Mittwinterzählung der Wintervögel 2013

Ergebnisse vom 12./13. Jan.2013, NABU Insel Usedom

 

 

Auswertung der Wasservogelzählung am 12./13.01.2013   (Bernd Schirmeister)

 

(Übersichtstabelle und Detailzahlen >> Anlagen)

 

1. Zählgebiete, Zähler

 

- Datum 12./13.01., überwiegend wurde am 12.01. gezählt, so dass Doppelzählungen und

Überlagerungen weitestgehend ausgeschlossen werden können, zwei Peenestromabschnitte

wurden schon am Freitag gezählt

- insgesamt 14 Zählgebiete auf der Insel und im Peenetal

- 21 Mitglieder der NABU- Regionalgruppe Usedom und Freunde waren beteiligt, Dank an

alle Zähler für Mühe und Einsatzbereitschaft sowie die gute Arbeit im Gelände

- Rückmeldung der Daten erfolgte innerhalb von zwei Wochen, so dass anschließend mit der

Auswertung begonnen werden konnte

- außerdem nationaler Gänsezähltermin im Rahmen des Monitorings der nordischen Arten,

der eine getrennte Zusammenstellung der Daten auf gesonderten Zählbögen erfordert

- außerdem europaweiter Kormoranzensus auf der Basis von Schlafplatzzählungen (nach

   2003, immer im Zehnjahresrhythmus), Daten fließen im LAUN Güstrow, Herr Herrmann,

zusammen)

 

2. Wetterbedingungen

 

- Anfang Dezember begann fast pünktlich wieder eine winterliche Frostperiode, die zum

Zufrieren sämtlicher Binnengewässer und inneren Küstengewässer führte

- dadurch setzten im Dezember umfangreiche Winterfluchtbewegungen unter den

Wasservögeln ein, die nur zum Teil zum Ausweichen auf die offene Ostsee führten,

sondern meist ein großflächiges Abwandern aus dem Gebiet zur Folge hatte (z.B.

Graureiher, Blässrallen, Schwäne)

- da diese Frostperiode mit Schneefall verbunden war, bildete sich eine 10- 15 cm dicke,

geschlossene Schneedecke aus

- das führte zum Abwandern der bis dahin im Gebiet verbliebenen großen Gänsetrupps, v. a.

den kleineren Blässgänsen war durch den Schnee die Nahrungsaufnahme erschwert, so dass

sie unsere Gebiet ziemlich komplett räumten

- im Laufe des Dezembers setzte sich dann mit westlichen Luftströmungen deutlich milderes

Wetter durch

- um Silvester waren alle Gewässer wieder eisfrei

- so fand jeder Zähler am Zählwochenende offenes Wasser vor

- allerdings war die Wiederbesiedlungsrate zum Teil sehr gering (Gründelenten, Tauchenten,

auch Säger), so dass zwar viel Wasser, aber wenige Vögel zur Ansicht kamen

- zudem fiel das Zählwochenende in einen erneuten abrupten Wetterwechsel

- dieser Wetterwechsel war mit Temperaturrückgang nahe des Gefrierpunktes (nachfolgend

auch stärkerem Frost bis -10°C) und zum Teil heftigen Schneeschauern verbunden, zudem

blies ein starker Wind aus N, so dass v. a. an der Außenküste die Zählung durch den Sturm

ähnlich wie im Vorjahr stark beeinträchtigt war

- die Gewässer begannen wieder zügig zu vereisen, so dass z. B. im Peenetal schon am

Sonntag erste Polderflächen wieder zugefroren waren

- durch den Sturm gab es Hochwasser, der an Achterwasser und Peenestrom zu

Behinderungen führte

- durch das erneute Überfrieren der nassen Wiesenflächen waren dort z. B. keine

Sturmmöwen (Nahrung: ertrunkene Regenwürmer) und noch weniger Gänse

(Umverteilungen, z. B. Thurbruch) anzutreffen

 

 

3. Ergebnisse

 

- an jedem Gewässer hielten sich Wasservögel auf, so dass kein Zähler leer ausging

- die Zählen schwankten jedoch sehr stark

- die beschriebenen Wetterkapriolen beeinflussten die Ergebnisse v. a. an der Außenküste,aber auch an den großen Gewässern binnenseits

