wetterbedingungen ließen auf ein gutes Ergebnis hoffen
- es zeigte sich aber, dass durch die großräumig milde Witterung viele Wasservögel gar nicht
bis in den südlichen Ostseeraum vorgedrungen waren, sondern offenbar weiter nördlich und
östlich verblieben waren (Gänse, Schwäne, Enten)
- andererseits war auch an den hiesigen Gewässern eine sehr hohe Artenzahl an Wasservögeln
anzutreffen
- überraschenderweise gab es auch noch recht intensive Zugbewegungen bei einigen Arten,
insbesondere nordische Bläss- und Saatgänse sowie Singschwäne betreffend, die teilweise
großräumig ihre Einstandsgebiete wechselten
- an jedem Gewässer hielten sich Wasservögel auf, niemand ging leer aus, auch wenn die
Verteilung der Tiere keineswegs gleichmäßig war, z. B. waren auf den beiden großen
Binnenseen der Insel (Gothensee und Schmollensee) fast keine Wasservögel anzutreffen
- im Peenetal waren die Polder Klotzow und Waschow sehr vogelarm, während sich auf den
benachbarten Murchiner Wiesen Massen an Wasservögeln aufhielten
- durch den starken Wind mieden die Vögel auch weitestgehend die großen offenen
Wasserflächen auf Haff und Achterwasser und hatten sich in die größeren, windgeschützten
Buchten zurück gezogen, wo sie teils in großer Zahl rasteten (z. B. Krienker See)
- Jahr 2014 2013 2012
Gesamtzahl 41112 18762 35594
(Mildwinter) (Eiswinter) (Mildwinter)
letztmalig 2009 eine ähnlich hohe Gesamtzahl an Wasservögeln
Artenzahl 47 31 44
- Schwerpunktgebiete: Peenestrom Mitte: 9518 Ind.,
Achterwasser Süd: 7177 Ind.,
andere Binnenlandbereiche an Peenestrom und Achterwasser ebenfalls sehr vogelreich, dagegen deutlich weniger Ind. auf der Ostsee, was für die Bevorzugung von Süßwasser-
rastgebieten spricht (Bsp. Bergente)
- häufigste Arten:
2014 2013 2012
Stockente 7174 5520 8457
Konz. am mittleren Peenestrom und den Murchiner Wiesen
Blässgans 4063 333 2909
typisches Winterverhalten bei milder Witterung, aber auch schnelle
Kälteflucht nach Westen möglich
Gänsesäger 3840 2091 3094
hauptsächlich nördliches und südliches Achterwasser, aber überall
im Binnenland kleinere und größere Ansammlungen
Graugans 3321 1523 2699
nochmalige, sehr bemerkenswerte Steigerung des Winterbestandes
- deutlich mehr Vögel:
Kormoran 3619 300 2799
Schlafplatz am Schmollensee, bei Vereisung des Sees jetzt jedoch
verlassen
Saatgans 2067 577 636
damit drei Gänsearten unter den häufigsten Wasservögeln, trotz
ziemlicher Fluktuationen um das Zählwochenende, Konzentration
v. a. an der Festlandsseite des Peenestroms
Zwergsäger 1771 878 1003
wie Gänsesäger binnenländische Rastplätze bevorzugend, hoher
Winterbestand
Schellente 2149 1002 1749
als Tauchente auf offenes Wasser angewiesen, weicht aber auch
problemlos auf die Ostsee aus
Haubentaucher 530 113 103
fast alle auf dem Achterwasser, kaum an der Außenküste
- deutlich weniger Vögel:
Mantelmöwe 164 349 377
überraschend wenige, aber vielleicht östlich überwinternd
Silbermöwe 940 2116 2360
ähnlich wie bei der Mantelmöwe
- gute Übereinstimmung:
Höckerschwan 580 424 527
recht gleichmäßig verteilt, auch auf landwirtschaftlichen Flächen
Nahrung suchend, z. T. schon verpaart auf den Brutgewässern
Lachmöwe 1158 1012 1526
als Strandmöwe profitiert sie dort auch von Fütterungen
Seeadler 57 57 71
normaler Winterbestand aus den Brut- und Rastvögeln
- schwankende Bestände:
Graureiher 194 82 191
typisches Winterverhalten, kann vorteilhaft im Frühjahr durch
zeitige Revierbesetzung sein, birgt aber auch Risiken
Blässralle 650 93 694
erleidet in Kältewintern oder durch plötzliche Vereisung hohe
Verluste
Tafelente 1304 19 1580
hohe Rastzahlen auch bei den anderen Tauchentenarten (Reiher-,
Berg- und Schellente)
Bergente 2050 926 165
nur im Binnenland, sonst eher Außenküste
- interessante Besonderheiten:
Sterntaucher: (Seetaucherart): 9, Ostsee, oft küstenfern
Ohrentaucher: (nordische Lappentaucherart): 37, davon 35 am Peenemünder Haken, hoher
Rastbestand, oft auch küstenfern, klein, bei welliger See leicht zu übersehen
Silberreiher: 45, hohe Winterzahl, Insel Görmitz allein 25, Peenetal, dort auf Anklamer
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Gründelenten:
Pfeifente: 226, Peenetal, in der westlichen Ostsee und an der Nordsee Überwinterung
in großer Zahl, aber soweit östlich selten viele
Schnatterente: 103, zunehmende Tendenz zum Ausharren u. Überwinterungsversuche
Löffelente: 11, noch ungewöhnlicher, da sonst reiner Zugvogel ins Mittelmeergebiet
Spießente: 4, osteuropäische Entenart, recht winterhart
Krickente: 75, kleinste heimische Entenart, braucht Flachwasser zum Gründeln
Kranich: 8, im Westen von M-V schon Hunderte Überwinterer, hier eigentlich nicht, aber
mehrere umherziehende Trupps (Maisfelder)
Limicolen (Watvögel):
Kiebitz: 129, Thurbruch, Peenemünder Haken, dieses Jahr überall im Land Trupps
Goldregenpfeifer: 214, ein geschlossener Trupp am Stettiner Haff, an der Nordsee
schon regulärer Wintergast, hier noch nie
Großer Brachvogel: 197, hohe Zahl, Peenemünder Haken fast immer und Schlafplatz
(neu) im Peenetal, auch bei dieser Art sind viele in M-V
geblieben und haben einen Überwinterungsversuch gewagt
Bekassine: 4, am Haff, sehr seltener Überwinterer, sonst Zugvogel nach Südeuropa,
brauchen stocherfähigen Boden zur Nahrungssuche
Pfuhlschnepfe: 1, Peenemünder Haken, regelmäßig schon in den Wattgebieten der
Nordsee, hier Ausnahmegast im Winter
Eisvogel: 5, an verschiedenen Stellen, erfreuliche Zahl, die auch mal wieder auf Bruten im
Frühjahr hoffen lässt