Traditionspflege am Herrendamm

Bericht vom Arbeitseinsatz am 18.02.2023

Glück, Glück, Glück - in diesem Jahr blieb nur ein schmales Zeitfenster für den geplanten Arbeitseinsatz am Herrendamm zwischen Stagnieß und Pudagla. Am Tag zuvor tobte ein heftiger Sturm, der in den frühen Morgenstunden etwas nachließ und nach getaner Arbeit setzte gegen Mittag heftiger Dauerregen ein, der den Herrendamm schnell in eine schlammige Piste verwandelte.

 

Um 08.30 Uhr war traditionsgemäß Treffpunkt am Forstamt Neu Pudagla. 15 Mitglieder und Freunde der Usedomer NABU-Regionalgruppe waren erschienen, also eine schlagkräftige Truppe dieses Mal. Traditionsgemäß waren alle witterungs- und arbeitsgerecht gekleidet. Auch das Equipment passte, mehrere Motorsägen, Akkusägen, Astscheren, Äxte so sollte die Aufgabe gelingen.

 

Traditionsgemäß stand Pflege der Kopfweiden auf dem Plan. Nach und nach gepflanzt von Klaus Behn, zum Teil bibersicher mit Maschendraht ummantelt, waren sie im Laufe der Jahre prima gewachsen, im Frühjahr Bienenweide, im Sommer Schattenspender, im Winter Kaminholz- also zumindest die stärkeren Äste.

 

Damit Kopfweiden den typischen Kopf ausbilden, der später wiederum mannigfaltige Höhlen und andere Brutmöglichkeiten bietet, müssen sie regelmäßig geschnitten werden. Sonst werden sie im Laufe der Zeit kopflastig und können später unter dem gewaltigen Gewicht der Starkäste auseinanderbrechen, was zwar romantisch aussehen mag, aber das Absterben der Bäume bedeutet. Traditionsgemäß führen wir diese Arbeiten schon etliche Jahre durch, meist im Februar, bevor die Weiden austreiben.

Der Wind blies immer noch ziemlich heftig, so dass wir uns für die Bäume an der Westseite des Herrendammes entschieden. Durch den hohen Winddruck fielen die Äste beim Sägen dann auf den Weg. Auf der anderen Seite wären sie überwiegend in den wegbegleitenden Wiesengraben gestürzt und schwierig zu bergen gewesen. Dort gibt es dann im nächsten Jahr zu tun.

 

Alsbald ertönten die Motorsägen und übertönten die Rufe der ersten heimgekehrten Feldlerchen oder der zahlreichen rastenden nordischen Bläss- und Weißwangengänse. Krachend sauste Ast um Ast zu Boden, flugs zerlegt von den zahlreichen Helfern. Die dünnen Zweige wurden zwischen Weg und Graben als Totholzhecke aufgeschichtet, ebenfalls ein wichtiges Lebensraumelement, bieten sie doch zahlreichen Tieren Unterschlupf und Nahrung. Und vielleicht entdeckt ja der Biber einige der Haufen. Die dickeren Äste wurden für den Abtransport am Wegrand gestapelt.

Bei so vielen Helfern ging die Arbeit zügig voran und wir schafften es, insgesamt 12 Weiden fachgerecht zu stutzen, so viele wie noch nie bei einem Einsatz. Die nun kahlen Bäume wirken momentan noch etwas befremdlich, aber wie schnell und wie kräftig sie wieder austreiben, davon konnten wir uns an Ort und Stelle überzeugen. Die in den letzten Jahren gepflegten Weiden hatten sich alle prächtig entwickelt und wieder zahlreiche neue Äste ausgebildet.

 

Mittags ging es heimwärts. Ein großes Dankeschön an alle fleißigen Akteure.

Bericht: Bernd Schirmeister

Fotos: Winfried Becker, Bernd Schirmeister