Die Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern- Greifswald hatte aufgerufen zum Arbeitseinsatz und so ging es am Sonnabend, den 28.01.23 ohne Gnatz auf den Gnitz, eine wunderschön gelegene Halbinsel zwischen Achterwasser und Krumminer Wieck mit einem beeindruckenden Kliff.
Für die NABU- Regionalgruppe ein Heimspiel und so war unsere Fraktion mit sechs Teilnehmern auch gut vertreten. Insgesamt trafen sich 25 Aktive, darunter viele ehrenamtliche Naturschützer aus dem Landkreis, aber auch aus der Verwaltung und aus dem Naturpark Usedom.
Menschen und Material waren also genug vorhanden. Nach einer kurzen Einweisung durch Philip Riel von der UNB startete der Einsatz zuerst an einem kleinen Feuchtbiotop am Fuß der Weißen Berges. Dort laichen im Frühjahr Moorfrösche und andere Amphibien. Das kleine Gewässer war jedoch stark mit Erlen und Weiden zugewachsen, die zwar Beschattung geben, aber durch die Verdunstung dem Teich auch große Mengen Wasser entziehen, nicht gut für die Amphibien bei der ohnehin schon großen Wasserknappheit. Schnell gaben Freischneider und Motorsägen den Ton an. Da machte es sich sehr gut, dass Tom Böhland, der hiesige Landwirt, uns bei der Arbeit tatkräftig unterstützte. Mit einem Traktor und anmontierten Greifer wurden die Massen an Biomasse gleich abtransportiert, praktischerweise zu Stellen, wo uneinsichtige Besucher abseits der Wanderwege Trampelpfade angelegt hatten, die nun verschlossen wurden.
Diese wichtige Arbeit muss unbedingt später im Wasser eine Fortsetzung finden. Schilf und Rohrkolben haben die freie Wasserfläche stark verkleinert, so dass auch aus dem Gewässer Biomasse entfernt werden muss. Diese Arbeiten sollen ebenfalls mit Hilfe von Technik geleistet werden, die den hiesigen Landwirten zur Verfügung steht. Günstig, wenn die hier wirtschaftenden Landwirte den praktischen Naturschutzmaßnahmen nicht nur aufgeschlossen gegenüberstehen, sondern sie sogar tatkräftig unterstützen.
Da am heutigen Tag genug manpower zur Verfügung stand, hatte sich die Gruppe inzwischen geteilt. An einer Stelle führt der Wanderweg zum NSG Möwenort unmittelbar am Ufer der Krumminer Wieck entlang, auch Lebensraum für den Biber. Das Nagetier hatte eine gewaltige Pappel gefällt, den Fallkerb aber schlecht angesetzt, so dass der riesige Baum mitten auf den Wanderweg gestürzt war. Dabei wurde auch der Koppelzaun für die Schafherde, die die Trockenrasenflächen beweidet, arg in Mitleidenschaft gezogen. Zumindest die Berge von Bruchholz vom Weg konnten wir beseitigen und so kamen auch hier die Motorsägen zum Einsatz.
Der Wanderweg führt von hier weiter bis zur Ortschaft Lütow durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit Bruchwäldern, Trockenrasen, schilfgesäumten Buchten und unmittelbar am Weg auch dichten Hecken. Vor allem Schlehen und Wildrosen sind äußerst starkwüchsig- nicht nur Dornröschen lässt grüßen. Im Gegensatz zum Prinzen gehen die zahlreichen Wanderfreunde der stacheligen Natur aber lieber aus dem Weg, was dazu geführt hatte, dass sich der ehemalige Weg immer weiter in die benachbarte Wiese verlagert hatte. Also rückten wir der üppigen Waffensammlung der Pflanzen mit vereinten Kräften zu Leibe und schnitten den Weg wieder frei. Auch hier wurde die anfallende Biomasse genutzt, um Trampelpfade zu verschließen.
Noch nicht genug. In unmittelbarer Nachbarschaft des NSG Möwenort an der Südspitze des Gnitz hatte sich vor Jahren eine kleine Schlehenhecke gebildet. Fast unbemerkt war sie innerhalb weniger Jahre gewaltig gewuchert und streckte ihre Ausläufer nun immer weiter in Richtung Strand und Trockenrasen.
Dabei geht es nicht darum, nun überall den Hecken zu Leibe zu rücken. Denn Hecken stellen in der oft ausgeräumten Kulturlandschaft wertvolle Lebensräume dar. Sie bieten mit ihren Früchten Nahrung für viele Tiere, Brutmöglichkeiten für eine Fülle von Vogelarten, zudem Verstecke und Schutz. Aber die Mischung macht es. Insbesondere auf dem Gnitz existiert eine kleinräumige Vernetzung unterschiedlicher Lebensräume, zu der auch Hecken gehören. Daneben aber v. a. auch größere Magerrasenbereiche mit einer interessanten Pflanzenwelt, zu denen zahlreiche bestandsbedrohte Arten gehören. An vielen Stellen wurden größere Inseln von dornigen Sträuchern, insbesondere Heckenrosen belassen, wichtige Brutbiotope z. B. für Neuntöter und Sperbergrasmücke.
Wie gut sich die wuchernden Schlehen zurückdrängen lassen, ließ sich an einer anderen Stelle beobachten, wo sich wieder Trockenrasen entwickeln konnte, Karthäusernelken und Skabiosen danken es.
Diese Aufgabe stand nun auch hier an. Man glaubt nicht, wie intensiv sich Sukzessionen entfalten können. Undurchdringliches Buschwerk und auf den letzten Freiflächen hunderte kleiner stacheliger Ausläufer. Es wurden genug Schlehen für Sprosser, Dorngrasmücke und Co. stehen gelassen, aber auch der Offencharakter der Wiese wieder hergestellt. Ebenso wurden einige stark eingewachsene Wildobstbäume und Wacholder wieder frei gestellt. So viele Trampelpfade gab es dann doch nicht, so dass die Massen an Biomasse in den Randbereichen als Totholz aufgeschichtet wurden für Rotkehlchen, Zwergmaus und Co. Zum Glück hatten wir Tom Böhland und den Traktor, sonst wäre es glatt in Arbeit ausgeartet. Die beiden mitgebrachten Kinder hatten dabei einen Riesenspaß und den Traktor inzwischen als Mitfahrgelegenheit entdeckt.
Nun wurde es Zeit, sich auch mal über das herrliche Wetter auszutauschen, kaum Wind, hübsche Wolken (kein Grau!) und Verwöhnsonne. Unter diesen Bedingungen schmeckte das zum Schluss anstehende Mittagessen hervorragend. Ein leckerer Gemüseeintopf frisch aus dem Kessel, dazu Würstchen verschiedener Art, frisches Brot- mehr Picknick geht nicht.
Bericht: Bernd Schirmeister