- viele Wasservögel hatten sich in geschützte Buchten zurück gezogen

 

- Jahr                        2013                2012                2011

Gesamtzahl              18762              35594              20002

Artenzahl                     31                    44                    32

 

- Schwerpunktgebiete:

Peenestrom Mitte mit 2947 Ind., Ostsee Ahlbeck bis Kölpinsee mit 2687 Ind.,

Achterwasser Nord mit 2384 Ind., Achterwasser Süd mit 2308 Ind., ansonsten Zahlen vonmehreren Hundert bis knapp 1000 Wasservögeln in den Zählgebieten

 

- häufigste Arten:

                               2013                2012                2011

Stockente                  5520                8457                7429

                               Konz. am mittleren Peenestrom u.  den Peeneoldern,         nur wenige im Wolgaster Hafen

Silbermöwe               2116                2360                1385

                                  dabei eine nahrungsbedingte Konzentration am Strand bei Ahlbeck  (1200 Ind., Muscheln nach dem Nordsturm)

Gänsesäger              2091               3094                1861

                                   Zahlen im normalen Schwankungsbereich, nach  Zufrieren erfolgte Abwanderung, aber auch vergleichsweise

recht schnelle Wiederbesiedlung

Graugans                 1523                2699                807

                                   in den letzten Jahren auf Grund strengerer Winter wieder stärker schwankende Zahlen, ein teil der Gänse neigt

offenbar wieder mehr zum Ziehen

Schellente                 1002                1749                1054

                                   Konz. oft auf dem Haff, in diesem Jahr auch auf dem Achterwasser deutlich mehr Vögel:

Bergente                     926                  165                  1985

                                   Sturm bedingt nur wenige am Peenemünder Haken, größerer Trupp  auf der Ostsee bei Ahlbeck

 

- deutlich weniger Vögel:

Kormoran                   300                  2799                239

                                   Art neigt nach stärkeren winterlichen Verlusten wieder vermehrt zum Ziehen

Blässgans                  333                  2909                51

                                   Vorkommen stark witterungsabhängig, Schneelagen verwehren Zugang zu Nahrungsflächen (Wiesen, Ackerflächen)

Blässralle                      93                    694                  64

                                   stark kälteempfindlich, von offenem Wasser abhängig, Winterflucht

 

Seeadler                      57                    71                    88

                                   offenbar sind die Adler aus Nahrungsmangel den Wasservögeln Richtung Westen gefolgt, an der Küste jagende Adler

           

- gute Übereinstimmung:

Haubentaucher            113                  103                  87

                                   wenige Überwinterer auf der Ostsee und dem Peenestrom

 

Saatgans                   577                  636                  381

                                   Art ist kälteresistenter als die Blässgans

Mantelmöwe                        349                  377                  260

                                   seit Jahren Rastbestände in dieser Größenordnung

 

- schwankende Bestände:

Graureiher                   82                    191                  33

                                   stark abhängig von Gewässern bzw. offener Feldflur (Mäuse)

Höckerschwan            424                  527                  297

                                   Konz. auf dem Peenestrom u. am Peenemünder Haken

Zwergsäger                878                  1003                49

                                   ähnlich wie beim Gänsesäger nach Vereisung Abzug, aber auch relativ schnelle Wiederbesiedlung  

 

- interessante Besonderheiten:

Prachttaucher: 1, auf der Ostsee, oft offshore, kommen nur selten zur Beobachtung,

Ohrentaucher: 3, ebenfalls Ostsee, jährlich geringe Anzahlen Überwinterer,

Pfeifente: 136, davon 129 im Polder Murchin, Gründelenten sind im Winter östlich meist  

                         Ausnahmen, weiter westlich gibt es in M-V oft schon große Ansammlungen,

Löffelente: 2, inzwischen fast jährlich einzelne oder kleine Trupps im Winter, früher nie,

Schwimmentenhybrid Stockente x Pfeifente: ein Männchen in Kamminke,

Bekassine: 2, am Haff, einzige Limicole, keine Kiebitze. keine Brachvögel,

Eisvogel: 3, erfreuliche Beobachtungen, die auf Bruten hoffen lassen,

                       

 

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