Unser NABU-Sommerfest 2024

06. Juli 2024

Am 06.07. war es wieder soweit - Sommerfest unserer Regionalgruppe.

 

Sommer gab es auch, aber nur ein bisschen, kühl, windig, aber mit Sonne, zumindest während der Exkursion. Aber dann zog ein kräftiges Gewitter auf und es schüttete, doch da saßen wir schon gemütlich in der großen Scheune.

 

Doch der Reihe nach.

Treffpunkt war in diesem Jahr der kleine Ort Buddenhagen bei Wolgast, wo unsere Mitglieder, Familie Wenzlaff wohnt. Insgesamt 28 NABU’s und Anhang hatte den Weg dorthin gefunden, dank NABU- Fahne an der Einfahrt, auch wenn manche einen zweiten Anlauf brauchten.

 

Ein großes rustikales Grundstück, wohnlich, gemütlich, geräumig, mit viel Holz. Letzteres sollte an diesem Nachmittag noch eine große Rolle spielen.

 

Aber erst einmal gab es Kaffee und Kuchen, lecker und die richtige Stärkung für die folgende Exkursion.

 

Es wurden Fahrgemeinschaften gebildet, denn ein Stück des Weges musste gefahren werden. Aber dann waren wir auch schon mitten im Wald, erster Stopp gleich an einem besonderen Biotop, einem Hochmoor. Die trockenen Jahre der Vergangenheit führen auch hier zu Problemen, v. a. mit Aufwuchs von Birken. Gleichwohl ist noch einiges der typischen Hochmoorflora vorhanden, so Sonnentau,  Moosbeere, Sumpfporst, seltene Seggen. Aber Pflegemaßnahmen wie Entkusseln sind unumgänglich, um diese Arten zu erhalten.

Ja und dann schauten wir in den Wald, weit konnte man wegen der Bäume ja nicht schauen, aber uns wurde der Blick geöffnet. Dank Herrn Wenzlaff, der sich als ausgezeichneter Kenner nicht nur der Bäume, sondern des gesamten Waldes erweisen sollte.

 

Herr Wenzlaff bewirtschaftet ca. 240 ha Wald im Auftrag der Dauerwaldstiftung. Diese Stiftung wurde 2011 gegründet und verfolgt die Förderung des Naturschutzes, der Landschaftspflege und der Bildung durch:

  • Förderung und Entwicklung der Dauerwaldidee in der Aus- und Weiterbildung des Forstpersonals, der Waldbesitzer und in der waldbaulichen Praxis
  • Gezielte Maßnahmen des Waldnaturschutzes, zur Pflege des Wasserhaushaltes und seine Vernetzung mit der Waldlandschaft
  • Förderung der Artenvielfalt in Wirtschaftswäldern und Erprobung neuer Verfahren eines aktiven Waldnaturschutzes im Zuge der Dauerwaldwirtschaft
  • Praktische Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung junger Forstleute in Bezug auf die Anwendung der Dauerwaldidee, Förderung waldbaulicher Praktiken in Zusammenarbeit mit forstlichen Hochschulen
  • Fortbildungs- und Exkursionsveranstaltungen zu den vorgenannten Zwecken
  • Integration des Schalenwildmanagements in die waldökologischen Erfordernisse der Waldbehandlung, um die ökologischen Ziele der Waldbehandlung und der Landschaftspflege zu gewährleisten
  • Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit zur Verbreitung der Dauerwaldidee in der Waldwirtschaft im Land M-V und im gesellschaftlichen Bewusstsein

Aha, darum sollte es heute also gehen, ein bisschen sperrig formuliert, aber wie diese Ideen im Wald umgesetzt werden können, wurde uns durch Herrn Wenzlaff anschaulich demonstriert.

 

Der Dauerwaldgedanke wurde erstmals vom deutschen Forstwissenschaftler Alfred Möller (1860- 1922) formuliert. In der Waldwirtschaft sah er es als notwendig an, den Wald ganzheitlich zu betrachten und pfleglich mit ihm umzugehen. Bei allen forstlichen Maßnahmen steht immer die Stetigkeit des Waldwesens im Mittelpunkt, der Wald ist dabei dauerhaft als Produktionsstätte zu erhalten. Die Stetigkeit des Waldwesens sah er insbesondere gewährleistet durch eine kahlschlagsfreie Waldwirtschaft mit Einzelbaumnutzung, einer permanenten Vorratspflege des aufstockenden Waldbestandes sowie eines stetigen Pflege des Waldbodens durch eine kontinuierliche Waldbestockung mit Baumartenmischung und Naturverjüngung.

 

Im Dauerwald stellt sich durch die Bewirtschaftung ein stufiges und gemischtes Waldgefüge ein, das durch ein Vorhandensein von Bäumen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Stärke gekennzeichnet ist. Auf entsprechenden nährstoffreichen Böden stellt sich durch die einzelstammweise Baumartennutzung ein wechselndes Mosaik von lichten und schattigen Bereichen ein, die das Aufkommen einer Baumartenvielfalt im Waldaufbau begünstigen.

