Am Wochenende vom 10. bis 12. Januar 2025 nahm unsere NABU-Gruppe wie jedes Jahr an der Internationalen Mittwinterzählung der Wasservögel teil. Diese Zählung ist eine der ältesten und bedeutendsten Monitoringaktionen weltweit und liefert wertvolle Daten über Bestände und Veränderungen in den Populationen von Wasservögeln. Auch Mitglieder unseren Gruppe beteiligen sich bereits seit vielen Jahrzehnten an dieser Zählung. Neben Arbeitseinsätzen und Exkursionen ist dieses Monitoringprojekt eines unserer jährlichen Highlights, für welches es eine gute Organisation und vor allem ausreichend Beteiligte bedarf.
Unsere Zählgebiete umfassen sowohl die Seen und Polderflächen Usedoms als auch die Ostseeküste, das Achterwasser und den Peenestrom. Nähere Informationen und Ergebnisse aus den Vorjahren sind in den Berichten auf unserer Homepage zu finden.
Dieses Jahr stellte uns einerseits die Wetterprognose und andererseits eine dünne Personaldecke durch zum Teil kurzfristige Absagen langjähriger, erfahrener Zähler vor besondere Herausforderungen. Um dennoch die Zählungen wie geplant durchzuführen, beteiligte ich mich an zwei Einsätzen.
Freitag, 10. Januar: Ostseeküste zwischen Zinnowitz und Karlshagen
Auftakt der diesjährigen Zählung war die mir vertraute Strecke an der Ostseeküste, bei der ich bereits seit drei Jahren mitzähle. Die Wetterbedingungen waren besser als angekündigt: Es blieb trocken, mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Ein aufkommender Wind, der später zum Sturm werden sollte, und zeitweise Sonnenschein begleiteten uns. Treffpunkt war die Seebrücke in Zinnowitz, wo ich Bernd traf, der mich mit seinem Wissens-und Erfahrungsschatz begleitete. Gleich zu Beginn ein Highlight: eine beringte Lachmöwe, deren Herkunft aktuell noch geklärt wird. Insgesamt waren weniger Vögel zu beobachten als im Vorjahr, darunter jedoch interessante Arten wie Tafelenten, Eisenten, Haubentaucher sowie zahlreiche Ohren- und Sterntaucher. Auffällig war die geringe Zahl an Möwen.
In Trassenheide setzte sich dieser Trend fort, jedoch sorgte ein vorbeifliegender Basstölpel für Begeisterung – eine seltene Beobachtung in unserer Region. Der Schnee, der sich über die Ostsee näherte, zog rasch über uns hinweg, sodass wir unsere vorletzte Station in Karlshagen unter besten Lichtbedingungen durchführen konnten. In Kienheide, nahe dem Naturschutzgebiet Peenemünder Haken, boten sich uns abschließend Singschwäne, ein Seeadler mit Beute und eine Vielzahl an Möwen, Trauerenten, Stockenten und Höckerschwänen. Hier konnten wir auch deutlich mehr Möwen zählen, dazu einen Knutt – ungewöhnlich für diese Jahreszeit – sowie eine Rabenkrähe, die für unsere Region ebenfalls selten ist. Auch eine weitere beringte Möwe weckte unser Interesse.
Samstag, 11. Januar: Südlicher Peenestrom
Am Samstag erwartete mich ein neues Zählgebiet: der südliche Peenestrom. Durch den Ausfall eines langjährigen Zählers übernahm ich die Fahrgelegenheit für Bernds Bruder Ralf und dessen Tochter Laura, die jedes Jahr zur Mittwinterzählung anreisen. Die Wettervorhersage versprach nichts Gutes – Schnee und Sturmböen. Trotzdem machten wir uns frohen Mutes auf den Weg.
Erster Stopp war die Zecheriner Brücke, wo uns der Wind das Zählen erschwerte. Geschützt durch ein Brückengebäude erfassten wir Arten wie Zwerg- und Gänsesäger, Blässrallen, Reiherenten und Silberreiher.
Nächste Station war ein Punkt hinter Zecherin, wo wir vor allem Rot- und Wacholderdrosseln beobachten konnten. Zu den Highlights zählten hier aber auch einige Rothalstaucher, die sich wunderbar beobachten ließen. Solche Beobachtungen erfreuen natürlich das Beobachter-Herz.
Weiter ging es über Gneventhin, Gellenthin und Vossberg auf der Suche nach Gänsen – zunächst erfolglos. Erst in Usedom Stadt entdeckten wir im Schneesturm einen Trupp Weißwangen- und Waldsaatgänse.
Der Lieper Winkel mit Rankwitz, Quillitz und Warthe bot uns weitere Beobachtungsmöglichkeiten, darunter dicht gedrängte Möwen im Hafenbecken von Rankwitz - Möwenkuscheln war die beste Möglichkeit, sich warm zu halten. Trotz immer widrigerer Bedingungen hielten wir durch und fanden abschließend sogar noch weitere Gänsetrupps. Und zu guter Letzt fanden wir auch noch eine geheime Flaschenpost. Ordentlich durchgeschüttelt vom Wind und Schnee wärmten wir uns abschließend bei Bernd am Kamin bei Kaffee und leckerem Apfelkuchen.
Mein Fazit
Beide Tage waren äußerst abwechslungs- und lehrreich. Trotz der schwierigen Bedingungen boten die Zählungen spannende Beobachtungen. Es hat mir großen Spaß gemacht, Teil der Zählgruppen zu sein und somit auch einen Beitrag zu dieser wichtigen Aktion zu leisten. Durch die beiden Zählungen konnte ich weitere Erfahrungen sammeln und auch meine Artenkenntnisse verbessern. Nun bleibt zu hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder mit einer stärkeren Personaldecke an den Start gehen zu können!
Bericht: Jana Freitag
Fotos: Bernd Schirmeister, Jana Freitag