 

 

(Weitere Informationen, auch zu laufenden Projekten, aktuellen Veranstaltungen können auf der Homepage der Stiftung eingesehen werden.)

Doch nun genug der Theorie.

Zweiter Stopp an einem Kiefernwald. Die Bäume gleich groß, gleich alt, Monokultur. Einigen Kiefern wurden unten sämtliche Äste entfernt, begehrtes astfreies Holz. Diese Kiefern dürfen älter werden. Hier ist der Waldumbau zum Dauerwald noch am Anfang. Aber einige Birken und Eichen hatten sich schon dazwischen geschummelt.

 

Dritter Stopp an einem Douglasienbestand, ein Nadelbaum aus Nordamerika. Schnell wachsend, dicke Stämme, mächtige Längen, sehr wirtschaftlich. Die Bäume sind ca. 55 Jahre alt, einige gleich große, dazwischen stehende Kiefern schon fast doppelt so alt. Hier wird in kleinen Mengen einzelstammweise Holz entnommen. Aufkommende Buchen und Eichen wissen es zu schätzen.

 

 

Ein großes Holzgatter fiel auf. Zäune im Wald können notwendig sein bei zu hohem Wildbestand, sonst wird es nichts mit der Naturverjüngung. Hier wird auch jagdlich eingegriffen, um den Schalenwildbestand auf einem waldverträglichen Niveau zu halten. Alles kann der Wolf noch nicht regulieren.

 

Vierter Stopp im Mischwald. Hiebsreife Kiefern, stehendes Totholz, lichte Stellen mit Jungwuchs. Dazwischen wurde der Artenvielfalt ein wenig auf die Sprünge geholfen, denn Herr Wenzlaff hatte Ahorne und einige Winterlinden gepflanzt.

Wir waren immer wieder aufs Neue überrascht, was sich aus den verschiedenen Waldbildern herauslesen ließ und hatten manchmal das Gefühl, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Aber die Erläuterungen von Herrn Wenzlaff, der mit seinem profunden Wissen nicht hinter dem Baum hielt, fütterten uns mit Informationen. Besonders spannend waren oftmals Zusammenhänge nicht nur zwischen Baum und Borke, sondern auch zwischen Boden und Humus, Moosen und Farnen, Himbeeren und Brombeeren, Kräutich und Bäumen, die sich auch dem geneigten Laien nicht auf den ersten Blick erschließen.

Vögel wurden natürlich auch beobachtet. Eine Blaumeisenfamilie turnte durchs Geäst, ein Zaunkönig schimpfte anhaltend über die Störung, letzte Sänge wie Mönchsgrasmücke, Zilpzalp und Waldlaubsänger ließen sich hören. Da wir im Spechtwald waren, gab es auch welche. Ein Buntspecht klopfte, ein Kleinspecht ließ sich hören und auf der Rückfahrt flog ein Schwarzspecht über den Weg.

 

 

Nach zweieinhalb Stunden ging es zurück, gerade noch rechtzeitig, denn der Sommer war schon wieder zu Ende und ein heftiges Gewitter mit dazugehörigem kräftigem Regen hatte Buddenhagen erreicht. Wir hatten die Scheune erreicht und schauten erleichtert von drinnen zu. Nur Kathrin lud allerhand Feuchtigkeit auf beim Suppentopftragen über den Hof.

 

Das war das Startsignal fürs Buffet. Die Gastgeber hatten ein ehemals munteres Rehlein spendiert, nun handlich zubereitet im Bräter. Was für ein besonderer Genuss. Aber dank Kathrins Liste waren auch alle Sommerfestler gut vorbereitet und hatten reichlich Gaumenschmaus mitgebracht. Salate in fast allen Variationen, alle lecker anzusehen und oberlecker schmeckend. Dazu mehrere Variationen selbst gebackenes Brot, selbstverständlich Bockwürste und zum Nachtisch Vitamine in Form von reichlich Obst. Nur die Teller waren etwas klein, aber man konnte ja mehrmals zum Buffet gehen. Getränke spendierten die Gastgeber.

 

Mit vollem Mund spricht man eigentlich nicht, aber es ging nicht anders, denn der Tag war bereits ziemlich fortgeschritten und man hatte sich teils längere Zeit nicht gesehen und entsprechend reichlich Gesprächsthemen und- bedarf.

 

Der Regen hatte nachgelassen und so wurde das Sommerfest am frühen Abend beendet, alles wieder zusammengepackt und aufgeräumt und die Heimfahrt angetreten.

 

Ein ganz großes Dankeschön an unsere Gastgeber, die Familie Wenzlaff für die Vorbereitung und Gestaltung dieses erlebnisreichen Nachmittags, für Kost und Logis.

 

Bericht: Bernd Schirmeister

Fotos: Bernd Schirmeister, Kathrin Räsch, Winfried Becker